Der AfD auf der Spur: Wahlsieger gesucht

In allen Hamburger Bezirken sitzt künftig die AfD im Parlament. Wer die Partei da vertritt und mit welchen Inhalten – es bleibt nebulös. Eine Spurensuche.

Schlumpfhausen lässt grüßen: Wer für Hamburgs AfD gewonnen hat, weiß nicht mal der Vorsitzende Bild: dpa

HAMBURG taz | Gibt es sie wirklich? Oder ist die große Siegerin der Kommunalwahlen in Hamburg am Ende nur ein Phantom? Der Internetauftritt der dortigen Alternative für Deutschland (AfD) liefert kaum Hinweise auf eine reale Existenz des Landesverbands. Kein Wahlprogramm für die Stadt und die Bezirke, aus denen sie sich zusammensetzt. Und doch: Bis auf Weiteres ist die AfD in allen sieben Hamburger Bezirksparlamenten vertreten, nachdem sie bei der Wahl am vergangenen Sonntag bis zu 6 Prozent der Stimmen bekam.

Nicht einmal eine Telefonnummer gibt die AfD-Homepage preis, aber wenigstens eine Büroadresse in bester Innenstadtlage. Wo, wenn nicht dort müsste etwas los sein? Auf dem Klingelschild findet sich keine Dependance der AfD, im Hausflur dann wenigstens ein abgewetzter Aufkleber auf dem Briefkasten einer „Unternehmensgruppe Wikon“. Es gibt Briefkastenfirmen, klar – aber eine Briefkastenpartei?

Nach mehrfachem Läuten öffnet ein bärtiger Mann mit einem kläffenden Hund. Ja, die AfD habe wohl ein Teil des Büros gemietet. Nein, es sei niemand von denen da. Und ob heute noch jemand auftauche, sagt der Bärtige, wisse er auch nicht. Dann fällt die Tür wieder ins Schloss.

„Haben wir nicht“

Am Nachmittag ein Teilerfolg: der AfD-Landesvorsitzende Jörn Kruse, Professor für Wirtschaftspolitik an der Helmut-Schmidt-Universität, ist am Telefon. Wo sich das Hamburg-Programm seiner Partei finden lasse? „Das haben wir noch nicht“, antwortet Kruse. Hmm. Und die politischen Schwerpunkte der AfD in den doch sehr unterschiedlichen Bezirken? „Haben wir noch nicht“ – aber bald schon würden sich die neuen Abgeordneten deswegen treffen, sagt Kruse.

Ein alter Bekannter

Aber wer diese neuen Abgeordneten sind: Vielleicht lässt sich das in Erfahrung bringen? Dirk Nockemann, verrät Kruse, habe es in Bergedorf wohl geschafft. Dieser Nockemann ist das bekannteste Gesicht der Partei – und im politischen Hamburg kein Unbekannter: Vor gut zehn Jahren folgte er als Hamburger Innensenator auf den Rechtspopulisten Ronald Schill.

Nach dem Absturz der gemeinsamen „Partei Rechtsstaatliche Offensive“ (PRO) suchte er sein politisches Glück erst in der CDU, dann erfolglos in der Gründung seiner eigenen Partei. 2008 tauchte Nockemann in der Deutschen Zentrumspartei wieder auf – und vier Jahre später in der AfD. Von der erhofft sich Nockemann, 2015 wieder in die Bürgerschaft einzuziehen.

Wer es noch geschafft hat, „weiß ich noch nicht“, sagt Kruse. Dann muss er das Gespräch leider abbrechen: Computer-Probleme, der IT-Mensch ist da. „Rufen Sie“, verabschiedet sich der Parteichef freundlich, „gern wieder an.“

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