Der Berliner Wochenkommentar II: Eine klare Ansage an die SPD

Nicht nur Berliner Schulen sind marode. Der Sanierungsbedarf an Hochschulen ist ähnlich groß, wie eine nun vorgestellte Studie zeigt.

Ein Gebäude der Technischen Universität von außen

Sanierungsbedarf überall: hier die Technische Universität zu Berlin Foto: dpa

Wenn bisher die Worte Sanierungsbedarf und Milliarden in einem Satz fielen, war von Berlins maroden Schulen die Rede. 5,5 Milliarden Euro will der rot-rot-grüne Senat in den nächsten zehn Jahren investieren. Eine Menge. Seit Montag steht noch eine ähnlich dramatische Rechnung im Raum: Die elf staatlichen Hochschulen und Universitäten präsentierten gemeinsam ein Gutachten über die Renovierung ihrer Gebäude. Ergebnis: 3,2 Milliarden Euro sind dafür nötig – in 15 Jahren.

Die Vorstellung der Studie, geleitet vom Staatssekretär für Wissenschaft Steffen Krach (SPD), war in gleich dreifacher Hinsicht eine kluge, weil sehr dezent formulierte Ansage. Mit dem Gutachten kann Krach, der direkt dem Regierenden Bürgermeister untersteht, im nächsten Jahr in die Verhandlungen zwischen SPD, Linken, Grünen und dem SPD-Finanzsenator über den nächsten Doppelhaushalt ziehen und sehr genau begründen, dass die Hochschulen viel, viel mehr Geld brauchen.

Dank der Studie können die Hochschulen Geld fordern

Spätestens, wenn er damit erfolgreich ist, begibt sich Krach in direkte Konkurrenz zu seiner Parteigenossin Bildungssenatorin Sandra Scheeres, die zuletzt etwas unglücklich agierte. Schulen und Hochschulen werden dann in der immer umkämpfteren Baubranche um Firmen buhlen, die die vielen Aufträge ausführen wollen. Politisch kann das auf einen Wettbewerb zwischen Krach und Scheeres, wer erfolgreicher baut, hinauslaufen. Denn für eine SPD, die gute und kostenlose Bildung von der Wiege bis zum Uni-Abschluss als wichtiges Ziel propagiert, sind Hochschulen letztlich fast genauso wichtig wie Schulen. Und für den Wirtschaftsstandort Berlin gilt das sowieso.

Drittens war das Gutachten eine Ansage an die Hochschulen und Universitäten, an denen derzeit rund 150.000 Studierende eingeschrieben sind. Denn klar ist laut der Studie, dass das Großprojekt Sanierung nicht gelingen kann, wenn jede Hochschule allein vor sich hin werkelt. Es braucht einen übergreifenden Plan, einen Zukunftsentwurf und vor allem eine Zusammenarbeit der Hochschulen. Ein „sensi­bles Thema“, wie Krach weiß. Aber wenn kein Weg daran vorbeiführt …

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