Die Stärke der Vielen: Unser Weltkulturerbe

Die taz Genossenschaft feierte kürzlich ihr 25-jähriges Jubiläum. Eine Würdigung vom taz-Geschäftsführer.

von Kalle Ruch

Die „Genossenschaftsidee“ wurde als erster deutscher Beitrag in die Liste des immateriellen Weltkulturerbes aufgenommen. Das hat der sogenannte zwischenstaatliche Ausschuss der Unesco bei einer Sitzung in der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba Ende November 2016 beschlossen.

„Eine Genossenschaft ist eine freiwillige Vereinigung von Menschen mit gleichen Interessen, die individuelles Engagement und Selbstbewusstsein fördert“, erklärte die UN-Kulturorganisation. Die Idee der Genossenschaft gründet auf den Maximen der Selbsthilfe, -verwaltung und -verantwortung. Durch den Erwerb von Genossenschaftsanteilen werden Genossenschaftsmitglieder zu MiteigentümerInnen.

Genossenschaften sind in der Geschichte oft aus wirtschaftlicher Not heraus entstanden. So auch bei der taz im Jahr 1991. Der Fall der Mauer hatte kurzfristig für einen Aufschwung gesorgt, die Krise kam dann mit der Abschaffung der Berlinsubventionen. Gesucht wurde nach einem Überlebenskonzept – gefunden wurde die Idee der Genossenschaft.

Funktionierende Partizipation

Ein Vierteljahrhundert ist es nun her, dass sich nach langen und harten Kontroversen die Mitarbeitenden der taz dafür entschieden, ihr damals selbstverwaltetes Zeitungsprojekt gemeinsam mit ihren LeserInnen in eine Genossenschaft zu überführen. Produzenten und Konsumenten sind nun Eigentümer der taz und bilden eine Produktivgenossenschaft innerhalb einer Konsumgenossenschaft.

Seit 25 Jahren funktioniert diese Genossenschaftsidee sozialer, kultureller und wirtschaftlicher Partizipation bei der taz und sie funktioniert immer besser. So zahlen ein Viertel unserer AbonnentInnen einen Politischen Preis für ihr Abo und ermöglichen damit anderen, die taz zum ermäßigten Preis zu lesen. Bei unserem Unterstützungsmodell taz.zahl-ich leisten inzwischen 12.100 Zahler freiwillig einen regelmäßigen Beitrag.

Auf die Zukunft angelegt

Über 18.000 GenossInnen geben der taz-Genossenschaft eine solide Eigenkapitalbasis. Mit zusätzlichen stillen Beteiligungen leisten sie einen hohen Eigenanteil an der Finanzierung des neuen Verlagshauses in der Friedrichstraße.

Mit ihren Spenden an die taz Panter Stiftung ermöglichen unsere LeserInnen und Genossenschaftsmitglieder, dass die taz die Solidarität, die sie selbst erfahren hat, an andere weitergeben kann. Mit ihrer Hilfe konnte in wenigen Tagen das Projekt taz.eksil/taz.gazette für türkische Journalisten finanziell abgesichert werden.

In Zeiten, in denen klassische Modelle zur Finanzierung von Journalismus immer weniger tragen, zeigt sich, dass die Genossenschaftsidee für ein publizistisches Unternehmen der Aufklärung eine auf die Zukunft angelegte Wirtschaftsweise ist. Ganz im Sinne eines Weltkulturerbes.

KARL-HEINZ RUCH ist Geschäftsführer der taz seit ihrer Gründung.