Das taz Panter Volontariat: Sie hinterlassen Fingerabdrücke

Im Laufe der 18 Monate sollen die Volontär_innen nicht nur von der taz lernen. Vielmehr will die taz auch von ihnen lernen.

Unser taz Panter Volontär David Joram und Volontärin Dinah Riese Bild: Barbara Dietl

Ein „offenes Haus“, so beschreibt der Architekt Wim Eckert den Neubau der taz bei dessen Grundsteinlegung im September 2016. Damit meint er nicht nur den Neubau. Er spricht auch über das Selbstverständnis der taz als Zeitung. Diese Offenheit ist es, die die Arbeit in der Redaktion tagtäglich prägt – und die taz zu einem ganz besonderen Ort macht für den Nachwuchs.

In 18 Monaten erlernen die Volontär_innen der taz Panter Stiftung in der taz das journalistische Handwerk. Und doch geht es um viel mehr. Die taz lebt von der Vielzahl an Perspektiven, Ideen, Zugängen, die sich in ihrer Redaktion versammeln. Diese liefern nicht nur die langjährigen Redakteur_innen – sondern eben auch die Volontär_innen und Praktikant_innen. Und zwar nicht nur in einer kleinen Meldung auf den hinteren Seiten, sondern an prominenten Stellen im Blatt.

Der Seite-1-Kommentar? Die große Reportage auf Seite 3 oder der analytische Debattentext? All das sind keine unerreichbaren Ziele. Wer Ideen hat, wird für diese einen Platz in der Zeitung finden. „Flache Hierarchien“ ist ein Begriff, der vielerorts gerne in die Welt hinausposaunt wird. In der taz wird er so gut wie möglich in die Realität umgesetzt. Da werden die Neuen nicht nur in der Redaktionskonferenz vorgestellt, sondern dürfen auch zu Wort kommen. Da diskutieren sie auch mit den Journalist_innen, die schon viele Jahre zum Gesicht der taz gehören. Da hören sie nicht nur zu, wie andere die Ausgabe finden, sondern werden selbst mit der Blattkritik vor der versammelten Redaktion betraut. Da lernen Volontär_innen, Verantwortung in der Produktion zu übernehmen, Seiten zu gestalten, Texte zu redigieren, mit Fotoredaktion und Layout zu verhandeln oder über die Platzierung von Texten auf taz.de zu entscheiden.

Was sonst noch passiert, liegt auch an den Volos selbst

18 Monate. In dieser Zeit durchlaufen die Volontär_innen der taz die Redaktion, immer etwa zwei Monate haben sie pro Ressort. Zu den gesetzten Stationen gehören mindestens ein tagesaktuelles Ressort wie das Inland oder die Wirtschaftsredaktion, der Berliner Lokalteil und die Onlineredaktion. Was sonst noch passiert, das liegt auch an den Volos selbst. Kultur? Die eher magazinige taz.am Wochenende? Vielleicht mal bei den Kolleg_innen in Hamburg vorbeischauen oder doch beim Sport lernen, warum Sportberichterstattung auch politisch sein kann? Zudem gibt es noch die Möglichkeit einer Außenstation bei einem anderen Medium und einen Volontariatskurs an einer Journalistenschule, in dem in wenigen Wochen intensiv die Basics des Journalismus vermittelt werden.

Medien haben die Aufgabe, zu informieren und so Menschen die gesellschaftliche Partizipation zu ermöglichen. Information, Analyse, Meinung – das zu liefern ist Aufgabe von Zeitungen, Radio und Fernsehen. Damit tatsächlich ein diverses Angebot entstehen kann, ist es wichtig, dass auch die Urheber_innen möglichst divers sind. Deswegen entschied sich die taz Panter Stiftung, mit ihrem Volontariat Frauen mit Migrationshintergrund besonders fördern zu wollen. Denn bis heute sind Redaktionen in Deutschland zu männlich, zu weiß, die Biografien allzu ähnlich.

Zu männlich, zu weiß, zu ähnlich

Diesen Kreislauf zu durchbrechen war jedoch schwerer als gedacht. 2014 klagte ein männlicher Bewerber – und bekam Recht (Az.: 42 Ca 1530/14). Das Arbeitsgericht Berlin entschied, dass die Volontariatsausschreibung nur für Frauen mit Migrationshintergrund gegen das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz verstößt.

Die Ausschreibung wurde also geändert. Nach wie vor aber holt die taz Panter Stiftung über das Volontariat Menschen in die Redaktion, die den Blick erweitern und eine neue Perspektive mitbringen. Unsere Biografie prägt unsere Wahrnehmung. Zwei Menschen können über ein und dasselbe Thema zwei grundlegend verschiedene Texte schreiben. Und beide haben es verdient, gehört zu werden.

Im Laufe dieser eineinhalb Jahre sollen die Volontär_innen nicht nur von der taz lernen. Vielmehr will die taz auch von ihnen lernen. Die taz besteht aus ihren Mitarbeiter_innen, die sie formen und mit Leben füllen. Jede und jeder hinterlässt einen Fingerabdruck – und da sind die Volos ganz offensiv mitgemeint.

Dinah Riese, taz Panter Volontärin 2016