City West: Flanieren am Zoo

Am Hardenbergplatz werden Verkehr und Platz klar voneinander getrennt. Hochhaus und Tiefgarage sind vom Tisch.

Viel Platz für Fußgänger. Der neue Hardenbergplatz. Bild: Topotek1

Schwer zu sagen, was der Hardenbergplatz eigentlich ist: Parkplatz, Bushaltestelle, Bahnhofsvorplatz, Eingang zum Zoologischen Garten? Von allem wohl etwas, aber nichts davon richtig. Nun aber soll der Platz nicht nur ein neues Gesicht bekommen, sondern auch ein neues Label. „City meets park“ nennen das Berliner Büro Topotek 1 und das Leipziger Büro Ivas ihren gemeinsamen Entwurf für eine Neugestaltung des Platzes zwischen Bahnhof Zoo, Zoologischem Garten und dem Hutmacherhaus. Bei einer Standortkonferenz am Montagabend haben sich der Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf und die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung für diese neue Liaison zwischen Stadt und Park entschieden.

Damit gibt es endlich grünes Licht für den Umbau des Hardenbergplatzes. Die Entscheidung für die Neuordnung des Platzes ist zugleich eine Absage an weitergehende Pläne, etwa ein Hochhaus an der Nordseite des Platzes, das zuletzt die AG City West und der Architekt Christoph Langhof vorgeschlagen hatten. „Das war nicht seriös“, sagte Baustadt Marc Schulte (SPD) und wies darauf hin, dass es für das Hochhaus weder einen Investor noch ein Finanzierungskonzept gab. Aber auch die Idee einer unterirdischen Tiefgarage ist vom Tisch. Nicht wirtschaftlich, lautet die Begründung.

So muss also nun dort Ordnung geschaffen werden, wo sich bislang Fußgänger, Rad- und Autofahrer, Busse und Taxis im Weg stehen. „Die Flächen für den Bus- und Taxiverkehr werden auf drei parallele Spuren reduziert“, erklärte Topotek-1-Geschäftsführer Martin Rein-Caro seinen Plan. „Damit schaffen wir Platz, um auf der Ostseite eine großzügige Freifläche entstehen zu lassen.“ Diesen so genannten Shared Space sollen sich dann Fußgänger und Radfahrer teilen. „Darüber hinaus“, so Rein-Caro, „soll hier der Tiergarten mit den für ihn typischen Gehölzen auf den Hardenbergplatz verlängert werden.“ Auch die Baumbestände sollen an dieser Stelle erhalten werden. Entlang des dreispurigen Verkehrsverteilers ist die Anpflanzung von Platanen geplant.

Mit seiner klaren Trennung von Verkehrsfläche und Promenade reagiert der Entwurf am besten auf die Vorgaben der Auslober. So sollte der Hardenbergplatz als Entree zur City West weiterentwickelt werden. Es musste auf seine Funktion als Mobilitätsdrehscheibe Rücksicht genommen werden – und die Zahl der Parkplätze sollte reduziert werden, um mehr Platz für einen richtigen Platz zu schaffen. Im Topotek-Entwurf gibt es statt 220 Stellplätzen nur noch 70 bis 75.

Viel radikaler war dagegen der Entwurf des Büros Lützow 7, das schon die Freiflächen am Bikini-Haus sowie den Mittelstreifen am Tauentzien realisiert hatte. Für Lützow-7-Chef Jan Wehberg lag es wegen der vielfältigen Anforderungen an den neuen Hardenbergplatz nahe, den gesamten Platzraum zum Shared Space zu machen. Alle würden sich also den Platz teilen, kein Verkehrsteilnehmer hätte Vorrang.

Das ging dem Vertreter der Deutschen Bahn, Heiko Jentsch, freilich zu weit. „Wir brauchen für unsere Reisenden eine klare Wegeführung“, sagte Jentsch. Und noch einer mischte sich ein. „Ich habe große Sorge, dass ein so großer Shared Space ein neues Ziel für Demonstrationen werden würde“, meinte ein Polizeibeamter des zuständigen Abschnitts 25. „Deshalb sollten die verschiedenen Nutzungen lieber getrennt werden.“

Dass dies bald geschieht, gilt als ausgemacht. Nach der Entscheidung vom Montag soll es nun in die Detailplanung gehen. 2015 wird dann über die Wirtschaftsverwaltung ein Förderantrag für das Programm „Gemeinschaftsaufgabe der regionalen Wirtschaftsstruktur“ (GRW) über 10 Millionen Euro gestellt werden. 2016 könne es schließlich losgehen, so Stadtrat Schulte.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.