Das Fräuleinwunder der Bundesliga: Mainz bleibt Mainz

Der holprige Saisonstart ist längst abgehakt. Auch unter dem neuen Trainer Kasper Hjulmand spielt Mainz 05 besser als viele größere Vereine.

Hat einen Plan: Christian Heidel, Manager von Mainz 05, hier links neben Trainer Kasper Hjulmand Bild: imago/Jan Hübner

MAINZ taz | Für Leute wie Fredi Bobic hat sich die Kombination aus dem Wort Mainz und den Zahlen 0 und 5 längst zu einem Albtraum entwickelt. Bobic war bis vor kurzem Sportvorstand des VfB Stuttgart, einem sogenannten Traditionsverein, der seine Ansprüche vor allem aus der Vergangenheit ableitet. Jüngst wurde Bobic mit dem Druck aus der Kurve ziemlich unwürdig aus dem Amt gejagt. Vorwurf: Der VfB, immerhin noch mit einem Lizenzspieleretat von rund 42 Millionen Euro ausgestattet, mache aus seinen Möglichkeiten viel zu wenig. Vor allem im Vergleich zu Vereinen, die SC Freiburg und FC Augsburg heißen, oder eben: Mainz 05.

Mit großem Staunen wird an alteingesessenen Bundesligastandorten wie Stuttgart, Hamburg, Frankfurt oder Bremen nach Mainz geschaut. Mainz 05 schafft es von Jahr zu Jahr, seine Grenzen immer weiter nach oben zu drücken. Und immer wenn der Eindruck entsteht, jetzt gehe es aber bergab, gelingt doch der nächste Schritt.

Dabei ist Mainz 05 gar nicht mehr so super klein. Vergangenen Montag präsentierte der Vorstand die neuen Zahlen jenes Vereins, der vor 15 Jahren noch vor 3.000 Zuschauern in einer Bruchbude von Stadion in der Zweiten Liga kickte. Mittlerweile spielt Mainz 05 in der sechsten Saison in Serie in Liga eins, in einer neuen, zum überwiegenden Teil aus Eigenmitteln finanzierten Arena; der Umsatz betrug zuletzt 78,7 Millionen Euro (Rekord), der Gewinn fünf Millionen, für die Lizenzspieler stehen aktuell rund 25 Millionen zur Verfügung.

Die Entwicklung ist auch deshalb so außergewöhnlich, weil etwa zeitgleich der Milliardär Dietmar Hopp die Hoffenheimer mit viel Geld nach oben gepusht hat. Der FSV ist ohne fremdes Geld gewachsen und hat drei Mal die Teilnahme am Europapokal geschafft.

Der dienstälteste Manager

Seit über einem Vierteljahrhundert herrscht Konstanz in der Führung, Manager Christian Heidel ist mittlerweile der Dienstälteste der Liga. Mainz 05 muss auch mit gestiegenen Erwartungen leben. Nicht mehr jedes Heimspiel ist ein Abenteuer, nicht jede Partie ausverkauft.

Nach dem Ausscheiden in der Europa League und im DFB-Pokal schien im Sommer der Trend negativ. Doch wenn am Sonntag Mönchengladbach gegen Mainz 05 antritt, ist das die Spitzenpartie des siebten Spieltages, beide Teams sind ungeschlagen. Mainz 05 ist mittlerweile in der Lage, kurz vor Transferschluss fünf neue Spieler zu verpflichten. Jonas Hofmann zum Beispiel von Borussia Dortmund, der das Team sofort besser macht.

Seit Jahren gehen die Besten, Mainz bekommt viel Geld und holt neue, junge Kräfte, die dann bald zu gut für den Klub sind. „Das wird auch immer so bleiben“, sagt Heidel. Bislang gelang der Umbruch immer, und auch diesmal scheint er zu gelingen. Die Mannschaft spielt nicht mehr so aggressiv nach vorne wie unter Thomas Tuchel, der neue Trainer Kasper Hjulmand legt mehr Wert auf Ballbesitz und Kontrolle.

Die nächsten Konkurrenten stehen bereit

In RB Leipzig (Red Bull) und vielleicht in Ingolstadt (Audi) stehen die nächsten Bewerber, die mit viel Geld eines Unternehmens wachsen, für einen der 18 Erstligastartplätze vor der Tür, warnt Heidel. Das sind keine guten Aussichten für sogenannte Traditionsvereine, aber auch für Mainz 05 nicht.

Heidel aber jammert nicht, er versucht den Klub für den größeren Verdrängungswettbewerb zu wappnen. Auch der Einstieg eines strategischen Partners ist kein Tabu mehr. Und weil Shinji Okazaki aus Japan und Joo Ho Park sowie Ja Cheol Koo aus Südkorea im Kader stehen, plant der Klub eine Marketingoffensive in Fernost.

Ob das alles klappt, weiß auch Heidel nicht. An neuen Herausforderungen ist Mainz 05 bislang immer gewachsen. Auch diesmal?

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