Das WM-Teil IV: Schwenken statt schälen

Ein Kartoffelsalathersteller aus Brandenburg lässt eine junge Dame in sorbischer Tracht zum WM-Start Fähnchen schwenken. Was sagt uns das?

Die junge Dame in sorbischer Tracht darf auch mal mit der Fahne wedeln. Bild: Marlene Halser

Wir haben an dieser Stelle schon über allerlei schwarz-rot-goldenen Unrat berichtet, der zur WM feilgeboten wird. Das wichtigste aller WM-Utensilien aber haben wir bislang schmählich ignoriert: Das FÄHNCHEN.

Ob aus dem Fenster geschwenkt oder auf für Fahrradfahrer in äußerst gefährlicher Ohr-Höhe am Auto angebracht, bald flattern die Dinger wieder fröhlich im Wind. Nationalstolz und so … Sie wissen ja: Wenn Fußball gespielt wird, dürfen auch wir Deutschen das …

Warum aber nun auch die junge Dame in sorbischer Tracht, die eigentlich den „Golßener Spreewälder Frühlingskartoffelsalat“ bewirbt, nun ebenfalls zwei Fähnchen schwenkt, lässt die Autorin verwirrt zurück. Das satte, jedoch unbestimmte Grün der ursprünglichen Anzeige ist einem verschwommenen Fußballstadion gewichen. Verrückt.

Ich kann daraus nur einen Schluss ziehen: Die Dame aus der Werbung ist mitnichten, wie bislang von mir vermutet, ein Symbol für Großmutters Zeiten, an die ich beim Genuss des Kartoffelsalates denken soll, um nicht aus Versehen eine Fabrik zu imaginieren.

Vielmehr wird mir nun klar: Die fleißigen Damen aus der Golßener Manufaktur tragen offenbar tatsächlich sorbische Tracht beim Kartoffelnschälen – und nun hat ihnen der freundliche Fabrikinhaber ein wenig frei gegeben, damit sie sich, wie alle anderen Deutschen auch, fähnchenschwenkend auf die WM einstimmen können. Ich bin gerührt. Was König Fußball alles zu bewegen in der Lage ist.

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