Deutsche Bank löst Kapitalproblem: Über Nacht fließen Milliarden

Warum denn nicht gleich so? Die Deutsche Bank gibt zu, dass ihre Eigenkapitaldecke zu dünn ist, und sammelt neues Geld ein.

So macht Deutsch-Bankern wieder Spaß: Jürgen Fitschen (l.) und Anshu Jain freuen sich über ihren Coup. Bild: reuters

BERLIN taz | Die Deutsche Bank braucht Geld, die deutsche Bank bekommt Geld. Wenn doch nur alles so einfach wäre. So ähnlich müssen die Börsianer gedacht haben, als sie die abrupte Kapitalerhöhung des größten deutschen Finanzinstituts am Dienstag frenetisch feierten.

Um 7,7 Prozent kletterte die Aktie bis mittags. Dabei hatten die beiden Vorstandsvorsitzenden Anshu Jain und Jürgen Fitschen nur endlich zugegeben, was sie lange nicht wahr haben wollten: Allem Gewinn und allen Sparbemühungen zum Trotz fehlte es der Deutschen Bank an Kapital, um ihre Geschäfte absichern zu können.

Damit sich das Eingeständnis auszahlte, musste die Führungsspitze allerdings ihren Terminplan ändern: Eigentlich sollten die neuesten Quartalszahlen erst am Dienstag vermeldet werden. Nun zogen Jain und Fitschen das auf den Montagabend vor. Denn mit einem Vorsteuergewinn von knapp 2,4 Milliarden Euro – nach Steuern immer noch 1,7 Milliarden Euro – lagen sie fast 40 Prozent über den Erwartungen und 28 Prozent über dem Ergebnis des Vorquartals.

9,5 Prozent Ausfall wäre tragbar

Beste Voraussetzungen, um neue Aktien auf den Markt zu werfen. Das tat die Deutsche Bank dann quasi über Nacht und sammelte mit rund 90 Millionen neuen Papieren fast drei Milliarden Euro bei den Investoren ein. Damit steigerte sie im Handumdrehen ihre Kernkapitalquote von 8.8 auf 9.5 Prozent. Ihr Eigenkapital würde nun also ausreichen, um den Ausfall von 9,5 Prozent der risikotragenden Aktiva, etwa Kredite, zu verkraften, ohne dass sie Insolvenz anmelden müsste.

Das Bankenabkommen Basel III zieht ab 2019 eine Grenze bei 7 Prozent. Geldinstitute, die diese Kernkapitalquote nicht erreichen, müssen damit rechnen, dass sie beispielsweise keine Dividenden ausschütten oder Boni zahlen dürfen. Internationale Großbanken wie JPB Morgan oder die UBS kommen aber ebenfalls jetzt schon auf 8,9 beziehungsweise 10,1 Prozent. „Das Kapitalthema ist damit fürs erste erledigt“, hieß es am Dienstag an der Frankfurter Börse. Kein Wunder, dass der Kurs der Deutsche Bank-Aktie rasant zulegte.

Die Grundprobleme bleiben

Nicht erledigt haben sich die anderen Probleme der Deutschen Bank, die neben den rechtlichen Anforderungen die ganz sachlichen Gründe dafür waren, das Kapital aufzustocken: Die Deutsche Bank braucht weiterhin Geld für ihre Rechtsstreitigkeiten in den USA (Verantwortung für die Hypothekenkrise), in Großbritannien (Beteiligung an der Manipulation des Bankenzinses Libor) und in Deutschland (Schadenersatz für die Kirch-Erben).

Außerdem, so läuft das Geschäft, verlangen die Investoren nach Dividenden, die ihnen schließlich von der Konkurrenz – und hier vor allem den US-Banken - auch geboten werden. Hier versprach Jain auch tatsächlich: „Heute können wir sagen, dass der sogenannte Hungermarsch vorbei ist.“ Da ist noch die Frage, wie lange die Kapitalerhöhung überhaupt ausreicht. Manche Analysten hatten in den vergangenen Wochen bereits von einem Kapitalbedarf von 6 bis 10 Milliarden Euro gesprochen.

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