Deutschlands älteste Werft : Sietas-Arbeitsplätze bleiben

Die Werft in Neuenfelde soll an verschiedene Investoren überwiegend aus der Branche verkauft werden, darunter die Lürssen-Werft und die holländische Veka-Gruppe.

Jeder Dritte musste schon gehen: Arbeiter nach einer Betriebsversammlung auf dem Gelände der J. J. Sietas Schiffswerft. Bild: dpa

Der Betrieb auf der Sietas-Werft in Neuenfelde wird wohl weitergehen können. Allerdings soll Deutschlands älteste Werft an unterschiedliche Investoren verkauft werden. Wie Insolvenzverwalter Berthold Brinkmann am Donnerstag vor der Presse sagte, können 600 der zurzeit noch 650 Arbeitsplätze erhalten werden, möglicherweise sogar mehr. „Ich bin über die Entscheidung, die im Gläubigerausschuss getroffen wurde, sehr glücklich“, kommentierte der Betriebsratsvorsitzende Peter Bökler.

Die Sietas-Werft, seit 1635 ununterbrochen in Familienbesitz, besteht aus drei Firmen unter dem Dach einer Verwaltungsgesellschaft. Nur für die Werft und die Verwaltungsgesellschaft wurde die Insolvenz beantragt. Im vergangenen Herbst beschäftigte das Unternehmen noch gut 1.000 MitarbeiterInnen.

Wie Brinkmann mitteilte, haben sich die Gläubiger entschieden, die Norderwerft, einen Betrieb für die Reparatur und Instandhaltung von Schiffen, an die Bremer Lürssen-Gruppe zu verkaufen. Lürssen habe sich bereit erklärt, zusätzlich zu den 94 Beschäftigten bis zu 40 weitere Mitarbeiter einzustellen.

Für die Neuenfelder Maschinenfabrik (NMF) wird Brinkmann mit zwei Interessenten parallel Schlussverhandlungen führen. Der eine stamme aus Asien, der andere aus dem Nicht-EU-Europa. Die Maschinenfabrik, die Schiffskräne baut, werde alle 134 Mitarbeiter behalten.

Für die eigentliche Sietas-Werft, die sich heute auf den Bau von Spezialschiffen konzentriert, führt Brinkmann Schlussverhandlungen mit der niederländischen Veka-Werftengruppe. Von den 400 Arbeitsplätzen der Schiffbauwerft könnten nach aktueller Auftragslage mindestens 300 erhalten werden. „Wir werden viele, vielleicht sogar alle Arbeitsplätze erhalten können“, freute sich Eckard Scholz von der Gewerkschaft IG Metall. Alle Schlussverhandlungen will Brinkmann binnen vier Wochen abgeschlossen haben.

Um den Fortbestand der Sietas-Werft zu ermöglichen, haben die Gläubiger beschlossen, einen Teil des Verkaufserlöses der Norderwerft und der NMF zu investieren. Andernfalls drohten „hohe Abwicklungskosten für eine Transfergesellschaft und Kündigungsfristen der Mitarbeiter“ bei der Sietas-Werft. Mit dem Verkauf der Norderwerft und der Docks der Sietas-Werft erlösen die Gläubiger, zu denen auch die Stadt und der Bund gehören, einen zweistelligen Millionen-Betrag, mit dem Verkauf der NMF einen ähnlichen Betrag.

Den Weiterbetrieb der Schiffbau-Werft sicherte ein Auftrag der Rotterdamer Van-Oord-Gruppe. Diese hatte im Februar einen mehr als 100 Millionen Euro schweren Auftrag für ein Errichterschiff für Offshore-Windparks erneuert. Sollten die künftigen Sietas-Eigner ein ähnliches Angebot machen, könne er sich vorstellen, den Auftrag für ein weiteres Schiff zu erteilen, sagte Peter Bunschoten von Van Oord.

„Für die Kunden wird es immer schwieriger, in Westeuropa Spezialschiffe gebaut zu bekommen“, sagte Bunschoten. „Wir sollten darauf achtgeben, diese Branche in Westeuropa zu behalten.“ Van Oord bietet Baggerarbeiten, Landgewinnung und den Bau von Offshore-Windparks an.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.