Deutsche Annington im Aktienindex Dax: Spekulieren mit Mietwohnungen

Deutschlands größter Wohnungskonzern, die Deutsche Annington, steigt in den Dax auf. Bei Mieterschützern hat der Konzern einen miserablen Ruf.

Zentrale der Deutschen Annington

Hier wird der Aufstieg in den Dax gefeiert: Firmenzentrale der Deutschen Annington alias Vonovia in Bochum Foto: dpa

HAMBURG taz | Deutschlands größter Vermieter, die Deutsche Annington, hat den Aufstieg in die erste Börsenliga geschafft. Wie die Deutsche Börse am Donnerstagabend mitteilte, wird der Vermieter von 350.000 Wohnungen im deutschen Aktienindex (Dax) den Chemiekonzern Lanxess ersetzen. Das ist die erste Veränderung der Dax-Zusammensetzung seit drei Jahren. Dagegen hat die Lufthansa, deren Verbleib im Dax umstritten war, den Klassenerhalt geschafft.

Die Deutsche Annington AG steigt als erstes Immobilienunternehmen in den 1988 gestarteten Leitindex auf - was den Bedeutungszuwachs der Wohnungsbranche zeigt. Dabei ist es nicht lange her, dass Analysten noch über die Kleinteiligkeit der Wohnungswirtschaft die Nase rümpften: Private Vermieter, Genossenschaften, öffentliche Baugesellschaften und nur wenige, vergleichsweise kleine Unternehmen teilten sich den Markt der „Zinshäuser“.

Doch seit der Finanzkrise suchen Anleger vermehrt nach Geldanlagen, die sicher sind und auch in Niedrigzinsphasen gut Renditen versprechen. Ausländische Investoren entdeckten dafür den deutschen Wohnungsmarkt, der anders als in vielen Ländern von Mietwohnungen geprägt ist.

Der Verkauf öffentlicher Wohnungen durch Bahn und Post, Kommunen, Länder und Bund schuf einen lukrativen privaten Markt. Die Nachfrage nach Wohnflächen wächst. „Und dieser Trend wird anhalten“, wie eine Studie des unternehmensnahen Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW) behauptet. Ein Grund dafür sei der demografische Wandel. Denn die Bevölkerung wird immer älter und mit zunehmendem Alter wächst die Wohnfläche.

Neuer Name: Vonovia

Fusionen sorgten außerdem für Akteure, die groß genug sind, um das Interesse von Anlegern und Investoren zu wecken. Mit Deutsche Wohnen, LEG und TAG finden sich weitere Immobilienaktiengesellschaften an der Börse. Marktführer ist heute – nach der Übernahme der Gagfah im Frühjahr - die Deutsche Annington. Im Dax wird sie umfirmiert als Vonovia SE starten. In Bochum wurden bereits neue Schilder für die Europäische Aktiengesellschaft (SE) montiert.

Damit verschwindet der unter Mieterschützern schlecht beleumundete Name Annington endgültig vom Kurszettel. „Die ´Heuschrecken´-geprägte Vergangenheit mit hoher Verschuldung und renditeoptimierter Vernachlässigung des Wohnungsbestandes möchte man hinter sich lassen“, erklärt Michael Seufert, Analyst der NordLB.

Vonovias Wohnungen befinden sich in Wohnblöcken aus dem unteren bis mittleren Mietpreissegment. Vonovia verdient sein Geld vor allem mit Mieteinnahmen. Hinzu kommen Erlöse aus dem Verkauf einzelner Wohnungen an Anleger und Mieter. Die meisten Objekte liegen in Nordrhein-Westfalen und Ostdeutschland.

Auswahlkriterien für die Aufnahme in den Dax sind der Börsenumsatz und die Marktkapitalisierung auf Basis des Streubesitzes. Ein großer Streubesitz garantiert großen Umsatz mit einer Aktie. Davon profitiert die Deutsche Börse in Form von Provisionen. Für Unternehmen, Wissenschaftler und bestimmte Finanzinstrumente wie Indexfonds dient der Dax als Bezugsgröße. Wirksam werden die Änderungen am 21. September.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.