Die Oscars 2022: „Coda“ als bester Film gekürt

Die Tragikomödie „Coda“, die vom Aufwachsen in einer gehörlosen Familie erzählt, wird bester Film. Die meisten Oscars gehen an „Dune“. Will Smith sorgt für Irritation.

Eine Frau hält einen Oscar und lächelt

„Coda“ von Regisseurin Siân Heder hat den Oscar als bester Film gewonnen Foto: Mario Anzuoni/Reuters

LOS ANGELES dpa | Die Tragikomödie „Coda“ hat den Oscar in der Kategorie Bester Film gewonnen. Regisseurin Siân Heder erzählt darin von einem Mädchen, das in einer gehörlosen Fischerfamilie aufwächst. Der Film erhielt insgesamt drei Auszeichnungen, wie die US-Filmakademie in der Nacht zum Montag in Los Angeles bekanntgab. Erstmals hat damit ein Film eines Streamingdienstes den Oscar in dieser Kategorie geholt. Der Film läuft beim Anbieter Apple TV+.

„Coda“ ist ein US-Remake der französischen Komödie „Verstehen Sie die Béliers?“. Er handelt von der 17-jährigen Ruby, die als einzige in der Familie hören kann. Eines Tages wird sie vor die Wahl gestellt, ob sie ihre eigenen Träume als Sängerin verwirklicht oder die Erwartungen ihrer Familie erfüllt. Als bester Nebendarsteller wurde der gehörlose Schauspieler Troy Kotsur geehrt.

Die meisten Auszeichnungen gingen an das Sciene-Fiction-Epos „Dune“. Ausgezeichnet wurde der Film unter anderem für die beste Filmmusik und die besten visuellen Effekte. Für Komponist Hans Zimmer und den Effektexperten Gerd Nefzer – zwei Filmschaffende, die aus Deutschland kommen – ist es jeweils der zweite Oscar.

Der Western „The Power of the Dog“ von Jane Campion, der mit zwölf Nominierungen als Favorit ins Rennen gegangen war, gewann letztlich nur eine Auszeichnung für die beste Regie.

Schauspielerin Jessica Chastain gewann den Oscar als beste Hauptdarstellerin für „The Eyes Of Tammy Faye“, eine Filmbiografie über eine christliche TV-Predigerin. Will Smith gewann den Oscar als bester Hauptdarsteller für seine Rolle in „King Richard“ über den Aufstieg von Serena und Venus Williams zu Tennis-Stars.

Eine Ohrfeige vor laufender Kamera

Will Smith sorgte mitten in der Verleihung für einen irritierenden Moment, als er auf die Bühne lief und seinem Kollegen Chris Rock eine Ohrfeige gab. Danach kehrte er auf seinen Platz zurück und rief zweimal laut in Rocks Richtung: „Lass den Namen meiner Frau aus Deinem verdammten Mund!“ Zuvor hatte sich Komiker Rock an Smiths Frau Jada Pinkett Smith gewandt und gewitzelt: „G.I. Jane 2 – ich kann es nicht abwarten, das zu sehen.“ – eine Anspielung auf den Film „G.I. Jane“, in dem sich Demi Moore als Soldatin den Kopf rasierte. Jada Pinkett Smith hatte in der Vergangenheit offen über ihren Haarausfall gesprochen.

Ariana DeBose wurde als beste Nebendarstellerin für ihre Rolle im Musical „West Side Story“ geehrt. Sie sagte zum Publikum: „Sie sehen hier eine offen queere, nicht-weiße Frau, eine Afro-Latina“, die ihre Kraft durch die Kunst gefunden habe. Prämiert wurden zudem der „James Bond“-Titelsong von Billie Eilish und der Animationsfilm „Encanto“. Der Oscar für den besten ausländischen Film ging an „Drive My Car“ des Japaners Ryusuke Hamaguchi.

Ein deutscher Kinoverband reagierte zwiegespalten auf die Entscheidung, den Film eines Streaminganbieters auszuzeichnen. „Wir gratulieren Apple zum Oscar-Gewinn von ‚Coda‘“, teilte Christian Bräuer von der AG Kino – Gilde mit. „Gleichzeitig finden wir es sehr bedauernswert, dass Apple lediglich in den USA einen Kinostart des Films mitsamt großer Kampagne ermöglicht hat.“ In der Vergangenheit hätten sie bei anderen Filmen wie „Macbeth“ gut zusammengearbeitet.

Moderiert wurde die Oscar-Verleihung von den Schauspielerinnen Amy Schumer, Regina Hall und Wanda Sykes. Während der Sendung wurde auch zu einem Schweigemoment aufgerufen: „Wir bitten Sie, die Ukraine auf jede erdenkliche Weise zu unterstützen.“ Einige Gäste trugen blaue Bänder mit der Aufschrift „WithRefugees“. Vorab hatte Schauspieler Sean Penn zu einem Boykott der Gala aufgerufen, falls sie ohne den ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenski stattfinden sollte. Er selbst würde seine beiden Oscar-Statuen aus Protest „einschmelzen“, sagte Penn. Selenski wurde im Dolby Theatre nicht zugeschaltet.

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