Die Wahrheit: Irischer Burgerkrieg

Achtung Verwechslungsgefahr! Der Konzern McDonald’s geht gegen seinen irischen Konkurrenten Supermac’s vor. Der ungleiche Krieg der Klöpse.

Augen auf beim Burgerkauf. Fleischbrötchen sind leicht zu verwechseln. Viel Spielraum gibt es bei der Hamburger-Montage nicht: Salat, Tomate und Gurke sowie der Klops werden zwischen zwei pappige ketchupbeschmierte Brötchenhälften geklemmt – fertig. Der US-Konzern McDonald’s, Jahresumsatz allein in Europa rund 8 Milliarden Euro, geht nun gegen den irischen Konkurrenten Supermac’s vor, Jahresumsatz rund 100 Millionen Euro, um die Kundschaft vor Verwirrung zu schützen.

Supermac’s will nämlich nach Australien, Großbritannien und auf das europäische Festland expandieren, und das will McDonald’s verhindern. Die Amis haben sich die Rechte an „Big Mac“, „McMuffin“, „McFish“ und „McSonstwas“ gesichert. „Supermac“ könnte die Schnellesser dermaßen durcheinanderbringen, dass sie ins falsche Fleischbrötchen beißen, fürchtet der Konzern. Bei einer Umfrage in Irland, wo beide Ketten seit 37 Jahren nebeneinander existieren, erklärten allerdings 92 Prozent der Befragten, dass sie die beiden Ketten unterscheiden können.

Pat McDonagh, ein Lehrer, hat Supermac’s 1978 im westirischen Ballinasloe gegründet, McDonald’s war ein Jahr früher nach Irland gekommen. Eigentlich wollte McDonagh einen Billardsalon eröffnen, bekam aber keine Baugenehmigung. Inzwischen gibt es rund 100 Supermac’s-Filialen in Irland, McDonald’s hat 10 weniger. Supermac’s wirbt auf Plakaten mit dem Spruch: „Irischer als Ronald.“ Das stimmt nicht so ganz. Richard McDonald und sein Bruder Maurice, die das erste McDonalds’s-„Restaurant“ 1940 im kalifornischen San Bernadino eröffneten, stammten aus einer irischen Auswandererfamilie.

Die heutigen Eigentümer haben beim EU-Büro für Harmonisierung des internen Marktes ein 41 Seiten dickes Papier eingereicht, in dem sie begründen, warum Supermac’s gefälligst in Irland bleiben soll. Neben der Verwechslungsgefahr suggeriere das Wörtchen „Super“, dass es sich bei der schnellen Mahlzeit um etwas Besseres handle. Das tut es auch, wenn auch nur marginal: Die Pommes frites sind nicht strohhalmdünn, sondern fingerdick. Und irgendwie schmeckt der Burger besser.

In Puerto Rico hat man vor einiger Zeit ein Experiment gemacht und ein komplettes „McDonald’s Meal“ 120 Tage lang offen stehen lassen. Trotz Hitze und hoher Luftfeuchtigkeit veränderte sich der Fraß nur geringfügig: Pommes und Chicken Nuggets waren ein wenig ausgetrocknet und etwas geschrumpft. Aber nicht mal Fliegen oder andere Insekten hatten an dem kulinarischen Horror Interesse. Vermutlich hätten sie aber auch eine antike Supermac-Speise links liegen gelassen.

„Ich bin mit der Silbe Mac in meinem Namen geboren worden“, sagt McDonagh. „Ich kann das nicht ändern. Und Mac war auch mein Spitzname im Schulteam beim Fußball.“ McDonald’s will dennoch, dass sich Supermac’s umbenennt – kein „Super“, kein „Mac“. Und „Donagh“ klingt ja auch fast wie „Donald“. Wie wäre es mit „Durchschnittsklop’s“? Aber der Apostroph gehört ja auch McDonald’s.

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Geboren 1954 in Berlin. 1976 bis 1977 Aufenthalt in Belfast als Deutschlehrer. 1984 nach 22 Semestern Studium an der Freien Universität Berlin Diplom als Wirtschaftspädagoge ohne Aussicht auf einen Job. Deshalb 1985 Umzug nach Dublin und erste Versuche als Irland-Korrespondent für die taz, zwei Jahre später auch für Großbritannien zuständig. Und dabei ist es bisher geblieben. Verfasser unzähliger Bücher und Reiseführer über Irland, England und Schottland. U.a.: „Irland. Tückische Insel“, „In Schlucken zwei Spechte“ (mit Harry Rowohlt), „Nichts gegen Iren“, „Der gläserne Trinker“, "Türzwerge schlägt man nicht", "Zocken mit Jesus" (alle Edition Tiamat), „Dublin Blues“ (Rotbuch), "Mein Irland" (Mare) etc. www.sotscheck.net

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kari

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