Die Wahrheit: Pippis Papagei

Kürzlich traf in Karlsruhe ein besonders schräger Vogel ein: Rosalinda alias Douglas aus dem Taka-Tuka-Land in der schwedischen Südsee.

„Drei mal drei macht vier, widdewiddewitt, und zwei macht neune …“, schallt es schon beim Eintritt durch die Gefilde des Karlsruher Zoos. Die Stimmung kocht. Die Menschen sind aufgeregt und ruhelos. Hunderte haben sich versammelt und stimmen Pippi-Langstrumpf-Gesänge an. Kinderaugen glänzen, Kinderschuhe trappeln herum, es ist ein einziges Gerenne und Gezappel und Geschrei – und irgendwo bellt ein Hund …

Jetzt spielt ein Drehorgelspieler lustig auf, und Kinder mit Blumen in den Haaren singen und tanzen dazu, dass es einem ganz warm ums Herz wird. Beinahe singe und tanze ich mit, aber so cool bin ich dann doch nicht.

Plötzlich, wie auf ein geheimes Zeichen hin, kehrt eine gespenstische Ruhe ein. Alle Blicke wenden sich zu einem geheimen Gebüsch, das bisher von niemandem bemerkt wurde. Und dann – wie zur Erlösung – ruft ein Kind: „Da kommt sie!“

Ein Orkan des Jubels bricht los, Applaus brandet auf und nimmt kein Ende, denn da kommt sie tatsächlich! Verschiedene Kamerateams schubsen sich gegenseitig hin und her, um eine bessere Sicht auf sie zu haben, ich schubse auch irgendwen hin und her, einfach nur, um dabei zu sein …

Und da ist sie! Beziehungsweise da ist er! Wie ein Triumphator thront er auf einem majestätischen Stock, der von einer blonden Schönheit in den Kreis seiner Bewunderer getragen wird, umringt von Honoratioren, Bürgermeistern und Direktoren. Weithin leuchtet sein buntes, rotglänzendes Federkleid, und er spricht: „Krah!“ Pippi Langstrumpfs Papagei bezieht seine Seniorenresidenz im Karlsruher Zoologischen Stadtgarten.

Berühmt wurde der inzwischen 49 Jahre alte Douglas durch seine Rolle als „Rosalinda“ in dem herrlichen Film „Pippi in Taka-Tuka-Land“. Da sollte er als Spion einer Piratenbande Pippis Vater, Ephraim Langstrumpf, den Negerkönig von Taka-Tuka-Land, ausspionieren. Pippis Papa wurde im Film von den Piraten in einer Festung gefangen gehalten. Und nun also sitzt Rosalinda alias Douglas, 46 Jahre später, auf einem Baumstamm im Karlsruher Zoo und nimmt den Trubel um sich herum mit der Gelassenheit eines blitzlicht­erprobten Medienprofis hin.

Fast wäre er auf Drängen von Tierschützern eingeschläfert worden, weil sein Heimatland Schweden ihm und seiner Frau keinen geeigneten Käfig bieten konnte, aber Karlsruhe hat ihn und seine Lebensgefährtin aufgenommen und damit vor dem Tod gerettet! „Drei mal drei macht vier, widdewiddewitt …“

Diesen Papagei habe ich verehrt, seit ich vier Jahre alt war! Etwas zerfleddert sieht er aus – wie alle Stars, die ich seit Kindestagen anhimmelte und später mal traf: Sir Christopher Lee, Frank Zander, Alice Cooper (die hässlichste Squaw aller Zeiten), Noddy Holder und nun halt auch Douglas, der Papagei, der mit einer Frauenrolle berühmt wurde! Willkommen in Karlsruhe, schräger Vogel!

Später wurde ich noch von einem Pelikan gebissen, aber das ist eine andere Geschichte, die später mal erzählt werden soll.

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kari

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