Der deutsche Al-Qaida-Terrorist Harrach: Ein gefährlicher Mann

Bekkay Harrach wirkt im Drohvideo von Al-Qaida wie ein braver Gymnasiast bei der Zeugnisübergabe, Sicherheitskräfte trauen ihm vielleicht gerade deswegen Anschläge zu.

Standbild von einem am Freitag, 18. September 2009, ins Internet gestellten Video. Bild: ap

Die kinnlangen Haare sind gegelt, das Gesicht ist glatt rasiert, die hellblaue Krawatte korrekt gebunden. Dazu schwarzer Anzug und weißes Hemd. Bekkay Harrach wirkt, so wie er da im Video vor dem roten Vorhang steht, wie ein braver Gymnasiast bei der Zeugnisvergabe. Doch nach den Erkenntnissen der deutschen Sicherheitsbehörden ist der 32-jährige Deutsche hochgefährlich: Er wird der mittleren Führungsebene des Terrornetzwerks al-Qaida zugerechnet.

Am Wochenende hat Harrach zum wiederholten Mal den Deutschen per Video gedroht, zum ersten Mal war er dabei unmaskiert - und westlich gekleidet. Werde die Bundeswehr nicht aus Afghanistan abgezogen, stehe nach der Bundestagswahl ein "böses Erwachen" bevor, sagt er mit sanfter, leiser Stimme in fast akzentfreiem Deutsch. "Entscheidet sich das deutsche Volk für den Krieg, hat es sein eigenes Urteil gefällt."

Harrach, der sich selbst "Abu Talha, der Deutsche" nennt, ist in Nordafrika geboren, als Kind kam er mit seiner Familie nach Bonn. Als Jugendlicher verkehrte er im Umfeld der Bonner König-Fahd-Akademie, die als Anziehungspunkt für Islamisten galt. An der Fachhochschule Koblenz soll er sich 2002 für Lasertechnologie und Wirtschaftsmathematik eingeschrieben haben. Zwei Jahre später soll er im Irak und in Syrien gewesen sein, wo er vorübergehend in Haft war. Harrach gilt als einer von etwa hundert "Gefährdern", denen deutsche Sicherheitskräfte einen Anschlag zutrauen.

Laut Bundesanwaltschaft wurde Harrach von dem inzwischen zu acht Jahren Haft verurteilten Al-Qaida-Mitglied Aleem N. für das Terrornetzwerk angeworben. Er ist mit einer deutschen Konvertitin verheiratet, sie haben ein Kind. Seit 2007 soll er sich im afghanisch-pakistanischen Grenzgebiet aufhalten und Verbindungen zur Al-Qaida-Führung haben.

Im ersten - Mitte Januar aufgetauchten - Video droht Harrach den Deutschen zum ersten Mal. Maskiert und schwer bewaffnet erklärt er: "Mich für Allah in die Luft zu sprengen ist mein Wunsch seit 1993." Die Sicherheitsbehörden sprechen von einer erhöhten Bedrohungslage. Die Bundesanwaltschaft ermittelt wegen des Verdachts der Mitgliedschaft in einer ausländischen terroristischen Vereinigung.

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