Das Zauberflorett von Valentina Vezalli: Entscheidung in letzter Sekunde

Vier Treffer in 28 Sekunden, aber es reicht trotzdem nicht: Die italienische Florettfechterin Valentina Vezalli verpasst ihre fünfte Goldmedaille.

Valentina Vezalli (rechts) lässt die Südkoreanerin Nam Hyun-Hee sterbender Schwan spielen Bild: dapd

Es waren nur noch 28 Sekunden zu fechten, und es sah verdammt schlecht aus für Valentina Vezzali, denn ihre Gegnerin, die Südkoreanerin Nam Hyun-Hee, Erste der Weltrangliste, lag mit vier Treffern vorn. Das sollte doch reichen, oder? Mitnichten. Vezzali blieb cool, holte Treffer um Treffer auf. Sie schwang ihr Florett wie einen Zauberstab.

Eine Sekunde vor Ende der regulären Kampfzeit hatte sie den 12:12-Ausgleich geschafft. Ihr Nerven hatten der irrsinnigen Belastungsprobe standgehalten. Doch in der Verlängerung ging es weiter mit dem Superstress, denn der nächste Treffer sollte über Sieg und Niederlage entscheiden. Es leuchtete grün. Vezzali hatte gewonnen. Sie weinte hemmungslos. Es wurde nur die Bronzemedaille, nicht das erhoffte vierte olympische Einzelgold, aber die Umstände des Sieges entschädigten sie. Italien sicherte sich übrigens den kompletten Medaillensatz: Gold gewann Vezzalis Landsfrau Elisa Di Francisca vor Arianna Errigo. Der totale Triumph der Azzuri.

Vezzali, 38 Jahre alt, will nicht etwa aufhören, nein, sie kündigte an, auch in Rio 2016 an den Start zu gehen. „Jetzt habe ich eine große Motivation weiterzumachen“, sagte sie in London. Der historische Triumph blieb ihr freilich verwehrt. Mit dem Sieg im Einzel wäre sie die erste Frau gewesen, die viermal hintereinander in der gleichen Disziplin Olympiagold gewinnt. Bei den Männern hatten das bisher nur die US-Amerikaner Carl Lewis (Weitsprung, 1984 bis 1996) und Al Oerter (Diskus, 1956 bis 1968) geschafft. Mit ihrer Bronzemedaille, insgesamt ihr achtes Edelmetall (5-1-2), avancierte die Italienerin allerdings zur erfolgreichsten Olympionikin ihres Landes.

Vor den Spielen hatte die zierliche Vezzali (1,64 m, 53 kg) angekündigt, nach Olympia in London ein zweites Kind zu bekommen. Ihr erster Sohn Pietro wurde 2005 geboren, drei Monate später stand sie schon wieder auf der Planche und wurde Weltmeisterin.

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