Die Wahrheit: Oans, Zwoa, gekübelt

Endlich nimmt es der Schwabinger Krawall mit dem Zeitgeist auf: Jetzt haben sich auch Jackie und Hubsi der Herausforderung „Ice Bucket“ gestellt.

Wie der Jackie erzählt hat, er sei von irgendeinem Hasen, den er nur per Foto kenne, für eine „Ice Bucket Challenge“ nominiert worden, hat der Hubsi gesagt, bei solchen Sachen müsse man unbedingt mittun, weil das in der Szene jeder mache, von diesem Wildbach-Toni bis hin zum Schweinsteiger, der inszenierungsmäßig vorgelegt habe, und da solle sich der Jackie lieber Gedanken machen, statt in seiner Verweigerungshaltung zu verharren, weil er sich sonst gleich einglasen lassen könne.

Also sind sie zum Renato und haben gefragt, ob er ihnen einen Eiskübel leiht, aber der Renato hat gesagt, er habe nur noch einen, weil sie den zweiten damals demoliert hätten, als der Jackie mit dem Rad gegen den Hydranten gefahren sei, seinen verstauchten Fuß habe kühlen wollen und dabei mit dem zweiten Fuß im Klo steckengeblieben sei, weshalb er grundsätzlich immer noch Lokalverbot habe.

In der Sieben, im Drugstore, beim Enzo und in dem Schuppen in der Marktstraße haben sie ebenfalls keinen Kübel gekriegt, aber jede Menge Caipi, weil sie sich so für den guten Zweck einsetzen, und so sind sie schließlich zum Jackie heimgeschwankt und haben an der Baustelle von dem Millionärskasten in der Feilitzschstraße einen Kübel geklaut, der ganz schön schwer war, und ihn beim Renato, der froh war, sie wieder loszuwerden, mit Eiswürfeln gefüllt.

Der Hubsi hat gemeint, am besten stelle sich der Jackie vors Haus und halte sich das Handy vors Gesicht; er werde dann von oben aus dem Fenster die Ladung auf ihn heruntergießen. Also haben sie sich ein Bier aufgemacht und vergeblich überlegt, für welchen guten Zweck das eigentlich sein könnte; dann ist der Jackie auf die Straße hinunter und hat gewartet.

Leider hat sich der Hubsi beim ersten Mal verschätzt, woraufhin der getroffene Postbote fuchsteufelswild geworden ist und der Jackie ihm erklärt hat, er solle sich verzupfen, weil es hier um einen Zweck gehe. Beim zweiten Mal hat der Hubsi ein Auto mit Alarmanlage getroffen, die dritte Ladung hat eine alte Frau erwischt, die immerhin nach kurzer Ohnmacht weitergehen hat können.

Dann hat der Renato gesagt, es sei später Vormittag, er wolle irgendwann auch einmal zusperren und sie sollten ihn am Arsch lecken, das ganze restliche Eis mitnehmen und damit erstmal anstellen, was sie wollten.

Diesmal hat der Hubsi richtig gezielt, allerdings ist ihm der Kübel, der so schwer war, weil unten drin eine dicke Schicht Zement war, ausgekommen, und wie er „Obacht“ gebrüllt hat, hat der Jackie nicht gewusst, was er meint, und nach oben geschaut und ist vier Stunden später mit vermummtem Gesicht und einer Nasenschiene im Schwabinger Krankenhaus, Gott sei’s gedankt, wieder aufgewacht.

Das Video, hat der Hubsi gesagt, sei der totale Bringer und habe fast eine Million Likes, aber der Jackie hat gemeint, das sei ihm so was von wurst und er werde, wenn die Gehirnerschütterung abgeklungen sei, sämtliche Hasen, die er nur von Fotos kenne, entfrienden und wolle von irgendeinem guten Zweck generell und für alle Zukunft nichts mehr hören.

Die Wahrheit auf taz.de

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

ist die einzige Satire- und Humorseite einer Tageszeitung weltweit. Sie hat den ©Tom. Und drei Grundsätze.

kari

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.