Die Wahrheit: Männer in rosa Socken

Der größte Immobilienanbieter Englands möchte seine Wohnungen und Häuser nicht an „Farbige“ vermieten. Schuld ist das Curry.

Die Wohnungen von „Farbigen“ stinken nach Curry. Deshalb kommen sie für Fergus Wilson als Mieter nicht in Frage. Wilson besitzt das größte Immobilienimperium Englands. Ihm gehören fast tausend Häuser im Südosten des Landes, Gesamtwert rund 250 Millionen Pfund. Damit steht er an 453. Stelle auf der Liste der reichsten Engländer.

Auf der Liste der fettesten Vermieter steht er unangefochten auf Platz eins. Wenn er das Maul aufmacht, stinkt es nach warmem Bier. Der 70-Jährige lässt sich gern zu Hause im Schottenkaro-Sakko mit Ehefrau Judith auf seiner potthässlichen braunen Couch ablichten. Beide unterrichteten früher Mathematik.

Wilsons Abneigung gegen Curry essende Asiaten ist herausgekommen, weil er eine Mail mit entsprechenden Instruktionen an eine Maklerfirma, die für ihn arbeitet, geschickt hat. Die leitete die Mail an eine Boulevardzeitung weiter. Wilson versteht die Aufregung nicht. Ashford sei eine englische Gegend, in der es auch britische Asiaten gebe. „Wie viele Weiße“, fragt er, „kaufen denn ein Haus, das nach Curry riecht? Die laufen doch weg, wie ich es auch tun würde.“

Man müsse die Teppiche chemisch reinigen. „Im Extremfall muss man sie wegschmeißen.“ Man könne die Leute nicht mal verklagen, weil der Richter einen fotografischen Beweis verlange. „Aber man kann Gestank nicht fotografieren, oder?“ Er sollte sich ein Spray mit Geruch von Roast Beef und Pfefferminzsauce besorgen, dann rennen ihm die Engländer die Bude ein.

Neben „Farbigen“ dürfen auch Alleinerziehende, Familien mit Kindern, Leute mit Tieren, Raucher, Ledige und Niedrigverdiener nicht auf eine Wohnung hoffen. 2014 hat er 200 Mieter hinausgeworfen, weil sie Mietzuschüsse kassierten. Klempner bekommen von ihm ebenfalls keine Wohnung, weil ihn einer mal übers Ohr gehauen hat.

Aber er habe keine Vorurteile, behauptet Wilson: Schwule und Lesben seien willkommen, solange sie die Miete zahlen. „Wenn jemand in rosa Socken seine Miete nicht zahlt, und das häuft sich, würden wir künftig keine Wohnungen mehr an Männer in rosa Socken vermieten.“

Frauen, die vor gewalttätigen Ehemännern geflohen sind, haben bei Wilson erst recht keine Chance, auch wenn sie schwören, beim Kochen auf Curry zu verzichten. Wilson befürchtet, dass die gewalttätigen Ehemänner die Tür eintreten könnten, und dann müsste er eine neue kaufen.

Er gibt nun mal nicht gern Geld aus. Als er zu einer Geldstrafe in Höhe von 565 Pfund verurteilt wurde, weil er beim Autofahren ein Handy benutzt hatte, ging er in Berufung. Er sei unschuldig, erklärte er, denn er habe lediglich „in eine leere Getränkedose gesungen“, die er sich an den Kopf gehalten habe. Was ein Engländer eben so macht beim Autofahren.

Wilson beteuert, er sei trotz seines Boykotts von Curry-Asiaten kein Rassist. „Ich vermiete schließlich gern an „Neger“, weil deren Wohnungen am Ende des Mietverhältnisses nicht nach Curry riechen.“ Sondern nach Bananen.

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Geboren 1954 in Berlin. 1976 bis 1977 Aufenthalt in Belfast als Deutschlehrer. 1984 nach 22 Semestern Studium an der Freien Universität Berlin Diplom als Wirtschaftspädagoge ohne Aussicht auf einen Job. Deshalb 1985 Umzug nach Dublin und erste Versuche als Irland-Korrespondent für die taz, zwei Jahre später auch für Großbritannien zuständig. Und dabei ist es bisher geblieben. Verfasser unzähliger Bücher und Reiseführer über Irland, England und Schottland. U.a.: „Irland. Tückische Insel“, „In Schlucken zwei Spechte“ (mit Harry Rowohlt), „Nichts gegen Iren“, „Der gläserne Trinker“, "Türzwerge schlägt man nicht", "Zocken mit Jesus" (alle Edition Tiamat), „Dublin Blues“ (Rotbuch), "Mein Irland" (Mare) etc. www.sotscheck.net

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