Der erste Umweltwirtschaftsbericht: Die Ökobranchen bleiben Jobmotor

1,8 Millionen Arbeitsplätze gibt es im Umweltsektor. Vor allem erneuerbare Energien wachsen. Beim Konjunkturpaket jedoch wurde die Chance verpasst, diesen Bereich zu stärken.

Noch sind die erbeuerbaren Energien auf Wachstumskurs. Bild: dpa

BERLIN taz Persönlich präsentieren konnte der Umweltminister die guten Nachrichten am Freitag nicht - Sigmar Gabriel liegt mit Rückenbeschwerden im Krankenhaus. Doch zumindest schriftlich - im ersten "Umweltwirtschaftsbericht" - verkündete Gabriel Gutes: "Die Märkte der Zukunft sind grün." Auf 168 Seiten haben Umweltministerium und Umweltbundesamt Zahlen und Statistiken über die wirtschaftliche Bedeutung des Umweltschutzes zusammengetragen. Und die belegen das ungebrochene Wachstum: Die Ökobranche hat sich zum Jobmotor entwickelt.

Fast 1,8 Millionen Menschen arbeiteten im Jahr 2006 in der Branche - das entspricht 4,5 Prozent aller ArbeitnehmerInnen. Auch die Produktion von Umweltschutzprodukten stieg gewaltig an - von 2005 bis 2007 um 27 Prozent. Inzwischen entfallen 5 Prozent der deutschen Industrieproduktion auf Umweltgüter. 60 Prozent des Umsatzes werden von mittelständischen Unternehmen erwirtschaftet.

"Umwelt und Wirtschaft sind kein Gegensatz", kommentierte der Präsident des Umweltbundesamtes, Andreas Troge. Wichtigste Auslöser des Wachstums waren dem Bericht zufolge neben den Zuwächsen bei umweltorientierten Dienstleistungen und dem wachsenden Export von Umweltschutzgütern wie etwa Deponietechnologie, Filtertechnik oder Wasseraufbereitung vor allem die erneuerbaren Energien. Hier hält Deutschland Weltmarktanteile von 15 Prozent bei Pelletheizungen bis zu 65 Prozent bei Biogasanlagen. Bis 2030 könnten durch Klima-Investitionen weitere 900.000 Jobs entstehen, heißt es.

Auch der Bundesverband Erneuerbare Energien (BEE) hält an seinen Wachstumsprognosen - einer Verdopplung der Beschäftigten bis zum Jahr 2020 - fest. An den jüngsten politischen Entscheidungen übt der Verband allerdings Kritik. "Beim Konjunkturpaket hat die Politik die Chance nicht genutzt, noch stärker in Richtung erneuerbare Energien umzusteuern", sagte BEE-Sprecher Daniel Kluge. "Davon hätten Wirtschaft und Klima gleichermaßen profitiert." So wurde bei den geförderten Sanierungen der Einsatz von Ökoheizungen nicht zur Pflicht erhoben. Auch vermisst der Verband den verstärkten Ausbau der Stromnetze, der Voraussetzung für vermehrte Nutzung von Windstrom ist.

Unterdessen ist der Anteil der erneuerbaren Energien in Deutschland weiter gestiegen. Aktuellen BEE-Angaben zufolge wurden im vergangenen Jahr 15,3 Prozent des Stroms regenerativ erzeugt; 2007 lag der Wert noch bei 14,5 Prozent. Auch bei der Wärmeproduktion legten Erneuerbare zu. Biokraftstoffe verzeichneten hingegen einen Rückgang von 7,6 auf 5,9 Prozent.

Eher versteckt findet sich zwischen den positiven Zahlen im Umweltwirtschaftsbericht auch eine schlechte Nachricht: Das Klimaschutzpaket, auf das sich die Regierung in Meseberg geeinigt hatte, wird neuen Berechnungen zufolge den deutschen CO2-Ausstoß weniger stark reduzieren als zuvor angegeben: Im Vergleich zu 1990 sinkt er bis 2020 nicht um 36, sondern nur um 34 Prozent. Ursprünglich hatte Gabriel 40 Prozent zugesagt.

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