Die Wahrheit: Jebsen statt Stetson

Das Wahrheit-Interview: Der deutsche Alu-Hut-Hersteller René Häderle fürchtet die Strafzölle des Kappenträgers Donald Trump.

Ein Mann trägt einen Hut mit "Trump"-Aufkleber

So manch amerikanischer Stetson ist tatsächlich ein Alu-Hut aus schwäbischer Manufaktur Foto: reuters

Auch wenn Donald Trump die EU zunächst von Strafzöllen auf Stahl und Aluminium ausgenommen hat, wächst die Sorge um einen Handelskrieg in der deutschen Wirtschaft – auch bei Familienunternehmen. Die Wahrheit sprach mit dem schwäbischen Fabrikanten René Häderle, der in Sulzbach an der Murr in dritter Generation die Troz KG führt – Europas größte Manufaktur für Alu-Hüte.

Herr Häderle, wie groß ist Ihre Sorge vor einem Handelskrieg mit den USA?

René Häderle: Sehr groß. Wir sind der weltgrößte Alu-Hut-Exporteur. Gut 80 Prozent unserer Produktion geht ins Ausland, vor allem in die USA, die traditionell ein sehr großer Abnehmer sind.

Wieso das?

„Made in Germany“ hat in Amerika eben einen guten Ruf. „Troz-Hut – geschützt“, dieser Slogan steht zudem für schwäbische Wertarbeit!

Alufolie unter die Mütze stopfen reicht nicht?

I wo! Handelsübliche Alufolie ist maximal 12 bis 18 Mikrometer dick, wie wollen Sie sich denn damit schützen? Das Hirn ist doch kein Dürüm Döner!

Ein paar Fetzen totes Fleisch, undefinierbare Soße und ein bisschen welkes Gemüse – da fielen uns aber Gehirne von sehr vielen Menschen ein!

Genau! Deshalb niemals normale Alufolie benutzen! Unsere Beschichtungen fangen bei 500 Mikrometern an und gehen hoch bis zu zwei Millimeter starken, heiß gestanzten Formblechen. Zudem verwenden wir ausschließlich galvanisiertes und chemisch geläutertes Demeter-Aluminium aus griechischen Heimschmelzen. Beim Abkühlungsprozess kommt nur ionisiertes Weihwasser zum Einsatz. Durch die schonende Herstellung werden ELF-Wellen besonders gut abgeschirmt.

Was für Wellen?

Extreme Low Frequency Waves. Niedrigstfrequente elektromagnetische Wellen zur Manipulation von Gedankenströmen.

Und das hilft?

Natürlich. Unsere Alu-Hüte bieten hundertprozentigen Schutz vor Entführungen durch Außerirdische. Das ist für den US-Markt sehr wichtig.

Und das können Sie hundertprozentig garantieren?

Ja, es wurde nachweislich noch kein einziger Träger einer Troz-Hutes von Außerirdischen entführt.

Warum ist das gerade den Amerikanern so wichtig?

Die USA sind Ufo-Landeplatz Nummer eins. Außerdem sind US-Amerikaner empfänglicher für Beeinflussung.

Wieso?

Ein puritanisches Vermächtnis, jahrelange Bestrahlung durch Evangelikalwellen steht ELF in puncto Gedankenmanipulation in nichts nach.

Wieso sind ausgerechnet Ihre Alu-Hüte so begehrt?

Weil sie für gute Verarbeitung und exquisites Design stehen. (Herr Häderle greift einen Hut aus dem Regal.) Ist der nicht schön? Ein klassischer Hut mit Filzkrempe, schlicht und elegant, innen mit aufgedampftem Edel-Aluminium imprägniert, im Stil eines Stetson. Bei uns heißt das Modell allerdings „Jebsen“.

Und so was wird getragen?

Natürlich! Doch wir haben auch jüngere Modelinien im Beanie-, Basecap- oder Baskenmützen-Style. Wie finden Sie die hier? (Herr Häderle zeigt uns eine grau melierte Baskenmütze.)

Die kommt uns jedenfalls irgendwie bekannt vor.

Das ist die Baskenmütze „Naidoo“, innen mit achtfach geschwurbeltem Aluminiumauftrag. Mit Naidoo auf den Ohren kriegen Sie garantiert nichts mehr mit.

Und was ist das hier?

Eine alu-verkleidete Basecap mit angearbeiteten Kissen aus Luftpolsterfolie als Schutzkleidung gegen Chemtrails. Schirmt ab gegen jede Strahlung, und sollten Sie im Einflussbereich versprühter Aerosole stehen, knacken Sie einfach die Luftpolsterfolie auf und atmen 1a-verpackte Luft aus Sulzbach an der Murr.

Was ist denn jetzt Ihre Forderung an der Politik?

Strahlenschutzkleidung – und um nichts anderes handelt es sich bei Alu-Hüten – muss von diesen hinterhältigen Strafzöllen ausgenommen werden!

Wieso hinterhältig?

Weil das doch nicht Trumps Idee war. Ich weiß noch nicht, wie sie es angestellt haben, aber Trumps israelfreundliche Politik beweist doch schon, dass er unter Beeinflussung des amerikanischen Finanzjudentums steht, das ja auch zahlreiche Airlines finanziert, die wiederum Chemtrails …

A propos: Ist Ihr eigener Hut eigentlich auch ein Alu-Hut?

Aber natürlich!

Wenn Alu-Hüte das Gehirn angeblich so gut vor Gedankenbeeinflussung abschirmen, wieso wirkt das nicht auch umgekehrt?

Wie meinen Sie das?

Na, dass Gedanken im Hirn drinbleiben statt die Umgebung zu kontaminieren.

Glücklicherweise können wir Menschen ja sprechen.

Manchmal auch bedauerlicherweise …

Wie bitte?

Kann es sein, dass Alu-Hüte auch den Empfang von Sarkasmus erschweren?

Richtig, Sarkasmus und Ironie funktionieren basieren auf Niedrigstfrequenzwellen, sie werden durch Alu-Hüte abgeschirmt.

Kommen wir zum Schluss: Sind die Strafzölle überhaupt noch zu verhindern?

Natürlich. Wir arbeiten aktiv daran mit.

Durch intensive Lobbyarbeit? Waren Sie bei den EU-Delegationen dabei?

Nein, wir haben Donald Trump eins unserer Produkte geschickt, eine rote „America first“-Basecap mit Alu-Blech-Auskleidung und integriertem Fönwellenschutz. Die sollte schädliche Einflüsse von ihm fernhalten.

Wäre es da nicht einfacher, in seinem Schlafzimmer Fox News auszuschalten?

Wir haben auch Häkeldeckchen im Angebot, die man auf Fernsehgeräte legen kann; sie sehen aus wie Schwarzwälder Spitze, sind aber aus Aluminiumfasern gefertigt und schirmen Zyklo­strahlen aus Fernsehern ab.

Da stellt sich uns die Frage: Was ist gefährlicher: ein Donald Trump, der von ELF-Wellen und Zyklostrahlen beeinflusst wird oder ein Donald Trump, der selber denkt?

Das kann ich Ihnen beim besten Willen nicht sagen: Ich bin bloß Alu-Hut-Produzent und kein Wahrsager.

Wir danken Ihnen für dieses Gespräch.

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