Computerinitiative für Schulen: Folgenschwere Geschenke

Computerhersteller übergeben Berliner Schulen 300 Laptops. Von dem Ziel, alle Schüler digital zu versorgen, ist das Land aber noch weit entfernt.

Kann kinderleicht sein: Rechner in der Schule Bild: reuters

Was geht vor, wenn sich mehrere SchulstadträtInnen, SchulleiterInnen, Oberschulräte und sogar Bildungsstaatssekretär Mark Rackles (SPD) treffen und es dabei auch noch Saft und belegte Brote gibt? Na klar: Es gibt was zu feiern. Manchmal werden dann sogar Geschenke verteilt.

Wie am Mittwoch: Mit 300 nagelneuen Laptops beglückten die Hersteller Intel und Hewlett-Packard zehn Berliner Schulen. „Geschenke mit Folgekosten“ allerdings, wie Staatssekretär Rackles in seiner Dankesrede nicht verschwieg. Und Bernd Bielmeier von Intel konkretisierte: 50.000 Lehrerstunden würden wöchentlich in Deutschland benötigt, um solche Unterrichtstechnik zu betreuen. Und das, obwohl Deutschland beim Einsatz neuer Medien in Schulen im internationalen Vergleich „nicht ganz vorne dabei“ sei. Bielmeier verwies auf die Türkei, die gerade 15 Millionen Tablet-PCs anschafft – für jeden Schüler einen.

Immerhin: Mittlerweile mehr als 50.000 Computer stehen den knapp 300.000 Berliner SchülerInnen zur Verfügung – ein Verhältnis von etwa eins zu sechs. Vor acht Jahren kam noch ein Computer noch auf 14 SchülerInnen. Damals rief Berlins Schulverwaltung den „eEducation Masterplan“ ins Leben, mit dem die digitale Ausstattung der Schulen deutlich verbessert werden sollte.

Dass es nicht damit getan ist, einfach Geräte zur Verfügung zu stellen, zeigen bisherige Auswertungen: Im vor zwei Jahren veröffentlichten „3. Berliner Innovationsatlas Schule“ berichtet fast jede dritte von über 100 im Jahr 2007 mit Laptops ausgestatteten Schulen über Folgeprobleme: technische Wartungsschwierigkeiten, schlechter Internetzugang, fehlendes Geld für die Anschaffung von Lernsoftware – oder schlicht zu wenige Steckdosen zum Aufladen der Rechner.

Viele dieser Probleme seien mittlerweile behoben, sagt Nikolai Neufert, als Oberschulrat in der Senatsbildungsverwaltung Leiter des IT-Masterplans. Die Verwaltung statte Schulen mit der gewünschten Anzahl von Accesspoints für W-LAN und mit Notebookwagen als Aufladestationen aus. Es bleibt jedoch die technische Wartung von Hard- und Software, die die Schulen vor personelle und Know-how-Probleme stellt. Jedes Mehr an Ausstattung bringe eben auch mit sich, „dass sich jemand darum kümmern muss“, so Franziska Giffey (SPD), Bildungsstadträtin in Neukölln.

Giffeys Bezirk stellt sich dieser Herausforderung derzeit mit Honorarkräften: Richtige Administratoren an die Schulen zu holen, sei „eine Zukunftsaufgabe“, sagt die Bezirksstadträtin. Seine eigene Zukunftsvision offenbart Staatssekretär Rackles in seiner Dankesrede: „Unser Ziel ist: Jeder Schüler soll ein Notebook haben.“

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