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Comedy-Preisträgerin Hazel BruggerKonsequent authentisch

Für ihre ESC-Moderation wurde Hazel Brugger beim Deutschen Comedypreises geehrt. Frühen Erfolg hatte die 31-Jährige mit ihren Poetry-Slams.

Improvisiert, lacht und spielt sich mit Moderationskollegin Sandra Studer (rechts) gekonnt die Bälle zu: Hazel Brugger (links) Foto: Georgios Keflas/Keystone/epa

Beim Eurovision Song Contest im Mai 2025 war sich die 31-jährige Hazel Brugger für nichts zu schade – und blieb währenddessen durchweg souverän: Sie improvisierte, lachte, spielte sich mit ihrer Moderationskollegin Sandra Studer gekonnt die Bälle zu. Für diese besondere Leistung wurde sie nun mit dem Deutschen Comedypreis in Köln ausgezeichnet. Das gab das Cologne Comedy Festival am Freitag bekannt.

„Hazel Brugger hat mit ihrer authentischen, schlagfertigen und herrlich unkonventionellen Moderation des Eurovision Song Contests 2025 ein Millionenpublikum begeistert und dem ESC frischen Zeitgeist verliehen“, hieß es in der Begründung über einen Sonderpreis des CCF. „Statt Glamour zu inszenieren, blieb sie sich als Comedienne treu – charmant, spontan und selbstironisch.“

Was bei anderen Moderatorinnen in der deutschsprachigen TV-Landschaft oft ungelenk und unauthentisch wirkt, kaufte man Brugger ab. Sie machte Grimassen, überraschte in bunten Outfits und sang selbst.

Früher Erfolg mit Poetry-Slams

Geboren wurde die schweizerisch-deutsch-amerikanische Stand-up-Comedienne in San Diego, Kalifornien. Brugger hat drei Staatsbürgerschaften: die US-amerikanische durch Geburt, die schweizerische durch ihren Vater, den Psychologen Peter Brugger, und die deutsche durch ihre Mutter. Aufgewachsen ist Brugger in Zürich. Auf einer Poetry-Slam-Bühne stand sie erstmals in Winterthur – mit 17 Jahren.

Viele in ihrem Alter kennen Brugger noch von Youtube. Damals präsentierte sie auf viel kleineren Bühnen ihre Texte bei Poetry-Slams. Das kam an – ihr Slam „Im Namen des Fötus, des Hohnes und des ewigen Spottes“ aus dem Jahr 2015 hat auf der Videoplattform mittlerweile mehr als 2,7 Millionen Aufrufe. Schon damals feierten die Zuschauer ihre Kombination aus intelligenter Wortakrobatik und ernster Miene.

In der Medienwelt hat Brugger mit Anfang 30 schon so ziemlich alles gemacht, was möglich ist: Sie schrieb Kolumnen, ist Podcasterin, war Außenreporterin für die „heute show“. Zuletzt machte sie Werbung für ein Telekom-Subunternehhmen, textete die Vengaboys dafür um und sang den Song mit einem Seniorenchor ein. Brugger versteht, wie die moderne Aufmerksamkeitsökonomie und Social Media funktionieren. Mit Comedy-Clips ging sie auf Tiktok viral.

Brugger scheint auch den Spagat zwischen Familie und Karriere gekonnt zu meistern. Sie ist Mutter zweier Töchter, verheiratet. Ihre fast fünf Jahre alte Tochter kann laut einer Schweizer Zeitung schon lesen. In einem Interview mit Gregor Gysi übte sie Selbstkritik und sagte, dass sie zu wenig Zeit mit ihrer Familie verbringe.

Wärme und Kälte

Im Sommer trat sie auf Englisch mit einer Comedy-Show in Schweden auf. In der Vergangenheit ging sie auch auf Parteitage und zog Politiker durch den Kakao. „Warum kommen die Politiker überhaupt zu Ihnen?“, fragte die taz im Jahr 2018 Brugger. „Weil das extrem viel Werbung ist für die. Es gibt ja nichts Sympathischeres, als wenn man sich seiner Schwächen bewusst ist und auch darüber lacht.“

Die auf Bildschirmen immer lustig und entspannt scheinende junge Frau erkrankte während der Coronapandemie im Jahr 2020 an Depressionen und nahm dagegen Medikamente. „Der stete Wechsel aus totaler Wärme im privaten Zwischenmenschlichen und brutaler Kälte im Außen hatte mich sehr erschöpft“, erklärte sie dazu in einem Interview. Sie überwand die Depression und spricht heute offen darüber – und zeigt, dass sich psychische Erkrankungen und Erfolg nicht ausschließen müssen.

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