Computerpreis 2011 für "A new beginning": Kombiniere, kombiniere

Ein simples Click-Adventure gewinnt den Deutschen Computerpreis. Und der soll "pädogogisch wertvolle" Spiele fördern. Das ist weltfremd. Das Spiel aber nicht.

Bei dem Science-Fiction-Spiel "A new beginning" brachte eine atomare Katastrophe die Erde aus dem Gleichgewicht. Bild: Promo

BERLIN taz | Der mit 125.000 Euro dotierte Deutsche Computerspielpreis 2011 geht an das Point & Click-Adventure "A new beginning" - ein Spiel, in dem es darum geht, die Erde vor dem Klimakollaps zu bewahren. Die Jury-Entscheidung ist nicht wirklich überraschend. Denn mit dem von der Bundesregierung geschaffenen Preis sollen "pädagogisch wertvolle" Spiele ausgezeichnet werden.

Es ist ziemlich anmaßend und weltfremd, darüber zu entscheiden, was ein pädagogisch wertvolles Spiel sein soll. Darum erntete der 2009 geschaffene Preis in der Vergangenheit immer wieder berechtigte Kritik, unter anderem von den Grünen. Doch trotz der schrägen Preisverleihung lohnt es sich, einen Blick auf das ausgezeichnete Spiel zu werfen.

Mit "A new beginning" geht der Preis an ein Spiel, dessen Genre eigentlich schon totgesagt wurde. Point & Click bedeutet meistens endloses Rätselraten nach immer dem selben Schema: Es müssen Gegenstände aufgesammelt und miteinander kombiniert werden. Oftmals sind die Rätsel so abwegig, dass sie nur mit Lösungsbuch, aber kaum mit gesundem Menschenverstand zu lösen sind. Lange Zeit war das nur etwas für eingefleischte Genre-Fans.

Daedalic Entertainment, den Entwicklern von "A new beginning", ist es gelungen, die Adventures aus der Versenkung zu holen und für eine breiteren Zielgruppe verdaulich zu machen. Das haben sie mit einfallreichen Science-Fiction-Abenteuern geschafft.

Hoffentlich keine Prophezeiung

"A new beginning" kommt nostalgisch daher, mit veralteter 2-D-Comic-Grafik und simpler Bedienung per Maus. Doch die einzelnen Rätsel werden sehr liebevoll in Szene gesetzt, vieles ist handgemalt, vier Jahre lang haben die Entwickler daran gearbeitet. Und diesmal ist die Fiktion gar nicht sooo weit von der Realität entfernt.

Die Geschichte dreht sich um eine junge Frau aus dem Jahr 2500. Die Erde steht kurz vor dem Untergang, Naturkatastrophen haben die Menschheit nahezu ausgerottet. Die Heldin reist also in die Vergangenheit, um das drohende Unheil zu verhindern. Doch sie landet in der falschen Zeit und muss feststellen, dass die Erde bereits 2050 fast zerstört ist. Im Laufe des Spiels erfährt man, dass es eine nukleare Katastrophe war, die die Erde aus dem Gleichgewicht gebracht hat.

Die Story hat die Jury überzeugt: "Ohne pädagogischen Zeigefinger wird der Spieler mit den großen Zukunftsherausforderungen im Hinblick auf das Thema Energie konfrontiert und bestens unterhalten."

Die Spieleentwickler sagten bei der Verleihung: "Wir hoffen nicht, dass unser Spiel wie eine Prophezeiung wirkt. Sonst müssten wir auch in die Vergangenheit reisen und unsere Arbeit rückgängig machen und das wollen wir auf keinen Fall". Das junge Team mit dem Preisgeld von 125.000 Euro will sich nun auf neue Projekte im Abenteuer-Genre stürzen.

Die Jury hat noch weitere Spiele für pädagogisch wertvoll befunden: Als "Bestes Serious Game" das Strategiespiel "Energetika", in dem der Spieler in einem fiktiven Zukunftsstaat unter anderem forschen und Kraftwerke bauen muss. Die Auszeichnung in der Kategorie "Bestes Kinderspiel" ging an "The Kore Gang", ein "Jump'n Run"-Spiel, das nach Einschätzung der Jury vor allem Humor beweist.

Als "Bestes Mobiles Spiel" wurde "Galaxy on Fire 2" ausgezeichnet, der Preis in der Sparte "Bestes Browsergame" ging an "Die Siedler Online". Als Sieger aus einem Schüler- und Studentenwettbewerb ging "Tiny & Big - Grandpa's Leftovers" hervor.

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