Demo gegen Kohlekraftwerk Datteln 4: Masken statt Massen

Zu Tausenden wollten Gegner des Kohlekraftwerks im Mai protestieren. Wegen der Corona-Pandemie suchen sie nun neue Wege.

Eine Teilnehmerin steht beim Protest gegen das Kohlekraftwerk Dattel 4 mit einem X in den hochgesteckten Haaren vor dem Kraftwerk.

Trotz Pandemie im Einsatz: Teilnehmerin beim Protest gegen das Kohlekraftwerk Dattel 4 Foto: Guido Kirchner/dpa

DATTELN taz | Demos in Zeiten einer Pandemie sind keine Massenveranstaltungen. Vorsichtsmaßnahmen müssen getroffen, Auflagen erfüllt werden: Maximale Anzahl der Teilnehmenden. Mindestabstand. Am Ufer des Dortmund-Ems-Kanals stehen am Sonntag etwa 50 Menschen direkt gegenüber dem Kühlturm des Steinkohlekraftwerks Datteln IV. Um den Mindestabstand von 1,5 Metern zu prüfen, breiten sie die Arme aus. Alle tragen Masken, viele haben Schilder dabei. Und Empörung.

„Das Kraftwerk ist ein Schwarzbau und gehört abgerissen“, sagt Ulrich Werkle. Er wohnt in Castrop-Rauxel, direkt neben Datteln. Den Kühlturm sehe er von seinem Dachfenster. Seit Jahren kämpfe er in örtlichen Bündnissen dafür, dass das Kraftwerk niemals ans Netz geht. „Es ist hierhin gesetzt worden, aber da gehört es nicht hin“, sagt Werkle.

Datteln IV wurde nicht am genehmigten Bauplatz errichtet – sondern fünf Kilometer weiter. Am Kanal, wo die Kohle günstiger angeliefert werden kann. 2009 erklärte das Oberverwaltungsgericht Münster das Kraftwerk Datteln IV unter anderem deshalb für illegal und stoppte den Bau. Dann änderte die Landesregierung Gesetze: Das Kraftwerk durfte fertiggebaut werden. Nun steht Datteln IV, eines der größten Steinkohlekraftwerke Europas, keine 500 Meter entfernt von der nächsten Wohnsiedlung – und soll diesen Sommer ans Netz.

„Wir können nicht stillschweigend zuschauen, wie die Landes- und Bundesregierung hier das Kraftwerk neu ans Netz nehmen wollen“, sagt Kim Solievna, Sprecherin des Aktionsbündnisses Ende Gelände, das die Demo organisiert. Eigentlich hatte Ende Gelände große Demos angekündigt, gemeinsam mit NGOs und weiteren Bündnissen. „Wegen Corona war das leider alles nicht möglich“, sagt Solievna.

Massenaktionen sind schwieriger geworden

In Zeiten einer Pandemie brauchen auch NGOs und Bündnisse neue Ideen. „Es ist schwieriger, Massenaktionen zu machen und mit vielen Menschen etwas zu erreichen“, sagt der Sprecher von Ende Gelände Köln, der sich Mike nennt. „Das erfordert unser Umdenken und Hinterfragen von eigenen Handlungen.“

Demonstrieren trotz Pandemie, das sei ein Dilemma. „Aber es ist unsere Aufgabe, uns zu überlegen, wie wir was tun können, ohne Menschen zu gefährden.“ Covid-19 sei gefährlich. „Aber die Klimakrise auch. Und die ist nicht mit einem Impfstoff zu besiegen. Die ist nur zu besiegen, indem man solche Kraftwerke abschaltet. Uns läuft die Zeit davon.“ Ende Gelände und An­wohner*innen kündigen für die nächste Zeit weitere Demos an.

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