Deutsche Meisterschaften im Eiskunstlauf: HipHop, Flamenco und Vierfachwurf

Kavita Lorenz und Joti Polizoakis sind dabei, den Eistanz in Deutschland zu rocken. Bei den Deutschen Meisterschaften starten sie als Favoriten.

Ein Mann und eine Frau beim Eiskunstlaufen

Das Top-Duo: Kavita Lorenz und Joti Polizoakis, hier bei einem Wettkampf Anfang 2016 in Bratislava Foto: imago/Gepa Pictures

„Man muss das Leben tanzen“, lautet das Motto von Kavita Lorenz und Joti Polizoakis auf ihrer Facebookseite. Das tun die 21-jährigen Eistänzer mit viel Leidenschaft, Spaß und enormem Tempo. An diesem Wochenende wollen sie im Berliner Erika-Hess-Eislaufstadion ihren deutschen Meistertitel im Eistanz verteidigen, den sie im Vorjahr als Neulinge auf Anhieb gewonnen hatten.

Die Tänze der Berlinerin und des in Süddeutschland aufgewachsenen Kindes griechischer Einwanderer sind außergewöhnlich. Zum Kurztanz am Freitag zeigen sie einen HipHop und in der Kür am Samstag einen Flamenco. „Ein Flamenco ist auf dem Eis enorm schwer zu interpretieren,“ weiß Bundestrainer Martin Skotnicky. „Der Oberkörper muss gerade bleiben, die Knie und Hüfte aber weich. Doch die beiden zeigen ihren Tanz mit viel Ausdruck und gutem Fluss, obwohl sie erst das zweite Jahr miteinander tanzen. Technisch haben die EM-14. sich im Vergleich zum Vorjahr verbessert.“

Wenn Lorenz und Polizoakis durch die Eishalle rocken, können sie das Publikum in ihrem Bann ziehen. Ihren Vorstellungen haftet immer ein Zauber an.

Den größten Teil des Jahres trainieren sie in Novi in den USA bei Igor Shpilband. Der hat mehrere Weltmeister ausgebildet und in der Trainingsgruppe können die beiden sich jeden Tag mit der Weltelite messen.

Dennoch ist die Verteidigung des deutschen Meistertitels alles andere als selbstverständlich. Denn mit Katharina Müller (21) und Tim Dieck (20) aus Dortmund, den Vizemeistern des Vorjahres, sind ihnen in diesem Jahr ernsthafte Konkurrenten herangewachsen. Bundestrainer Skotnicky: „Sie laufen technisch sehr sauber und haben in Wettkämpfen in diesem Jahr vergleichbare Resultate erzielt wie Lorenz/Polizoakis.“ Einen Zauber sucht man in deren Programmen allerdings vergeblich, die Tänze sind Hausmannskost.

Dennoch ist der Bundestrainer sicher, dass die Entscheidung in Berlin knapp wird. „Wer Deutscher Meister wird und damit das einzige deutsche Ticket im Eistanz für die Europameisterschaften lösen kann, das entscheidet die Tagesform. Wer in Berlin einen Fehler macht, ist aus dem Rennen. Das wissen beide Paare.“ Mit dem großen internationalen Durchbruch für eines der Paare rechnet Skotnicky aber in dieser Saison noch nicht. „Wir haben die vorolympische Saison. Da hört keines der Spitzenpaare auf oder lässt in der Leistung nach. Sie können sich nur bei Publikum und Preisrichtern einen Namen machen, um in der nacholympischen Saison auf internationale Podestplätze zu hoffen.“

Für die Wettkämpfe, die am Freitagabend und am Samstag in Berlin ausgetragen werden, sowie für das Schaulaufen sind noch reichlich Tickets zu haben. Die Deutsche Eislauf-Union wird auch in Zusammenarbeit mit Sportdeutschland.tv einen Livestream anbieten.

Weitere Kämpfe spannend

Auch in den anderen Disziplinen des Eiskunstlaufens sind die Kämpfe um Medaillen und internationale Startplätze spannend. Mit Lutricia Bock, Nicole Schott und Nathalie Weinzierl werden sich drei Damen einen harten Kampf um nur zwei EM-Startplätze im tschechischen Ostrava liefern. Bei den Herren setzt die Deutsche Eislauf-Union auf Neuling Paul Fentz für den einzigen EM-Startplatz.

Altmeister Peter Liebers kann nach einer Operation seine Leistung noch nicht wieder voll abrufen. International am erfolgreichsten sind deutsche Kufenkünstler im Paarlaufen. Umso bedauerlicher ist, dass das Spitzenpaar Aljona Savchenko/Bruno Massot in Berlin nicht am Start sein werden.

Die 32-jährige Ausnahmeathletin Savchenko, die mit Expartner Robin Szolkowy fünfmal Weltmeisterin wurde und mit den neuen Partner Massot im vergangenen Jahr auf Anhieb WM-Bronze gewann, hatte sich im November bei einem Grand-Prix-Wettbewerb verletzt. Das Innenband riss an, als sie einen vierfachen Wurf unsauber landete. Das Element ist eine Höchstschwierigkeit, die international nur sehr wenige Paare beherrschen. Die Partnerin wird dabei von ihrem Partner auf dem eisigen Untergrund in die Luft geworfen und soll sich bis zur Landung viermal um sich selbst drehen.

Savchenko hat wieder ein leichtes Training aufgenommen. „Sprünge sind aber noch nicht zu verantworten“, sagt ihr Trainer Alexander König. In Berlin will das Paar in jedem Fall anwesend sein. Ob sie auf der Zuschauerbank sitzen oder im Schaulaufen antreten, ist noch nicht entschieden.

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