Die Wahrheit: Die Unverwüstlichen

Ausweiskontrolle! Wer sind Angela Merkel und Martin Schulz? Der große Wahrheit-Geburtsurkunden-Check jetzt hier.

Merkel und Schulz

Träumen Kanzler-Androiden wie Angela Merkel wirklich von elektrischen Sozialdemokraten? Foto: dpa

Seit Experten durch intensives Studium zahlreicher Quellen (Twitter, Tintenfischorakel, Stimmen im Kopf) zweifelsfrei nachweisen konnten, dass der ehemalige Präsident Barack Obama gar kein richtiger Amerikaner, sondern tatsächlich ein kommunistischer Moslem-Außerirdischer aus Kenia war, spielen Geburtsurkunden im Wahlkampf eine wichtige Rolle. Die Wahrheit hat nun endlich auch die Herkunft der beiden deutschen Kanzlerkandidaten überprüft und ist zu teilweise verblüffend vorhersehbaren Resultaten gekommen.

Die Merkel-Schaltkreise

Eine Geburtsurkunde im eigentlichen Sinn hat Angela Merkel nicht vorzuweisen, allerdings besitzt die Bundeskanzlerin eine vergilbte Straßenzulassung mit dem amtlichen Kennzeichen „IQ-SBZ 62“.

Ausgestellt wurde das Dokument vom Bezirksamt Karl-Marx-Stadt, es trägt jedoch die Unterschriften des DDR-Staatsratsvorsitzenden Erich Honecker und des Leiters des VEB „Kombinat Robotron“ sowie den handschriftlichen Hinweis „Bitte keine Flüssigkeiten einfüllen“.

Wie die eckige Motorik, die gleichbleibend rautenförmige Greifbewegung und die allenfalls basale Mimik der Kanzlerin bereits vermuten lassen, handelt es sich bei Angela Merkel um einen DDR-Androiden nach sowjetischer Tarkowskij-Bauart mit einer Perücke aus verschlissenem Dederon©.

Bereits auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges hatte die DDR-Führung diesen vollautomatischen Regierungsapparat in Auftrag gegeben, der die Amtsgeschäfte in der Zone nach einem atomaren Erstschlag der imperialistischen Westmächte übernehmen sollte, bis die Würzfleisch-Vorräte im Wandlitzer Regierungsbunker aufgebraucht wären oder die Luft an der Oberfläche immerhin wieder Bitterfelder Niveau hätte.

Allerdings verzögerte sich die Fertigung Merkels um mehr als zwei Jahrzehnte, weil der einzige funktionierende Lötkolben des Landes dringend in Zwickau gebraucht wurde, weil jemand einen Trabant bestellt hatte.

Ein Ende der Amtszeit Angela Merkels ist allerfrühestens ab dem Jahr 7017 zu erwarten

Erst im Spätherbst 1988 konnte die fertige Regierungsmaschine dem Zentralkomitee übergeben werden. Bei den Feierlichkeiten soll jedoch ZK-Sekretär Egon Krenz einen Goldbrand in das empfindliche Steuerungsmodul gekippt haben, nachdem sich das Gerät einem Umtrunk durch Republikflucht zu entziehen suchte. Krenz erlitt einen Filmriss, Merkel einen Kurzschluss im linken Schaltkreis und galt seitdem als politisch unzuverlässig. Außerdem war die Garantie ob unsachgemäßer Behandlung erloschen.

Merkel auf Wertstoffhof

Die Wendezeit erlebte Merkel deswegen auf einem Ostberliner Wertstoffhof, bis ein Blitzeinschlag ihren Akku schlagartig auflud, den eigentlich stillgelegten Regierungsapparat wieder mit Energie versorgte und an seine ursprüngliche Mission erinnerte. Unaufhaltsam drängte es Merkel fortan an die Schaltstellen der Macht. Die politischen Leichtgewichte des Westens hatten dem schwerfälligen, aber extrem widerstandsfähigen Zonenroboter langfristig nichts entgegenzusetzen, sodass Merkel ab 2005 die Regierungsgeschäfte übernehmen konnte, auch wenn es die DDR längst nicht mehr gab.

Experten haben errechnet, dass die schier unverwüstliche Technik eines Androiden der Tarkowskij-Klasse für etwas mehr als 5.000 Jahre einsatzfähig bleiben kann. Ein Ende der Amtszeit Angela Merkels ist nach der Einschätzung führender Elektrotechniker also erst ab dem Jahr 7017 zu erwarten.

Die Schulz-Chroniken

Die Geburtsurkunde des sozialdemokratischen Kanzlerkandidaten Martin Schulz ist hingegen vollkommen in Ordnung, sieht man davon ab, dass sie lediglich in ein Stück Braunkohle gemeißelt vorliegt, weil die Segnungen der modernen Datenverarbeitung Schulz’ Heimatregion Würselen in dessen Geburtsjahr 1955 noch nicht erreicht hatten. Schon damals galt das Rheinische Braunkohlerevier samt seiner Ausläufer, dessen Duft den Sozialdemokraten noch immer erdrückend umflort, als Terra incognita, in die sich selbst wagemutige Reisende nur an Bord riesiger Schaufelradbagger wagten.

Seit Generationen hatte die Familie Schulz im unwirtlichen Weiler Würselen einen Handel mit rheinischem Sauertopf betrieben, bis sie die internationale Ächtung dieses traditionellen Eintopfes aus Pechblende und ranzigem Steinkohl in den Konkurs drängte, worauf die Eltern ihren Jungen an einen durchreisenden Steiger verkaufen mussten.

Der kleine Martin musste fortan im Tagebau schuften, wo er der Schwermut und dem Branntwein anheimfiel. Wurde im Erzgebirge das radioaktive Wismut abgebaut, so galt die Schwermut als Exportschlager des trostlosen Schulz-Zipfels im Westen der Republik. Mit bloßen Händen musste sich der junge Martin durch meterdicke Lagen Schwermut wühlen, bis er auf ein paar Brocken Braunkohle stieß, die er gegen einen Napf Feuerwasser, ein paar handgeschnitzte Entbehrungen oder einen nahrhaften Trauerkloß eintauschen konnte.

Die Härte der Schulzschen Jugend

Doch gerade die Härten einer Jugend in den rheinischen Abraumhalden am Rande der Zivilisation gaben dem vorwiegend unterirdisch begabten Martin letztlich den Mut, seiner eigentlichen Berufung zu folgen. Denn sogar in den gottverlassenen Badlands vor den Toren Aachens, wo das Scheitern im Schatten der Kraftwerkstürme als schönste aller Künste gilt, fielen die außerordentlichen Nehmer- und Verliererqualitäten des jungen Schulz auf. Im ganzen Revier konnte niemand den Karren so elegant in den Dreck fahren wie Martin, und wenn es an die allabendliche Rauferei um ein paar Kartoffelschalen zum Anziehen oder ein paar Lumpen zum Essen ging, konnte kein Grubenkind so viel einstecken, ohne selbst je austeilen zu müssen.

Doch Martin wollte mehr. Das selbstgenügsame Verglimmen im Elend, wie es ihn die Altvorderen gelehrt hatten, war dem ehrgeizigen Jüngling einfach nicht genug. Martin wollte größer scheitern. Mit Pardauz und Anlauf auf die Fresse fliegen.

Ein aussichtsloses Gewerbe

Kein Wunder, dass sich Schulz nach nicht wenigen und sehr beachtlichen Misserfolgen in der Schule dem gar aussichtslosesten aller Gewerbe verschrieb. In einem Landstrich voller Analphabeten eröffnete er ausgerechnet einen Buchladen. Schon bald kürten die begeisterten Würseler ihn zum König der Loser und damit zu ihrem Bürgermeister.

Aus Freude an der Niederlage hatte sich Schulz außerdem dem Fußballverein des Ortes angeschlossen, bei dem er jahrelang auf verlorenem Posten spielte. Doch seine eigentliche Berufung sollte der schwermütige Fusselbart als Bruchpilot der deutschen Sozialdemokratie finden.

Zwar drohen noch immer unglaubliche 20 Prozent der Wähler damit, der künftigen Splitterpartei SPD ihre Stimme zu geben, doch nach jedem Wahlkampfauftritt des graugesichtigen Erzverlierers verlassen mehr Ratten das sinkende Schiff. Für den niederlagenverwöhnten Schulz wäre alles andere als eine kapitale Klatsche an der Wahlurne jedenfalls ein persönliches Debakel.

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