DJ Hell über Love-Parade-Unglück: "Ich hätte nicht weiter gespielt"

Helmut Josef Geier alias DJ Hell ist ein Urgestein der Love Parade. Er kann nicht verstehen, warum die Party genehmigt wurde und rät DJ Motte, keine Schuldigen zu benennen.

"Bauzäune als Absperrung sind keine Lösung." Bild: imago

taz: Herr Geier, Sie wollten eigentlich auf der Love Parade am Wochenende auflegen. Warum ist es nicht dazu gekommen?

Helmut Josef Geier: Die Veranstalter haben schon Wochen vorher entschieden, dass ich nicht auflegen soll. Weil ich schon zu oft auf der Love Parade war und mehr Abwechslung gewünscht war.

Was empfinden Sie angesichts des Unglücks, dass da passiert ist?

Ich bin traurig, schockiert und wütend zugleich. Wie es aussieht, haben alle gravierende Fehler gemacht. Und das Schlimmste ist ja, dass im Vorfeld schon gewarnt worden ist. Ich weiß nicht, wie man sowas genehmigt bekommt, an so einem Ort eine solche Veranstaltung zu machen.

Im letzten Jahr ist die Love Parade in Bochum auch abgesagt worden.

Ja, aber das hatte nicht nur mit Sicherheitsgründen zu tun, soweit ich weiß.

DJ Hell heißt mit bürgerlichem Namen Helmut Josef Geier (47). Er gehört zu den DJ-Größen der Techno-Szene, produziert selbst und gründete das Label International Deejay Gigolos, eine deutschen Plattenfirma für Elektronische Musik.

Finden Sie es richtig, dass es die Love Parade nicht mehr geben soll?

Ja, das war mein erster Gedanke, der mir durch den Kopf ging, als ich davon erfuhr.

Einige Ihrer Kollegen haben ja noch bis spät Abends aufgelegt, die Leute haben weiter gefeiert. Wie finden Sie das?

Das kann ich wirklich gar nicht verstehen. Es hätte sicher viele Möglichkeiten gegeben, die Veranstaltung zu beenden und ausklingen zu lassen, ohne weitere Risiken einzugehen. Ich hätte auf keinen Fall weiter gespielt. Da muss man nicht groß darüber nachdenken. Auch die Partys die dann noch stattfanden, beispielsweise die von EinsLive, finde ich mehr als fragwürdig.

Was ist Ihrer Meinung nach schief gelaufen?

Es fehlen ja ganz offensichtlich gute Sicherheitskonzepte. Das mit den Bauzäunen ist auf jeden Fall keine Lösung. Natürlich hat der Tunnel eine ganz unglückliche Situation geschaffen. Das hätte man vorher wissen müssen und es wurde ja auch gewarnt. In Berlin hat es immer funktioniert, da war mehr Platz, die Leute konnten immer weg. Es gab unterirdische Zugänge für DJs von der Siegessäule. Es war immer friedlich. Die Veranstaltung einzuzäunen finde ich falsch. Ich hatte immer großen Respekt vor den großen Massen und frage mich wirklich, wie das passieren kann. Da müssen jetzt alle überprüft werden - McFit, die Polizei, die Stadt, das Baumamt, das das genehmigt hat, einfach alle.

Glauben Sie, dass die Kommerzialisierung der Veranstaltung dazu geführt hat, dass Sicherheitsfragen vernachlässigt wurden?

Das habe ich jetzt schon öfters gehört. Ich weiß es nicht. In Dortmund war alles sehr gut organisiert. Und im Endeffekt waren in Duisburg die gleichen Leute, die gleichen Teams dabei. Ich halte nichts von großen Schuldzuweisungen, wie sie Dr. Motte aus Berlin zum Beispiel schon verbreitet. Was da passiert ist, muss sehr gründlich aufgeklärt werden, dann kann man weiter sehen.

Welche Folgen hat das Unglück für die elektronische Musik-Szene?

Ich weiß es nicht. Einerseits war die Love Parade natürlich einfach ein Volksfest, aber es war eben auch wichtiger Bestandteil der Szene. Ob es da jetzt neue Veranstaltungen dieser Art geben soll, kann ich nicht sagen. Da muss man gut drüber nachdenken und man muss vorsichtig sein.

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