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Computerspiel „Wheel World“Fahrradfahren im bunten Paradies

Im neuen Indie-Spiel „Wheel World“ dreht sich alles um das Zweirad. Es zeigt, wie idyllisch die Welt von einem Sattel aus sein kann.

Herausfordernd sind die Rennen nicht, dafür gemütlich und voller schöner Kulissen Foto: Messhof Wheel World Tea

In Videospielen können sich Spielende auf jede erdenkliche Art fortbewegen. In großen Raumschiffen oder winzigen U-Booten, mit motorisierten Gefährten aller Art, auf Tieren und Fabelwesen oder aber mit dem Prototyp eines Panzers von Leonardo da Vinci wie in „Assassin’s Creed Brotherhood“. Während der Fantasie bei der Transportation keine Grenzen gesetzt sind, wird die Realität vernachlässigt. Und ein Vehikel wird dabei besonders verschmäht: das Fahrrad.

Zwar kann man in einer Handvoll Spiele wie „Riders Republic“ auf einen Drahtesel steigen, doch nur selten stehen Räder im Mittelpunkt. Mit „Wheel World“ möchte der US-amerikanische Entwickler Messhof dem Fahrrad nun einen ordentlichen Schub geben.

Radfahrerin Kat trifft gleich zu Beginn auf den unsterblichen Raddämon Skully, der auf der Suche nach den legendären Bauteilen seines eigenen Rads ist. Diese sind aber unter mehreren prominenten Fah­re­r:in­nen auf diversen Inseln verteilt und es liegt an den beiden, die Teile zurückzugewinnen.

Viel mehr Handlung hat das Spiel nicht und mehr bedarf es auch nicht. Die Geschichte dient nur als Vehikel, damit die Spielenden mit ihrem eigenen Gefährt die wunderschönen Insellandschaften durchfahren. Die Spielwelt ist optisch im Stil des Comic-Künstlers Moebius gehalten: farbenfroh, hell und klar konturiert. Am Horizont warten Windmühlen, man fährt durch Weingüter und Kornfelder, unter Luftballons hindurch und passiert idyllische Kleinstädte. „Wheel World“ erinnert an einen ruhigen, unaufgeregten Urlaub und versprüht – trotz seiner US-amerikanischen Herkunft – ein toskanisch-italienisches Flair.

Spannendes Suchspiel, vorhersehbare Rennen

Aber es sind nicht nur die Räder, die sich drehen. Den Figuren begegnen zahlreiche andere Fah­rer:in­nen, die darauf warten herausgefordert zu werden. Nur so kann man an Ende gegen die prominenten Rad­fah­re­r:in­nen fahren. Spielerisch ist das simpel, beinahe banal, denn solange man im Windschatten der anderen bleibt und auf den letzten Metern vorbeizieht, ist nahezu kein Rennen eine Herausforderung.

Spannender ist die Suche nach den überall versteckten Bauteilen, die nach Belieben montiert werden können. Während das anfangs noch realistisch anmutet, gibt es später auch ausgefallene Gadgets, etwa einen riesigen Hotdog-Rahmen.

„Wheel World“ ist ein Gute-Laune-Spiel, das zum Abschalten und Loslassen einlädt. Die Rennen sollen Spaß machen, nicht unbedingt fordern. Auch das kleine Entwicklungsstudio hat die Stützräder längst abgelegt. Mit den Spielen „Nidhogg“ und dessen Nachfolger hat das Team nicht nur kommerziellen Erfolg gehabt, sondern auch diverse Preise gewonnen.

Preisverdächtig ist das Videospiel „Wheel World“ nicht, dafür aber ein liebevolles Plädoyer für das Zweirad. Die echte Welt ist leider nicht frei von Pkws und Lkws. Denn im Vergleich zur Realität sind es im Spiel die Autos, die nebensächlich und störend sind. Das Spiel zeigt, wie paradiesisch eine Welt sein kann, in der Fahrräder Vorfahrt haben und Motoren nur ein Werkzeug sind. Die komplette Infrastruktur in „Wheel World“ dreht sich um zwei Räder, nicht um vier. Das Videospiel ist letztendlich wie die perfekte Radtour: weder zu steil, noch zu weit oder anstrengend, sondern genau richtig.

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