Couragierte Zahnärztin: Gutsherrin will die NPD rauswerfen

Zahnärztin Rosemarie Arenstedt hat der NPD eine große Immobilie in Brandenburg weggekauft. Die NPD ist Mieter und soll nun vor die Tür gesetzt werden.

Bald kein Platz für Rechte. Bild: dpa

Ist das klug? Die Frau kauft sich ein Grundstück, das sie nicht einmal betreten darf. Aber Rosemarie Arenstedt ist es das wert. Die neue Eigentümerin von Gut Johannesberg in Brandenburg ist zuversichtlich, dass sie schon bald den Schlüssel zu ihrer Immobilie in den Händen halten wird. Noch aber ist das schmiedeeiserne Tor des 20-Hektar-Geländes verschlossen. Die Nutzer öffnen nicht.

"Ich habe den Mieter ja mitgekauft", sagt Arenstedt der taz, "den muss ich rausklagen oder per einstweilige Verfügung vor die Tür setzen." Dieser Mieter ist die NPD. Gonda Molau, Ehefrau des NPD-Spitzenkandidaten zur Landtagswahl in Niedersachsen, hatte im Mai vergangenen Jahres die Immobilie für 200.000 Euro gekauft und damit wahr gemacht, was die Rechten lange angekündigt hatten: ein Schulungszentrum in Ostdeutschland zu eröffnen. Stolz erklärte Andreas Molau, man werde in Rauen ein "Waldorflandschulheim für national gesinnte Familien" etablieren. Da kannte er seine neue Nachbarin noch nicht.

Annemarie Arenstedt nämlich, die 71-jährige Zahnärztin, war nicht nur erschrocken über das, was da in ihrem beschaulichen Dorf vor sich ging. Sie war auch entschlossen, zu handeln. Mit ihrem Schwager, dem Kölner Wirtschaftsprüfer Johannes Stelten, prüfte sie die Rechtslage. "Wir hatten Glück", sagt sie, "den Rechten fehlten einige Papiere, und wir hatten alles zusammen." Die beiden nahmen einen Kredit auf und kauften für 210.000 Euro.

Nein, erklärt Arenstedt - eine Golden-Agerin, die mal eben ihr überreichlich vorhandenes Kapital in Projekte gegen rechts stecken könne, sei sie nicht - "in meinem Alter ist da alles verplant. Aber ich musste einfach was tun, damit wir die hier nicht in der Gegend haben."

Denn Rauen, das 2.000-Seelen-Dorf, ist ihre Heimat. Hier lebt sie, hier war sie bis 2003 parteilose Bürgermeisterin, und im nahen Fürstenwalde arbeitet sie nach wie vor mit großem Spaß in ihrer Praxis.

Und nun hat sie auch noch Gut Johannesberg "an der Backe". Zwanzig Hektar Land, zehn Gebäude. Ein "Jugendprojekt" wolle sie dort etablieren, vielleicht Wohnraum vermieten, mal sehen. "Wenn ich vom Grundbuchamt Post bekomme, fahre ich nach Potsdam." Dort, bei der Landesregierung, hat man ihr schon vor dem Kauf Unterstützung zugesagt.

Post hat sie übrigens schon von der NPD bekommen. Jürgen Rieger, Anwalt und Multifunktionär der rechtsextremen Szene, schrieb ihr, seine Partei werde um Johannesberg kämpfen. Bange macht Arenstedt der Brief nicht, "der war ganz primitiv", sagt sie. Und dass sie Bescheid sagt, wenn sie aufs Grundstück kann - "dann machen wir einen Tag der offenen Tür".

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.