Cyanogenmod veröffentlicht Version 10: Freies System für's Smartphone

Smartphones wird heutzutage viel anvertraut, doch ihre Betriebssysteme sind meist von Konzernen kontrolliert. Die bekannteste Ausnahme ist da Cyanogenmod.

Lädt: die Boot-Animation von Cyanogenmod 10. Bild: Screenshot: Youtu.be/ogp9f4_yEoU

BERLIN taz | Das maßgeblich von Google entwickelte Handy-Betriebssystem Android ist inzwischen klarer Marktführer auf neuen Smartphones. Wer ein Android-Telefon nutzt, kann häufig aber auch alternative Betriebssysteme installieren, um so mehr Kontrolle über das eigene Gerät zu erhalten. Das bekannteste dieser Systeme nennt sich Cyanogenmod, von dem inzwischen die zehnte Version verfügbar ist, die auf der Android-Version Jelly Bean basiert.

Mit Cyanogenmod lassen sich beispielsweise vorinstallierte Programme entfernen, die nicht abgeschaltet werden können. Doch es geht auch um mehr Kontrolle über das Gerät. Viele Smartphone-Nutzer möchten ein System, dem sie vertrauen können.

„Wir vertrauen unserem Mobiltelefon viele persönliche Daten an: Kontakte, Bilder, Lieblingsmusik, E-Mails, Anruflisten und Kurzmitteilungen“, erklärt der Sprecher der Free Software Foundation Europe (FSFE), Matthias Kirschner, taz.de. „Es ist ein Computer, der dank GPS weiß, wo er ist, mit dem Mikrophon hören und mit der Kamera sehen kann was passiert. Solch eine mächtige Maschine darf nicht von einigen wenigen kontrolliert werden, sondern muss in den Händen vieler liegen.“ Die FSFE wirbt daher für die Installation alternativer, freier Betriebssysteme.

Ein weiterer Vorteil von Cyanogenmod: Hersteller bieten meist nur für einen sehr begrenzten Zeitraum Aktualisierungen. Sony Ericsson etwa teilte kürzlich mit, dass es für zahlreiche Mobiltelefone, die erst im vergangenen Jahr in den Handel gebracht wurden und nach wie vor verkauft werden, keine Aktualisierung auf die aktuelle Android-Version mehr geben wird. Bei Cyanogenmod findet man für viele dieser Modelle regelmäßig Aktualisierungen.

Ärger mit der Garantie

Googles Android-System basiert auf dem freien Linux-Betriebssystem. Zwar hat Google zahlreiche Änderungen an Linux vorgenommen, das ursprünglich nie für Mobiltelefone gedacht war, doch die Lizenz des Linux-Kerns – die GNU General Public License (GPL) – zwingt Google dazu, alle Änderungen wieder der Gemeinschaft zur Verfügung zu stellen. Dadurch haben Entwickler die Möglichkeit, alternative Systeme wie Cyanogenmod zu erstellen. Die bestehen zwar aus demselben Android wie das vom Hersteller mitgelieferte Betriebssystem, doch der Nutzer hat mehr Freiheiten.

Doch die Installation von Cyanogenmod ist häufig nicht ganz einfach. Das Aufspielen des alternativen Systems erfordert zunächst ein sogenanntes „Rooten“ des Mobiltelefons. Einige Hersteller erlauben es von sich aus, dass Nutzer eigene Systeme installieren, bei anderen ist dies nur durch die Ausnutzung von Sicherheitslücken im vorhandenen System möglich. Die Konsequenz: Jedes Gerät ist anders, zahlreiche Installationsanleitungen finden sich im Netz und verwirren den unbedarften Anwender häufig.

Fast alle Hersteller erklären, dass im Falle einer Installation eines Alternativsystems die Gewährleistung erlischt. Eine Einschätzung, der Juristen der Free Software Foundation Europe jedoch widersprechen: Solange ein späterer Schaden am Gerät nicht direkt auf die installierte Alternativ-Software zurückzuführen sei, gelte weiterhin die gesetzliche Gewährleistung. Musterprozesse gab es dazu bislang keine.

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