DAILY DOPE (557) : Das Denkmal Armstrong bröckelt

Drei seiner ehemaligen Vertrauten akzeptieren eine Dopingsperre. Ein Indiz dafür, dass das laufende Verfahren gegen Lance Armstrong tatsächlich Erfolg haben könnte.

Noch immer leugnet Lance Armstrong Doping weiter hartnäckig. Bild: dapd

BELLEGARDE-SUR-VALSERINE taz | Langsam scheint Lance Armstrong doch die gerechte Beurteilung seiner Leistung zu ereilen. Nun wurden drei seiner Mitangeklagten von der Antidopingagentur Usada mit einer lebenslangen Sperre belegt. Es handelt sich um die Ärzte Michele Ferrari und Luis Garcia del Moral und den Trainer Jose Marti.

Ferrari, schon in Italien lebenslang gesperrt, agierte von 1999 bis 2006 als Betreuer von Armstrong. Er entwickelte eine Mixtur aus Olivenöl und Testosteron, Doperjargon „das Öl“, das den Fahrern der Armstrong-Teams US Postal und Discovery Channel schnellere Regenerierung ermöglichte. Er war auch hocheffizient in der Dosierung des Blutdopingmittels Epo.

Marti ist als Lieferant von Dopingmitteln bekannt. Er betreute ab 1999 Profis der Rennställe US Postal, Discovery und Astana. Del Morals Spezialität, bis 2003 US-Postal-Teamarzt, waren Bluttransfusionen. „Die lebenslange Sperre dieser Personen ist ein kraftvolles Statement. Damit werden die aktuelle und künftige Generationen von Sportlern von ihrem Einfluss befreit“, kommentierte Usada-Direktor Travis Tygart.

Das Trio ist damit nicht nur von Sportveranstaltungen in den USA ausgeschlossen, sondern von allen Wettkämpfen, für die der Code der Welt-Antidoping-Agentur Wada gilt. Dass diese Abschreckung nicht unbedingt Wirkung erzielt, zeigt aber die Tatsache, dass es trotz der italienischen Sperre von Ferrari noch immer viele Athleten zu dessen Domizil nach St. Moritz zieht.

Armstrongs Verzögerungstaktik

Die Hauptangeklagten Lance Armstrong und Johan Bruyneel versuchen derweil, mit Klagen über die Zuständigkeit der Usada eine eigene Verurteilung hinauszuzögern. Armstrong erlitt dabei einen Rückschlag, als ein Richter in Austin seinen Vorstoß als unzureichend begründet ablehnte. Er hat jedoch noch einen weiteren Versuch frei.

Seine Chancen sind schwer abzuschätzen. Dem US-Rechtsexperten Michael McCann zufolge könnte er versuchen, von der nichtstaatlichen, aber im Sport hoheitlich agierenden Usada eine ähnlich hohe Beweislast zu fordern wie im normalen Strafprozess. Das böte ihm weitere Angriffsmöglichkeiten.

„Weil Armstrong aber noch nicht alle Instanzen im Sportrecht ausgeschöpft hat, inklusive dem Gang von das Sporttribunal TAS, könnten die Richter diesen Weg auch erst abwarten“, spekulierte McCann. Das Armstrongs Mittäter ihre Sperre akzeptieren, ist allerdings zumindest ein starker Hinweis darauf, dass die Beschuldigungen fundiert sind. Das Denkmal Lance Armstrong beginnt zu bröckeln.

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