Die Wahrheit: Vom Nachteil des ewigen Jetsettens

Im Sommer hat besonders der Kosmopolit und Weltenbummler für die fachgerechte Lagerung seiner heimischen Kaltgetränke zu sorgen.

O Mann! Ich kam mir so clever vor, als ich die abends zuvor erst angebrochene 1,25-Liter-Flasche Cola Zero, kurz bevor ich das Haus in Richtung Wochenende verließ, aus der Kühlschranktür zog und in meinen Rucksack gleiten ließ. Während ich mir vor lauter Bewunderung gedanklich auf die Schultern klopfte, dachte ich wohl: Hey, Alter, da sparst du glatt zwei oder drei Euro, wenn du dir gleich am Bahnhof, der ja nicht gerade ein Paradies für preisbewusste Verbraucher ist, keine grotesk überteuerte Flasche mit irgendeinem abscheulichen Kaltgetränk kaufen musst, hinterher womöglich sogar Pepsi light oder Bizzl Apfelschorle, weil die das da schlicht nicht draufhaben mit dem Getränkehandel.

Das ersparst du dir einfach alles, muss ich zu mir selbst gedacht haben, weil du so klug und vorausschauend gewesen bist, dir von vorneherein ein eiskaltes Getränk mit in den Zug zu nehmen, überdies auch noch in Maxigröße, denn mindestens ein Liter Flüssigkeit ist das, was du Glückspilz nun, bevor die Kohlensäurebläschen übers Wochenende ohnehin sinnlos in den Kühlschrank diffundieren würden, jederzeit verzehrbereit in deinem Gepäck mitführst. So dass es also nicht nur zwei oder drei Euro wären, die du in den kommenden Tagen anderweitig viel besser investieren wirst können, in große Gläser mit goldenem Bier zum Beispiel, sondern gleich vier bis sechs Euro!

Als ich drei Tage später, am Montag nach dem rauschenden Wochenende, wieder zu Hause aufschlug und die unterwegs getätigten Einkäufe ohne Verzug im Kühlschrank verstauen wollte, erschien mir das schon merkwürdig, dass ich so wenig Mühe hatte, das Gerät zu öffnen. Dass mir die Kühlschranktür trotz ihrer fest schließenden Gummidichtung überhaupt keinen Widerstand entgegensetzte. Und dann: Alles klar … das Mineralwasser, nach dem ich griff, war gar nicht richtig kalt … die Butter, auf deren Folie ich mutlos herumdrückte, viel zu weich … auf der Glasplatte über dem Gemüsefach hatten sich Wasserlachen gesammelt … das Pappetikett der Tortellini löste sich bereits auf …Und dann: O Mann … das Leberwurstdöschen war voller grüner Schimmelpilze und -pelze, die Milchtüte bis obenhin mit sauren Brocken gefüllt, der Serranoschinken in seinem Zellofan zu einer gräulichen Matsche verwest und die innere Rückwand des gesamten Aggregats mit einer dicken Firnschneeschicht bedeckt, auf der man noch wochenlang würde snowboarden können. Und herrje, falls ich nun auf meine alten Tage doch keine Lust mehr haben sollte, den Lord of the Boards zu spielen – was für eine verkackte Arbeit kam jetzt auf mich zu! Es würde Tage dauern, den Kühlschrank abzutauen.

Jedes einzelne Lebensmittel in jedem einzelnen Behältnis würde mühsam auf seine Verzehrbarkeit zu testen sein, wollte ich nicht alles in einem Schwung dem Mülleimer überantworten. Weshalb meine klare Botschaft an die Welt wäre: Leute, achtet beim Verlassen des Hauses immer schön darauf, dass eure Kühlschranktür richtig geschlossen ist. Besonders jetzt im Sommer, okay?

Die Wahrheit auf taz.de

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

ist die einzige Satire- und Humorseite einer Tageszeitung weltweit. Sie hat den ©Tom. Und drei Grundsätze.

kari

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.