Das war die Woche in Berlin I: Schönheit, die von innen kommt

Der Berliner Senat will in den kommenden zehn Jahren 5,5 Milliarden Euro in eine Schulbauoffensive stecken. Es geht um „ein gutes Lernumfeld“.

Hoffentlich nicht wegen baulicher Mängel! Foto: dpa

5,5 Milliarden Euro will der Senat in den kommenden zehn Jahren in die sogenannte Schulbauoffensive stecken. Dabei sollen nicht nur neue Schulen gebaut, sondern auch bestehende saniert und erweitert werden, kündigten ­Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) und Bausenatorin Katrin Lompscher (Linke) am Dienstag an. Mit 70.000 zusätzlichen SchülerInnen rechnet die Verwaltung bis 2024. Dass mehr Schulplätze, Lehrkräfte und Gebäude gebraucht werden, ist schon länger bekannt.

Und eigentlich sind das auch die Schulbaupläne: Der damals wie heute Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) hatte sie schon im vergangenen Juli – im Wahlkampf – versprochen, ebenso die 5,5 Milliarden Euro dafür. Was ist also neu an Lompschers und Scheeres’ Plänen?

Es ist ein Halbsatz, der den Unterschied macht: Während Müller vor neun Monaten mit Blick auf Bauzeiten und -kosten noch verkündete, Architekturpreise müsse man mit den neuen Schulen schließlich nicht gewinnen, geht es in der gestern veröffentlichten gemeinsamen Presseerklärung von Scheeres und Lompscher ausdrücklich um „ausreichend Schulplätze und ein gutes Lernumfeld“.

Der Tagesspiegel verriet bereits im Februar Details der Neubaupläne, in denen sich Lern- und Nutzräume um Gemeinschaftsflächen gruppieren, unterschiedliche Raumgrößen, Ruhe- und Therapieräume, Küchen, Werkstätten zur Grundausstattung gehören. Auch für NachbarInnen sollen die neuen Gebäude nutzbar sein, etwa die Schulbibliothek.

Kinder und Jugendliche verbringen einen Großteil ihrer Lebenszeit in Schulen, mit der wachsenden Zahl von Ganztagsschulen werden es noch mehr. Viele der heute noch genutzten Schulgebäude stammen aus dem letzten und vorletzten Jahrhundert. Ihre Architektur spiegelt pädagogische Methoden ihrer Zeit wider: Autorität, Druck, Einschüchterung. Kein „gutes Lernumfeld“. SchülerInnen sollten sich in ihrem zweiten Zuhause wohl, frei und sicher – eben zu Hause – fühlen. Dann können sie entspannt und freiwillig lernen.

Es wäre für Berlins Kinder und Lehrpersonal also viel gewonnen, könnten Scheeres und Lompscher ihre Pläne umsetzen. Ein Punkt in ihrem Plan lässt ein wenig zweifeln: Die beiden wollen die Bauzeit für Schulen – bislang bis zu zehn Jahre – halbieren. Bleibt zu hoffen, dass das dem ersten Ziel keinen Abbruch tut.

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