Das war die Woche in Berlin I: Senator Henkel, der Partytiger

Das Myfest in Kreuzberg findet nun doch statt – auch weil sich ausgerechnet der CDU-Innensenator dafür eingesetzt hat. Seltsam, oder?

Besucher auf dem Myfest

Dem Myfest geht nicht die Puste aus. Foto: dpa

Von wem stammt folgender Satz, und wer freut sich darüber: „Das Myfest soll wieder deutlich politischer werden.“? Von der linken Szene, ­Bezirksbürgermeisterin Monika Herrmann (Grüne), oder Innensenator Frank Henkel (CDU)? Tatsächlich lautet die Antwort beide Male: Henkel. Verkehrte Welt? Nicht ganz.

Am Donnerstagabend verkündete die Pressestelle des Senators die De-facto-Einigung zwischen der Myfest-Crew und der Polizei: Die Riesenstraßenparty findet statt. Drei politische Versammlungen von 10 bis 22 Uhr sind für den 1. Mai in Kreuzberg angemeldet worden, zwei von den Organisatoren, eine von der Linkspartei, bestätigte ein Polizeisprecher. Letzte Gespräche, vor allem über das Sicherheitskonzept, sollen am Montag stattfinden. Auch wenn das noch mal heikel werden könnte, ist sich Myfest-Organisator Soner Ipekcioglu sicher: „Das Ding ist durch!“

Doch viele Fragen bleiben. Etwa: Was heißt „deutlich politischer“? Das hatte in den vergangenen Jahren auch die linke Szene gefordert, deren randaleanfällige „Revolutionäre 18-Uhr-Demo“ mit dem Fest erfolgreich aus dem Kiez verdrängt wurde. Von ihr war der Riesenrummel als Mega-Event kritisiert worden. Auch Anwohner beklagten dessen Auswüchse mit zuletzt rund 50.000 Besuchern rund um die Oranienstraße. Einer klagte sogar dagegen – die Verhandlung ist für Donnerstag angesetzt –, weil er den politischen Charakter der Sause nicht mehr erkennen konnte. Und weil es der Polizei genauso ging, gab es plötzlich ein Verantwortungsproblem: Wenn die Staatsmacht – die bei politischen Versammlungen laut Gesetz den Kopf hinhält – aussteigt, wer könnte sie ersetzen?

Nun tut sie es also doch weiterhin. Worauf ausgerechnet der Innensenator, der jeglicher Sympathie für die linke Szene und den grün regierten Bezirk gänzlich unverdächtig ist, gedrängt hatte. Denn Krawalle wie früher kann Henkel im Wahljahr nicht gebrauchen. Dieser kleine Neuanfang ist auch eine Chance für die Myfest-Crew, die Party inhaltlich nuancierter und eine Nummer kleiner zu machen. Sonst heißt es am Ende: Kreuzberg feiert von Henkels Gnaden. Und das kann wirklich keiner wollen.

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