DIE WAHRHEIT: Pommes unter Druck

Ratingagentur stuft überraschend die Farbe Rot herab.

Wie lange wird es die rote Soße zu Pommes und Currywurst noch geben nach der Herabstufung? Bild: dapd

Seit jeher erfreut sich der Mensch am dezimalen Auflisten der unterschiedlichsten Dinge. Seien es die „10 wildesten FDP-Frisuren“, die „10 verrücktesten Gebote“ oder einfach nur die „10 besten Top Ten.“ Doch jede Liste unterliegt naturgemäß einer gewissen Wertigkeit der aufzulistenden Dinge. Und genau jener flexiblen Wertigkeit bedienen sich die sogenannten Ratingagenturen, die nicht erst seit der noch immer grassierenden Finanzkrise die Bonität und damit gleichsam die monetäre Vertrauenswürdigkeit gesamter Nationen wahlweise auf- oder noch lieber abstufen.

So ist es beispielsweise noch nicht allzu lange her, dass die amerikanische Ratingagentur Moody’s gar an der Kreditwürdigkeit Deutschlands herummäkelte und zu bedenken gab, dass auch wir Deutschen uns in Zukunft besser mal am Riemen zu reißen hätten, so wir uns denn auch weiterhin an unserem Premium-Deluxe-Status erfreuen wollen. So weit, so gut, und damit eigentlich bereits anmaßend genug …

Doch mittlerweile erdreistet sich auch eine Tochtergesellschaft von Moody’s, die in Manhattan ansässige und sich hauptsächlich auf neurotisch-europäische Kulturanalysen beschränkende Ratingagentur Woody’s, den bundesdeutschen Alltag, fernab aller Untiefen der Hochfinanz, neu zu ordnen und zu katalogisieren. So erklärte kürzlich Ike Singer, ein Sprecher der Agentur, dass man in Zukunft die Farbe Rot nicht mehr für zwingend schöner als ein blasses Grau zu befinden habe.

„Die Kriterien hierfür“, so Singer, „sind dabei nicht so willkürlich, wie es auf den ersten Blick vielleicht scheinen mag. Wir haben uns bei unserer Analyse sehr gewissenhaft mit den aktuellen Beliebtheitswerten der Farben seit 2002 beschäftigt und sind dabei zu dem Schluss gekommen, dass Rot nicht mehr einwandfrei der Kategorie ’Doppelprima‘, sondern nur mehr eher ’Na ja, geht so‘ zuzuordnen ist, während sich das blasse Grau von ’Dazu möchte ich mich nicht äußern‘ zu ’Na ja, geht doch‘ gemausert hat.“

Einen ähnlich verheerenden Umbruch, betont Woody’s, hätte es ansonsten nur im Bereich der globalen Tierbeliebtheit gegeben, in dem sich unter anderem der niedliche chinesische Pandabär mittlerweile weit hinter dem dänischen Dickichtvogel, ja seit kurzem sogar hinter der bolivianischen Warzenwachtel eingefunden hat.

Keine Veränderungen gibt es dagegen auf dem kulinarischen Sektor, wo das dauerbeliebte Universalgericht „Pommes rot-weiß“ die stets beliebter werdenden „Spaghetti rot“ nur mühsam auf Abstand halten kann. Laut Ike Singer keine Überraschung, denn „die Kriterien im kulinarischen Bereich unterliegen bereits seit Jahren ihren eigenen Gesetzen, die selbst Woody’s nicht so recht abzuschmecken vermag. Übrigens ganz im Gegenteil zur immer wieder Überraschungen bietenden Kategorie der wichtigsten Himmelsrichtungen, in der der langjährige führende ’Westen‘ seine Poleposition an den Senkrechtstarter ’Unten‘ abgeben musste.“

Einzig und allein die deutsche Medienlandschaft bleibt laut Woody’s von weiterreichenden Veränderungen in Spitzenpositionen verschont und trotzt somit wenigstens in einem Punkt brecheisenfest den Analysen der Amerikaner. So hat man selbst im Rahmen penibelster Nachforschungen und Abwägungen und unter Berücksichtigung kleinster Laienspielensembles hierzulande keine talentfreieren Schauspielerinnen als Veronica Ferres und Christine Neubauer finden können, die damit nach wie vor unangefochten an der Spitze der überschätztesten Fernsehgesichter stehen. Doch allzu sicher fühlen sollten sich die beiden nicht, denn „Tagesschau“-Sprecherin Judith Rakers macht in der Kategorie „Leute, die unter gar keinen Umständen eine Freitagabend-Talkshow moderieren sollten, es aber dennoch tun“ eine bemerkenswert gute Figur und wackelt damit am eigentlich für die Ewigkeit gedachten Doppelthron der Damen Ferres und Neubauer.

Ebenfalls weiterhin unangefochten ist die Hochspringerin Ariane Friedrich in der europäischen Gesamtwertung der Rubrik „Unsympathischste Sportlerin ever.“ Aber Sportler-Ratings sind selbst gerade auf der „Liste der zehn langweiligsten Ratings“ wieder einmal weit nach unten gerutscht.

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kari

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