piwik no script img

Deutsches Team vor Basketball-EMBekannte Stärken, neue Ideen

Bei der EM möchte das deutsche Basketballteam auch unter der Regie des neuen Trainers Alex Mumbrú an die zuletzt großen Erfolge anknüpfen.

Zumindest im Basketball kann Deutschland scheinbar was drauf zu haben Foto: Marius Becker/dpa

Man kann die letzten drei großen Basketballturniere getrost das goldene deutsche Basketballzeitalter nennen. Vor dem Start der Europameisterschaft am Mittwoch ist nur die Frage: Neigt sich diese Zeit vielleicht schon dem Ende zu oder kann das deutsche Nationalteam unter dem neuen Coach Alex Mumbrú an die jüngsten Erfolge anknüpfen?

Die Voraussetzungen sind erst einmal nicht optimal. Wie der Deutsche Basketball-Bund am Dienstag mitteilte, liegt der Spanier Mumbru im finnischen Tampere vor dem Auftaktspiel gegen Montenegro am Mittwoch (15.30 Uhr/RTL und Magenta­Sport) vorsorglich wegen eines akuten Infekts im Krankenhaus. Seine Arbeit an der Seitenlinie übernimmt sein Assistent Alan Ibrahimagic.

„Ich möchte schnell spielen, der Ball soll geteilt werden und es soll gerannt werden“, sagte Mumbrú der taz kürzlich in einem Interview. Nach fünf Siegen und einer Niederlage in der EM-Vorbereitungsphase deutet einiges darauf hin, dass das Team mit der Umsetzung der Spielidee auf einem guten Weg ist. Das Ensemble um die NBA-Stars Dennis Schröder und Franz Wagner hat schnell in die neue Spielphilosophie vom Mumbrú hineingefunden, wenn auch jeweils mit einigen Startschwierigkeiten. Es dauerte immer die ersten Viertel eines jeden Spieles, bis das Team in Schwung kam, man gewann dann aber wie beim letzten Spiel gegen Titelverteidiger Spanien (95:78) meist überzeugend.

Das liegt neben den zwei Starspielern auch an den sieben weiteren im Kader verbliebenen Weltmeistern von 2023. Es gibt zudem interessante neue Kräfte wie Tristan Da Silva, der im August fürs Nationalteam debütierte und beim NBA-Team Orlando Magic unter Vertrag steht. Sein Bruder Oscar Da Silva steht ebenfalls im EM-Aufgebot.

Verletzungssbedingte Ausfälle

Allerdings werden einige im Kader schmerzlich vermisst. Der frische NBA-Champion Isiah Hartenstein und Moritz Wagner fehlen verletzungsbedingt. Zwei Spieler, die das Team gut gebrauchen könnte, denn auf der Center-Position ist das Team nicht auf Weltklasseniveau aufgestellt. Der ehemalige NBA-Spieler Daniel Theis kam nach einer Verletzung noch gar nicht in Form. Ihn bräuchte man aber in Bestleistung, um wieder Gold zu holen. Dafür ist besonders der ebenfalls ehemalige NBA-Spieler Isaac Bonga ein Lichtblick. Seit der WM vor zwei Jahren hat er große Fortschritte gemacht. Mit seiner Schnelligkeit und harten Verteidigung passt er obendrein perfekt in das neue System von Mumbrú.

Der Spanier tritt das schwere Erbe von Weltmeistercoach Gordon Herbert an. Er profitiert aber aber auch von dem, was über Jahre aufgebaut wurde. Mumbrú hob selbst hervor: „Wir haben einen unglaublich hohen Spiel-IQ und wissen einfach, wie wir guten Team-Basketball spielen können. Das ist als Coach einfach toll.“ Wenn sein Team schnell in die neuen Systeme hineinwächst und Dennis Schröder und Franz Wagner wieder zu den besten Spielern des Turniers gehören, kann sich Deutschland gute Chancen auf eine Medaille ausrechnen.

In der Gruppenphase hat es Deutschland mit verhältnismäßig einfachen Gegnern zu tun und muss sich, wenn alles gut läuft, nur bei zwei Teams wirkliche Gedanken machen. Die Basketballnation Litauen (30. 8.) ist eine größere Herausforderung wie auch die von NBA-Spieler und High-Scorer Lauri Markkanen angeführten Finnen (3.9.).

Das wohl stärkste Team, wenn es alleine um die Größe der Namen geht, ist wieder Serbien. Der Ausnahmespieler Nikola Jokić wird von drei weiteren NBA-Spielern unterstützt und ist für die meisten Favorit auf Gold. Ebenfalls einer der großen Favoriten ist Frankreich, das sich bei Olympia die Silbermedaille sicherte, dieses Jahr aber ohne zwei seiner bekanntesten Spieler auskommen muss. Es fehlen der junge Mega-Star Victor Wemban­yama und Rudy Gobert.

Auch Italien, das häufig bei den Juniorenturnieren vorne landet, hofft auf eine Medaille wie Griechenland, die mit NBA-Champion und MVP Giannis Antetokounmpo die EM mit einem weiteren Ausnahmespieler berreichern. Der noch junge Alperen Şengün, aufstrebender Star der Houston Rockets, spielt neben Euroleague-Legende Shane Larkin für die Türkei. Und auch Luka Dončić, einer der besten Spieler der Welt, rechnet sich mit Slowenien Chancen auf einen Podestplatz aus.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare