Die Wahrheit: Britcom Brexit

Die große Komödie des Austritts: Die Briten wollen nicht raus aus der Europäischen Union. Sie wollen nur ihren Spaß.

Boris Johnson und James Cameron

Der Blonde und der Seriöse von Nummer 10: Johnson und Cameron Foto: dpa

These Britains are crazy, aren’t they? Yes, they are. In der Tat sind sie es. Wir Bildungsbürger wissen das selbstverständlich schon lange: Die Briten spinnen.

Wir wissen es spätestens seit dem Studium der gelehrten Schriften des gallischen Weltreisenden Obelix, der bei einer Expedition auf die linksdrehende Insel gewärtigen musste, dass seine britischen Verwandten mit einem Tropfen Milch nicht nur ihr „Tea“ genanntes heißes Wasser, sondern sogar den gewaltige Kräfte verleihenden Zaubertrank aromatisierten, bis der so schmeckte wie südenglischer Küstennebel mit einem Schuss Möwenschiss.

Ja, das alles ist schon sehr lange her. Sogar noch länger als der letzte Sieg einer englischen Nationalmannschaft bei einem internationalen Fußballturnier – und den gab es, wie die Hinfälligeren unter uns sich erinnern, ungefähr im Erdmittelalter.

Ausgestorbene Saurier

Seitdem hat sich natürlich auf der britischen Insel einiges getan. Das Land wurde gründlich modernisiert. Bis auf die Queen sind alle Saurier ausgestorben, Bloody Maggy Thatcher ließ 150 Gewerkschaftsführer köpfen und beim FC Liverpool tragen die Fußballer Bügeleisen an den Füßen, seitdem Jürgen Klopp dort das Pressing einführte. Eins aber hat sich seit dem Besuch Obelix’ absolutely not geändert: Die Briten spinnen.

Allerdings, das muss ihnen der Neid lassen, sie spinnen auf hohem Niveau. Zurzeit machen sie sich einen Riesenspaß daraus, dem auf dem Festland festsitzenden Resteuropa zuzurufen, dass sie aus der Europäischen Union austreten – und maybe wieder eintreten – or maybe not – oder auch nur almost.

Manche von den Festeuropäern halten das für Erpressung, also für Politik. Den Engländern selbst geht es aber lediglich um gute Unterhaltung.

In Wirklichkeit ist das Rein-raus-Spielchen nothing but a comedy. In den Hauptrollen die beiden alten Oxford-Buddies David Cameron und Boris Johnson. Zwei Elite-Comedians, die seit ihren Studentenzeiten ins Hauptprogramm wollten. Die beiden Saufkumpane haben’s gepackt und sind jetzt TTT: Top of The Tories. Dave gibt die seriöse Number One in Number Ten, BoJo spielte bis gerade eben den freakigen Head of London, tut aber so, als habe er Ambitionen, Dave aus der Downing Street zu kegeln.

Komische Frisuren

Boris hat es zum beliebtesten Politiker Englands gebracht. Was auch daran liegt, dass er eine komischere Frisur als Dave und die cooleren Sprüche drauf hat. Männer kapert er mit: „Wählt die Konservativen – und Ihre Frau bekommt größere Brüste und Sie haben bessere Chancen auf einen dicken BMW.“ Weibliche Fans lockt er mit seiner virilen Kompetenz: „Ich habe mit weit weniger als tausend Frauen geschlafen.“

Dave könnte zwar mithalten, jedoch nicht, ohne aus der Rolle zu fallen. Gerüchte, dass der Student Cameron als Aufnahmeritual in eine Oxforder Elite-Verbindung angeblich sein Geschlechtsteil in das Maul eines toten Schweines gesteckt habe, lässt der Prime Minister unkommentiert.

Es ist ja alles nur ein großer Spaß. These Brexit is a Britcom. Und abends, nach Drehschluss, im Pub, kurz vor den last orders, gibt The Blond Bomb, gibt es der strubbelige BoJo auch zu: „Meine Chancen, Premierminister zu werden, sind ungefähr so groß wie meine Chancen, als Olive zu reinkarnieren.“

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kari

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