Das Länderranking der Tierversuche: Baden-Württemberg ist führend

Die Anzahl der genehmigten Tierexperimente in Deutschland ist seit 2000 insgesamt um 56 Prozent gestiegen. "Verbraucht" werden immer mehr gentechnisch veränderte Tiere.

Mehr als 15.000 Schweine wurden 2010 in Tierversuchen eingesetzt. Bild: imago/Blickwinkel

BERLIN taz | Die meisten Tierversuche in Deutschland gibt es in Baden-Württemberg – nicht, wie lange angenommen wurde, in Berlin. Dort wurden 2010 rund 563.000 Tiere für Experimente verwendet, wie das Bundesagrarministerium auf einen Antrag der taz nach dem Informationsfreiheitsgesetz mitteilte.

Das sind fast 20 Prozent aller Versuchstiere in Deutschland. "Die hohen Zahlen lassen sich wahrscheinlich durch die vielen dort ansässigen Forschungseinrichtungen und Unternehmen erklären", sagt Kristina Wagner, zuständige Fachreferentin beim Deutschen Tierschutzbund.

Für eine wichtige Rolle der Wirtschaft spricht, dass im Gegensatz zu anderen Bundesländern in Baden-Württemberg die meisten Tiere verwendet werden, um Produkte und Geräte für die Medizin zu entwickeln oder zu erforschen.

Mindestens 248.500 der Tiere wurden direkt für Versuche getötet. Die anderen Tiere können auch mehrere Versuche überlebt haben und werden erst dann getötet. Genauer Angaben lassen sich aus der Statistik nicht entnehmen.

Die Herausgabe von Zahlen über die regionale Verteilung von Tierversuchen in Deutschland lehnte das Agrarministerium zunächst ab. Eine Sprecherin erklärte, dass die Daten von den Bundesländern stammten und dort zu erfragen sind. Laut Berliner Pressegesetz sind jedoch auch Bundesbehörden verpflichtet, Auskünfte zu erteilen. Das Agrarministerium verweigert dennoch die Auskunft. Erst nach einem Antrag nach dem Informationsfreiheitsgesetz schickte die Behörde die Informationen, die wir hier auf taz.de als pdf-File dokumentieren.

An zweiter Stelle der Länderrangliste steht mit etwa 441.000 Tieren Nordrhein-Westfalen. Erst dann folgt Berlin mit 384.000 Tieren. In beiden Bundesländern werden die meisten Versuche nicht mit kommerziellen Zwecken, sondern mit der biologischen Grundlagenforschung begründet.

Insgesamt ist die Zahl der verwendeten Versuchstiere in Deutschland 2010 auf den höchsten Stand seit zehn Jahren gestiegen: auf 2,86 Millionen Versuchstiere. Das sind 56 Prozent mehr als im Jahr 2000.

In den 1990er Jahren waren die Zahlen noch kontinuierlich gesunken. Doch dann verbreitete sich die Forschung mit gentechnisch veränderten Tieren immer weiter. Nun können Wissenschaftler etwa Mäuse so verändern, dass sie bestimmte Krankheiten entwickeln. Diese Defekte wollen die Forscher dann am Beispiel der Tiere studieren.

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