Deutsche Unternehmerfamilie: Ein Streit im Hause Aldi

Nach Jahrzehnten der medialen Zurückhaltung wird bei den Albrechts kräftig gegeneinander geschossen. Das hat auch Gutes.

Ein Aldi-Schild vor blauem Himmel

Kulturkampf im Hause Aldi Foto: dpa

Ein aktuelles Foto von Theo Albrecht junior bekommt die Öffentlichkeit nicht, dafür jede Menge gehässige O-Töne über seine Schwägerin. Jahrzehnte hüllten sich die milliardenschweren Eigentümer der Discounterkette Aldi in Schweigen, jetzt tragen sie ihre Fehden in der Öffentlichkeit aus.

Theo Albrecht junior hat sein allererstes Interview gegeben – um seine Schwägerin zu attackieren. „Mein Bruder würde sich im Grabe rumdrehen“, sagte der 65-Jährige dem Handelsblatt in Anspielung auf die umtriebige Babette Albrecht. Die kämpft um ihren Einfluss im Unternehmen.

Theo Albrecht junior ist der Sohn von Theo Albrecht, der gemeinsam mit seinem Bruder Karl das Aldi-Imperium errichtet hat. Babette ist die Witwe seines 2012 verstorbenen Bruders Berthold.

Dieser Zweig der Familie herrscht über Aldi Nord, Aldi Süd gehört den Nachfahren von Karl und ist in den Streit nicht involviert. Denn während die Nord-Albrechts zanken, sind die Süd-Aldis mit der Modernisierung ihrer Filialen beschäftigt. Die sollen edler werden: Regale statt Paletten, mehr Marken im Sortiment.

Einkaufstouren

Auch bei Aldi Nord sollten sie sich besser um die künftige Strategie kümmern. Doch steht laut Theo keine Modernisierung der Filialen an. Erstaunlich. Konkurrenten wie Lidl oder Penny haben Aldi immer unter Druck gesetzt. Neuerdings sitzen dem Discounter aber auch die konventionellen Supermärkte im Nacken, die mit günstigen No-Name-Produkten und angenehmem Ambiente locken.

Nach einer Studie der Gesellschaft für Konsumforschung konnte Rewe 2015 beim Umsatz um 4,9 Prozent zulegen, Edeka um 2,2 Prozent. Bei Aldi Süd und Aldi Nord sanken die Umsätze um 2,0 beziehungsweise 1,8 Prozent. Nicht nur das zerrt an Theos Nerven. „Die – teilweise peinlichen – Auftritte meiner Schwägerin in der Öffentlichkeit und auch die zahlreichen, von ihr geführten Prozesse sind eine Belastung für unser Unternehmen“, sagte er dem Handelsblatt.

Während die Nord-Albrechts zanken, sind die Süd-Aldis mit der Modernisierung ihrer Filialen beschäftigt. Die sollen edler werden

Babette hatte den Kunsthändler Helge Achenbach angezeigt, weil der ihren sterbenskranken Mann mit fingierten Rechnungen für Kunst- und Oldtimerkauf abgezockt hatte. Im Prozess gegen Achenbach berichtete sie von gemeinsamen Einkaufstouren mit dem Kunsthändler, der dank ihrer Anzeige jetzt im Gefängnis sitzt. Und davon, dass ihr Mann schicke Oldtimer nicht nur haben, sondern auch fahren wollte. In seinen letzten Lebensjahren hatte Berthold Albrecht Spaß am Geldausgeben. Das passt nicht zum Aldi-Image.

Der Kulturkampf im Hause Aldi macht sich fest an der Satzung einer der drei Stiftungen, die das Kapital von Aldi Nord verwalten. Babette setzte vor Gericht in der ersten Instanz durch, dass eine Satzungsänderung aus dem Jahr 2010 kassiert wurde. Damit sicherte sie sich und ihren fünf Kindern Einfluss.

„Wenn die alte Satzung wirklich wieder gelten würde, könnten die Kinder von Berthold zusammen mit ihrem Anwalt das Unternehmen am Nasenring durch die Manege führen“, sagte Theo. Ihn ärgert, dass Babette und Kinder 25 Millionen Euro im Jahr aus dem Unternehmen nehmen und so einen Lebensstil finanzieren, mit dem sie „das Unternehmen in seiner Reputation gefährden“. Möglicherweise machen sie aber Aldi einfach ein bisschen glamouröser – und damit für die Zukunft gewappnet.

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