Chávez fordert Freilassung von Farc-Geiseln: "Es reicht"

Venezuelas Präsident Chávez fordert von Kolumbiens Farc-Guerilla die Freilassung aller 700 Geiseln. Denn die Guerilleros seien der perfekte Vorwand für die USA, Venezuela zu bedrohen.

In Kampfmonitur: Hugo Chávez Bild: dpa

PORTO ALEGRE taz Venezuelas Präsident Hugo Chávez hat die kolumbianischen Guerilleros der Farc ("Revolutionäre Streitkräfte Kolumbiens") dazu aufgerufen, sämtliche Geiseln ohne Gegenleistung auf freien Fuß zu setzen. Das "könnte der erste Schritt in Richtung dessen sein, wonach wir uns sehnen: dass der interne Krieg in Kolumbien aufhört", sagte Chávez in seiner Fernsehshow "Aló Presidente". Über 700 Verschleppte befinden sich in der Gewalt der Farc. Nach ihrer Freilassung könne ein Friedensprozess mit internationaler Begleitung in Gang kommen, ähnlich wie im Zentralamerika der Achtzigerjahre, hofft Chávez.

All das habe er dem im März verstorbenen Farc-Chef Manuel Marulanda persönlich mitteilen wollen, versicherte Chávez: "Zuletzt habe ich es ihm ein paar Mal öffentlich gesagt, und jetzt sage ich es Alfoso Cano" - dem Nachfolger Marulandas, der als politischster Kopf der Guerilla gilt. "Es gibt Frauen, Alte, Kranke, die bis zu zehn Jahre dort sind. Es reicht. Die Zeit ist da, Cano. Der Guerillakampf ist Geschichte."

Dann brachte er erstmals das Argument vor, die Guerilleros könnten den USA in die Hände zu spielen: "Ihr seid der perfekte Vorwand für das Imperium, damit es uns alle bedrohen kann. Am Tag, an dem der Frieden in Kolumbien einzieht, ist es vorbei mit der Ausrede, mit dem Terrorismus, wie sie sagen."

In Kolumbien wurde Chávez neue Linie mit vorsichtigem Optimismus aufgenommen. Justiz- und Innenminister Carlos Holguín sagte, er begrüße die "überraschenden" Worte des venezolanischen Präsidenten, den er als "Verbündeten" der Farc bezeichnete. "Er hätte das vor Jahren sagen sollen", meinte die rechte Senatorin Marta Lucía Ramírez. "Schade, dass er es erst jetzt tut, weil er durch die ganzen Informationen auf den Computern von Raúl Reyes unter Druck geraten ist." Nach dem Luftangriff Kolumbiens auf ein Farc-Camp in Ecuador, bei dem Vizechef Reyes getötet worden war, hatte die Armee mehrere Computer und Festplatten beschlagnahmt und versorgt die Presse seit Monaten mit wohldosierten Häppchen davon - Beweise dafür, dass Chávez die Rebellen mit Geld oder Waffen versorgt hat, blieb Bogotá jedoch schuldig.

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