Die Wahrheit: Schwer verkabelt

Donnerstag ist Gedichtetag auf der Wahrheit: Heute darf sich die Leserschaft an einem Poem über eine körperliche Vernetzung erfreuen.

Foto: reuters

In meinem Haushalt bin ich jetzt

total verschaltet und vernetzt.

Mein Wecker sendet erst einmal

an meine Küche ein Signal.

Dort wählt der Kaffeeautomat

die Kaffeestärke akkurat

nach Blutdruck und nach Pulsfrequenz,

kurz: nach erwartbarer Präsenz.

Dann gibt der Spiegel mir im Bad

rasch als Radarbild und in Grad

meine Gemütsverfassung an

und wie sich die entwickeln kann.

Prompt reagiert die Mind-App, sucht

nach den Symptomen oder bucht

gleich passende Behandlungszeiten

bei meinem Psychotherapeuten.

Dann registriert noch die Toilette

Darmstatus, Leberwerte, Fette

des Blutes und brieft simultan

den Kühlschrank, der den Speiseplan

mir täglich neu kommuniziert

rasch Ungesundes aussortiert

und über Internet das ordert,

was der Verfassungscheck so fordert.

Ich werde stündlich informiert,

was körperlich so funktioniert.

Doch was passiert, wenn ich im Stress

das Akkuladen mal vergess?

Was geht dann noch? Weil ich ja dann

auch nicht den Notarzt rufen kann.

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kari

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