Deutsch-belgischer Fussballklub AS Eupen : Das schwarz-weiße Jo-Jo

Während im deutschsprachigen Städtchen Eupen in Belgien die Jeken auf den Straßen tanzen, kämpft der Fussballklub um den Aufstieg in Erste Division - und um die Lizenz.

"Die Rheinländer sind uns näher", sagt Pressesprecher Ralph Thomassen vom AS Eupen. Die belgische Stadt liegt 16 km südlich von Aachen. Bild: imago/ecomedia/robert fishman

EUPEN taz | In diesen Tagen wird es spannend in Eupen. Durch die Straßen von Ober- und Unterstadt wogen die Karnevalsumzüge, man schunkelt und ruft "Alaaf!", ganz wie drüben auf der anderen Seite der Grenze. Oben auf der Höhe, gegenüber der Feuerwehrkaserne, machen sich derweil die Kicker der Allgemeinen Sportvereinigung ans Unternehmen Aufstieg.

Vier Punkte beträgt der Vorsprung auf den Konkurrenten aus Charleroi, der Rest der Spitzengruppe ist vorläufig abgehängt. Hier, im Stadion Am Kehrweg, soll das heimstarke Team den Grundstein legen für eine ziemliche Überraschung: die umgehende Rückkehr in die erste belgische Liga.

Stürmische Zeiten sind es, die die AS Eupen hinter sich hat. Wie ein Jo-Jo schwang der Club aus dem 18.000 Einwohner kleinen Städtchen in den letzten drei Jahren durch die Etagen des belgischen Fußballs. 2009 konnte nur eine unglaubliche Aufholjagd den Fall in die Drittklassigkeit verhindern.

2010 gelang aus dem Nichts der Sprung in die Division 1. Einen krasseren Außenseiter hatte man dort selten gesehen. Zunächst schwangen sich die schwarz-weißen "Pandas" zum Favoritenschreck auf, doch dann gings mit Pauken und Trompeten zurück in die 2. Liga.

Baseballcaps mit zwei Flaggen

Wie das mit Jo-Jos so ist, pendeln sie an jemands Hand. Die AS Eupen hielt sich früher dank eines örtlichen Bauunternehmers über Wasser, bis 2009 der italienische Spielervermittler Antonio Imborghia auftauchte. Er finanzierte den kurzen Höhenflug und holte zahlreiche Spieler, die in Italien den Durchbruch nicht geschafft hatten.

Der Fanshop verkaufte damals Baseballcaps mit zwei Flaggen drauf - einer belgischen und einer italienischen. Richtig warm aber wurden die bodenständigen Eupener mit Imborghia nicht. Den Verdacht, den Klub als Vitrine seiner Spieler zu benutzen, wurde er nicht los, und sein gockelhaftes Auftreten machte ihn kaum beliebter. Nach einer turbulenten Saison mit drei Trainerwechseln beendete die AS im Sommer die Zusammenarbeit.

Ruhe sollte ein neuer Mann bringen: Ingo Klein, auch er ein Spielervermittler, allerdings nicht aus Palermo, sondern aus Köln. "Die Rheinländer sind uns näher", sagt Pressesprecher Ralph Thomassen augenzwinkernd. Und doch ist da etwas dran: Der lokale Zungenschlag ähnelt dem Rheinischen, Zweitliga-Derbys zwischen Köln und Aachen waren in Eupen Straßenfeger, und auch Schalke oder Gladbach haben ostbelgische Fanklubs.

Dass bei Länderspielen die Diables Rouges den Vorzug vor "la Mannschaft" haben, gehört zu den Besonderheiten der Region. Kleins Konzept scheint an diese Mentalität anzuknüpfen: Die meisten Akteure des neuen Kaders kommen aus den belgischen und deutschen Ligen.

Dritter Keeper in Wolfsburg

Neben dem früheren Bielefelder Ioannis Masmanidis ist Torwart Jonas Deumeland, 23, einer der Garanten des Erfolgs. Als dritter Keeper in Wolfsburg spielte er zuletzt in der Regionalliga. Von Eupen, dem kleinsten Standort im belgischen Profifußball, hatte er eben so wenig gehört wie von der "Deutschsprachigen Gemeinschaft".

Womit er sich in guter Gesellschaft befindet, denn selbst in Brüssel soll so mancher das Gebiet zwischen Aachen, Liège und Luxemburg mit der DDR verwechseln. Inzwischen gefällt es Deumeland ausgezeichnet in Eupen, wo die Fans auf Deutsch und Französisch anfeuern und im Team Englisch gesprochen wird. Aufsteigen will er nach den guten Testspielen natürlich auch.

Eine Schlüsselrolle spielt dabei Wolfgang Frank. 60 ist der Trainerhaudegen, der zuletzt Wuppertal, Wiesbaden und Jena coachte und schon mit Klubs in Gambia und Iran in Verhandlungen war. Viele Engagements waren schnell beendet. An Eupen reizte den Wandervogel die Möglichkeit, hier etwas aufbauen zu können. "So habe ich zuvor noch nie gearbeitet.

Die Lizenz ist noch nicht gesichert

"Im Umfeld des Klubs gilt er nun als der Mann, mit dem die ersehnte Konsolidierung möglich ist. "Vielleicht", schmunzelt Frank, "haben die AS und ich uns ja gesucht und gefunden." Doch Ende November zogen am blauen Eupener Himmel erneut dicke Wolken auf. Sportdirektor Klein, der als Investor bislang den seriösen Gegenpart zum windigen Imborghia verkörperte, wurde wegen Verdachts auf Anlagebetrug festgenommen und sitzt seither in U-Haft.

Weil auch die Lizenz für die nächste Saison wegen alter Verbindlichkeiten noch nicht gesichert ist, schaut sich die AS Eupen zurzeit nach Ersatz um. Wolfgang Frank, gemeinsam mit Klein Architekt des Aufschwungs, hofft derweil, das Projekt mit seinem Weggefährten fortsetzen zu können. Wichtig ist dabei, wenn der Schnee in der Eifel geschmolzen ist, ein guter Start. Dann könnte auch die anstehende Karnevalsparty "Eupen außer Rand und Band" im Stadion Am Kehrweg in die Verlängerung gehen.

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