Der 1. FC Kaiserslautern in der Krise: An den Ansätzen ansetzen

Fußball-Bundesligist Kaiserslautern verliert auch das erste Spiel unter seinem neuen Trainer und beweist einmal mehr, warum er als harmloseste Mannschaft der Liga gilt.

Trauriges Debüt: Neu-Trainer Krassimir Balakov. Bild: reuters

FREIBURG taz | Krassimir Balakow war tapfer. Er wusste ja auch, dass all die Fragen nach dem Zustand seines Teams aus gutem Grunde auf ihn niederprasselten. Ob man denn nun endgültig abgestiegen sei, nach dem 0:2 im Kellerduell in Freiburg, das zuvor auch von Lauterer Seite zum „Endspiel“ erklärt worden war?

„Nein, natürlich nicht“, befand der immer noch jugendlich wirkende Trainer im modisch karierten Hemd und variierte die Themen „arbeiten“ und „an sich glauben“. Zumal er „auch Positives“ gesehen habe: „Nach dem zweiten Gegentreffer“, führte der ehemalige Stuttgarter Mittelfeldstar aus, „haben wir Moral und Charakter gezeigt und versucht, ins Spiel zurückzufinden. Wir werden weiterkämpfen, auch wenn es jetzt sehr, sehr schwer wird.“

Das kann man wohl sagen: Auch im 17. Spiel in Folge blieb der FCK beim 0:2 in Freiburg ohne Sieg. Sieben Spieltage vor Schluss trennen den Tabellenletzten sieben Punkte von einem Nichtabstiegsplatz. Und als ob diese Zahlen nicht schon niederschmetternd genug wären, spielte das Team genauso wie zuletzt unter Balakow-Vorgänger Marco Kurz: in stetem Wechsel zwischen haarsträubenden Fehlpässen und Ansätzen einer gewissen Spielkultur. Und bei all dem in der gegnerischen Hälfte harmlos wie ein Plüschtier.

Auch die 24.500 Zuschauer im ausverkauften Freiburger Stadion sahen eine Mannschaft, der jedes Konzept fehlt, wie sie in den gegnerischen Strafraum gelangen könnte. Lächerliche 17 Treffer hat der FCK in dieser Saison geschossen. Auch in Freiburg gelang nur zweimal so etwas Ähnliches wie ein Torabschluss (37./49.).

Zu diesem Zeitpunkt war das Spiel allerdings de facto längst entschieden. Um 15.44 Uhr südbadischer Winterzeit lehnten sich die 21.000 Freiburger Sympathisanten unter den Zuschauern entspannt zurück. So wie sich der FCK in der ersten Viertelstunde präsentiert hatte, schien ein Schützenfest weitaus wahrscheinlicher als eine Aufholjagd der Pfälzer. Nach Treffern von Karim Guédé (8.) und Cédrick Makiadi (15.) stand es schnell 2:0 für den SC Freiburg.

Haarsträubende Abwehrfehler

Beide Treffer waren von ziemlich haarsträubenden Abwehrfehlern begünstigt worden. Beim ersten Tor schoss Lauterns Innenverteidiger Rodnei Freiburgs Sebastian Freis den Ball an den Kopf, von wo aus er in den Laufweg von Guédé prallte. Beim zweiten segelte Torwart Tobias Sippel unter einem Eckball hindurch, leicht behindert von Freiburgs Sebastian Freis. Das war’s.

Während der SC die Punkte acht, neun und zehn aus den vergangenen vier Spielen sicherte, tat der FCK seine Pflicht und versuchte nach vorn zu spielen – das allerdings ohne jede Überzeugung. Selbst die Fans in der Pfalz nehmen den drohenden Abstieg eher gelähmt denn wütend zur Kenntnis. Flüche und Verwünschungen blieben nach dem Schlusspfiff weitgehend aus. Es scheint eben allzu offensichtlich, dass dem Kader nicht primär der Wille, sondern schlicht die (Offensiv-)Qualität fehlt.

Dabei hatte Balakow in den beiden Trainingseinheiten seit seiner Verpflichtung versucht, neue Akzente zu setzen. Dem Vernehmen nach soll vor allem das Umschalten von Defensive auf Offensive auf dem Programm gestanden haben. Auch die Startelf hatte der ehemalige „Weltklassespieler“ (SC-Coach Christian Streich) gehörig durcheinandergewirbelt. In der Abwehr begannen Antar Yahia und Alexander Bugera für Mathias Abel und Leon Jessen. Konstantinos Fortounis und Derstroff rückten für Richard Sukuta-Pasu und Itay Shechter in die Elf. Doch auch die vier Neuen änderten nichts Substanzielles am Pfälzer Dilemma.

„Sehr bitter“

„Für eine Mannschaft in unserer Situation ist es sehr bitter, wenn man in einem solchen Spiel nach wenigen Minuten 0:2 zurückliegt“, bekannte Kapitän Christian Tiffert, der zusammen mit dem wendigen und spielintelligenten Olcay Sahan der einzige Lichtblick im Team gewesen war und erkennbar Mühe hatte, beim Erwähnen der „individuellen Fehler“ nicht die Gebote der teaminternen Kollegialität zu verletzten.

Das Heimspiel gegen den HSV am kommenden Sonnabend sei nun die letzte Chance, dem Abstieg doch noch zu entgehen, sagte der Kapitän, der ein paar Tage zuvor („Alles-oder-nichts-Spiel“) genau das über die gerade verlorengegangene Partie gegen Freiburg gesagt hatte.

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