Demo "Berlin von unten": Kleine Überraschungen am Wahltag

Bei der Demonstration "Berlin von unten" wollten rund 200 DemonstrantInnen "die Stadt selbst in die Hand nehmen".

Viele Schäfchen dürften die Übernahme der Stadt gar nicht bemerkt haben. Bild: Berlin von unten

Die TeilnehmerInnen der Demonstration "Berlin von unten" wollten am Wahltag ihre Wut gegen die Stadtpolitik auf die Straße tragen, statt sie auf dem Stimmzettel kundzutun. Etwa 200 DemonstrantInnen trafen sich um 14 Uhr am Kottbusser Tor, um für die nächsten Stunden durch Friedrichshain-Kreuzberg zu laufen.

Die Route war bewusst durch Kieze geführt worden, deren Bewohnern Mieterhöhungen bevorstehen. Im Anschluss liefen die DemonstrantInnen am Spreeufer entlang, wo „Aufwertung“, Umstrukturierung und Privatisierung seit 2010 den Zorn der Gentrifizierungsgegener entfacht haben.

Die Vorbereitungsgruppe von "Berlin von unten" hatte für den Wahltag jedoch weit mehr als eine einfache Kundgebung und Demonstrationsroute vorgesehen. "Was gemacht wird, haben wir nicht in der Hand,“ sagte ein Mitwirkender der Vorbereitungsgruppe von „Berlin von unten“. Die TeilnehmerInnen sollten sich selbst organisieren, individuell und spontan agieren, statt von einer Kommandostelle gelenkt zu werden. Schließlich geht es bei "Berlin von unten“ darum, dass die Bürger ihre Stadt eigenständig gestalten, statt dies den Politikern zu überlassen."

"Die Häuser denen, die drin wohnen!“ riefen die vorwiegend jungen DemonstrantInnen unter die sich auf dem Weg durch die Kieze auch Familien mit Kindern mischten. „Schade, dass nicht mehr Leute für so etwas auf die Straße gehen,“ kommentierten zwei Passanten die Demonstration und machten den Regen dafür verantwortlich.

Einige der TeilnehmerInnen hielten Schilder mit Symbolen wie Zelten oder Menschen, die über einen Zaun klettern. Wer sich daran orientierte, konnte später an "Überraschungsaktionen" - wie der Begrünung ungenutzter Flächen - teilnehmen. Die erste Aktion hatte da schon stattgefunden: Um 13 Uhr war die Adalbertstraße 91, die zu einem Hostel umgebaut wird, besetzt worden.

Laut Augenzeugen verschaffte sich die Polizei Zugang mit einem Rammbock, um die Besetzung zu beenden, auf dem Gehweg protestierten rund 50 UnterstützerInnen.

Im Vorfeld war auch angekündigt worden, Wahlpartys zu besuchen. Am Tag, an dem "die Bürger ihre Stadt endlich selbst in die Hand nehmen", hätten die Parteien "nichts zu feiern", hieß es.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.