Die Wahrheit: Terrorist auf Rente

Ob der nordirische Premier Peter Robinson zum Jahresende wirklich in die Pensionierung abtaucht, ist höchst zweifelhaft.

Um in der Politik zum Helden zu werden, muss man tot sein, sagte einmal ein irischer Historiker. Manchmal reicht aber auch ein Rücktritt. Er sei sehr höflich und respektvoll gewesen, fand die Dubliner Senatorin Mairia Cahill von der Labour Party. Trevor Ó Clochartaigh von Sinn Féin meinte, er habe eine wichtige Rolle bei den nordirischen Verhandlungen der letzten Wochen gespielt.

Die Rede ist von Nordirlands Premierminister Peter Robinson, der vorige Woche angekündigt hat, zum Jahresende alle Ämter niederzulegen und sich ins Privatleben zurückzuziehen. Seine Arbeit sei getan: Nordirland gehöre immer noch zum Vereinigten Königreich, seine vom Wutpfaffen Ian Paisley gegründete Democratic Unionist Party sei in guter Verfassung, und die Belfaster Mehrparteienregierung sei vorige Woche mit seiner Hilfe gerettet worden. 1974 ist eine solche gemeinsame Regierung von Protestanten und Katholiken mit seiner Hilfe zu Fall gebracht worden.

Zwölf Jahre später marschierte Robinson mit 200 maskierten Männern in das kleine südirische Dorf Clontibret ein, beschmierte ein Polizeirevier und eine Schule mit idiotischen Sprüchen und ließ sich dann verhaften. Mit der Aktion wollte er darauf hinweisen, dass die innerirische Grenze schlecht gesichert sei.

Im selben Jahr war er Mitbegründer von Ulster Resistance, einer Organisation, die später Waffen für protestantische Mordkommandos beschaffte. Und er hat gegen jede Initiative agitiert, die den Katholiken ein Machtzipfelchen verschaffen wollte. Doch die Geschichtsschreibung ist meistens gnädig, wie man am Beispiel Helmut Schmidts sieht. Robinson wird als Mann des Friedens gefeiert werden, wenn er unter der Erde liegt.

Vorher will er aber noch „viel Zeit mit Iris“, seiner Frau, verbringen. Ob die das auch will? 2010 enthüllte die Sunday Tribune, dass die damals knapp 60-jährige nicht nur mit einem 19-jährigen Teenager im Bett war, sondern auch mit dessen Vater sowie, in den Achtzigern, mit einem Parteifreund ihres Mannes.

All das wäre ihre Privatsache, aber sie hat ihrem kleinen Liebhaber auch illegale Kredite von Bauunternehmern zugeschanzt. Peter soll davon gewusst haben und trat deshalb als Premierminister zurück. Drei Wochen später war er wieder im Amt – die kürzeste Schamfrist der nordirischen Geschichte.

Diesen September hat er schon wieder sein Amt als Premierminister niedergelegt, weil die eigentlich aufgelöste Irisch-Republikanische Armee (IRA) einen Mord begangen haben soll. Er zog auch seine Minister aus der Regierung ab, doch die kehrten einmal pro Woche zurück, damit die Posten nicht anderweitig vergeben werden konnten. Seit vorigem Dienstag ist alles wieder im Lot. Die nordirischen Parteien einigten sich darauf, dass sich alle Terroristen zur Ruhe setzen müssen.

Allen voran der geläuterte Peter Robinson. Ein Politiker sollte im Alter zwischen 60 und 65 aufhören, hatte er stets betont. In Dezember wird er 67. Mathe kann er also auch nicht.

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Geboren 1954 in Berlin. 1976 bis 1977 Aufenthalt in Belfast als Deutschlehrer. 1984 nach 22 Semestern Studium an der Freien Universität Berlin Diplom als Wirtschaftspädagoge ohne Aussicht auf einen Job. Deshalb 1985 Umzug nach Dublin und erste Versuche als Irland-Korrespondent für die taz, zwei Jahre später auch für Großbritannien zuständig. Und dabei ist es bisher geblieben. Verfasser unzähliger Bücher und Reiseführer über Irland, England und Schottland. U.a.: „Irland. Tückische Insel“, „In Schlucken zwei Spechte“ (mit Harry Rowohlt), „Nichts gegen Iren“, „Der gläserne Trinker“, "Türzwerge schlägt man nicht", "Zocken mit Jesus" (alle Edition Tiamat), „Dublin Blues“ (Rotbuch), "Mein Irland" (Mare) etc. www.sotscheck.net

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kari

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