Die Deutsche Bank speckt ab: Mehr Europa, weniger Personal

Unter Institutschef Sewing begräbt die Deutsche Bank ihre globalen Ambitionen. Und kündigt an, viele MitarbeiterInnen zu entlassen.

Der Chef der Deutschen Bank, Christian Sewing, sitzt mit Anzug und Krawatte hinter einem Mikrofon

Schon als Vorstandmitglied schwört Sewing im Oktober 2015 MitarbeiterInnen auf schwere Zeiten ein Foto: dpa

BERLIN taz | Die Deutsche Bank verabschiedet sich unter dem neuen Chef Christian Sewing von ihrem Anspruch, mit den großen Wall-Street-Häusern in einer Liga zu spielen. Sewing, erst drei Wochen im Amt, kündigte am Donnerstag einen Strategieschwenk an. Das schwankungsanfällige Investmentbanking wird wie das Geschäft in den USA und Asien stark verkleinert. „Unsere Wurzeln liegen in Europa“, betonte der gebürtige Bielefelder. „Hier wollen wir Unternehmen und institutionellen Kunden weltweite Finanzierungslösungen anbieten.“ Zudem kündigte Sewing an, eine „signifikante“ Zahl von Mitarbeitern werde gehen müssen. Laut Reuters sind in den USA bereits am Mittwoch 300 Investmentbanker entlassen worden. Noch hat die Bank weltweit rund 98.000 Mitarbeiter.

Die Deutsche Bank ist in der Krise. Drei Jahre hintereinander hat sie Verluste eingefahren. Sewings Vorgänger John Cryan war vorgeworfen worden, er agiere zu zögerlich. Das Image des Geldhauses ist weiter miserabel. Nachdem Vorstandssprecher Josef Ackermann (2006-2012) ein Renditeziel von 25 Prozent ausgerufen hatte, hatten viele Banker kriminelle Machenschaften entwickelt.

Zeitweise war das Institut weltweit in 7.800 Prozesse verstrickt, davon viele gegen die Investmentsparte. Nicht nur das: Die Digitalisierung zwingt die gesamte Bankbranche zum Umbau. IT-Vorständin Kim Hammonds hatte die Deutsche Bank als das „kaputteste Unternehmen“ („most dysfunctional company“) bezeichnet, das sie kenne. Auch sie muss nun gehen, der Vorstand wird von zwölf auf neun Mitglieder verkleinert.

Die Deutsche Bank hatte vor rund 30 Jahren mit dem Kauf der britischen Bank Morgan Grenfell und später der New Yorker Investmentbank Bankers Trust eine Investmentsparte gegründet. Seitdem versuchte sie, mit den US-Banken mitzuhalten. „Das war der Kardinalfehler“, sagt Klaus Nieding von der Aktionärsschutzvereinigung DSW: „Die hat ein Eigenleben entwickelt, worunter die Bank bis heute leidet.“

Sewing setzt auf vermögende Kunden

Deutsche-Bank-Aktien stürzten am Donnerstag um bis zu 4,2 Prozent ab. Analysten von Morgan Stanley bezeichneten die neue Strategie dennoch als „ermutigend“. Bei den Investoren überwog hingegen die Skepsis: „Bislang sieht das noch nach einem Schnellschuss aus“, zitiert Reuters einen Anteilseigner.

Sewing will das klassische Privat- und Firmenkundengeschäft und die Vermögensverwaltung stärken. Hier hatte die Bank zuletzt viele Kunden vergrault. Neben Deutschland setze er nun auf wachsende Märkte wie Italien und Spanien sowie auf das Geschäft mit vermögenden Kunden. „Ab 2021 sollen die Privat- und Firmenkundenbank und der Vermögensverwalter DWS nachhaltig ungefähr die Hälfte der Konzernerträge erwirtschaften“, erklärte Sewing. Er war vor seinem Wechsel an die Spitze des Finanzkonzerns einer der beiden Leiter des Privatkundengeschäfts.

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