Die Wahrheit: „Et voilà la merde! Jetzt ist Polen offen!“

Der neue Präsident der Republik Frankreich: Die schönsten Anekdoten über die zutiefst sympathische Graugans François Hollande.

Diesmal nicht als Madame de Pompadour verkleidet: François Hollande. Bild: dapd (2), reuters (1)

Am kommenden Dienstag wird der kürzlich gewählte Sozialist François Hollande sein neues Amt als siebter Präsident der Fünften Französischen Republik antreten. Dieses große historische Ereignis nimmt die Wahrheit zum Anlass, ausgewählte Anekdoten aus dem schillernden Leben des bedeutenden Nichtholländers Hollande zu erzählen.

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Schon vor der Pubertät wollte sich François Hollande einmal gegen die Autoritäten auflehnen. Deshalb ließ er sich zu Weihnachten von seiner Tante Zoé ein Vélosolex schenken und machte sich mit Feuereifer daran, das biedere Gefährt im Schuppen zu frisieren. Leider fehlten ihm dafür die technischen Kenntnisse, weshalb er den deutschen Austauschschüler Friedrich M. aus dem Sauerland um Hilfe bat. Drei Tage und Nächte hörte man aus der Garage ein Hämmern, Klopfen und Fluchen. Dann trat der ölverschmierte Friedrich heraus und verkündete, da sei „nix zu machen“, so ein Vélosolex sei halt „keine Kreidler“. Fortan konnte Hollande das Mofa nur noch als Fahrrad nutzen und nahm sich vor, so schnell keinem Deutschen mehr zu vertrauen.

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Monsieur le Président ist berühmt für seine Schlagfertigkeit. Wenn er aber eines partout nicht ausstehen kann, dann sind es Wortspiele. Als einmal ein politischer Gegner ihm in einer Debatte vorhielt, „jetzt ist Hollande in Not“, da konterte er mit: „Et voilà la merde! Jetzt ist Polen offen.“

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Am liebsten trägt François Hollande Unterwäsche aus zartem grauen Tüll. Schließlich war er lange Jahre Bürgermeister des kleinen Städtchens Tulle im Département Corrèze, wo die Tüllspitzen erfunden wurden. Als Hollande einmal bei einem heftigen Liebesspiel der feine, halbdurchsichtige Stoff zerriss, unterbrach er abrupt den amourösen Akt und flickte eigenhändig das kostbare Gewebe, bevor er dann wieder zur Tat schritt.

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Nach 29 Ehejahren mit seiner attraktiven Gattin Ségolène Royal verspürte Hollande das Bedürfnis, seiner Beziehung im Bett ein wenig frischen Wind zu verleihen – eine erotische, aber auch patriotische Tätowierung sollte es sein. Wochenlang grübelte der Politiker über mögliche Motive und studierte Fachzeitschriften. Ein Eiffelturm als Arschgeweih? Zu ordinär. Der Arc de Triomphe auf dem Bauch? Zu protzig. Am Ende entschied er sich für eine hauchdünne Maginot-Linie auf dem Schulterblatt. Nach 30 Jahren wurde seine Ehe geschieden.

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Auf Klassenfahrt in Paris sah François Hollande einmal zufällig Charles de Gaulle und George Pompidou nebeneinander auf einem Balkon des Élysée stehen, wohin sich die beiden Staatsmänner auf eine gemeinsame Gauloises zurückgezogen hatten. Begeistert winkte Hollande dem berühmten General, der jedoch keinerlei Notiz nahm von dem Knirps. Pompidou dagegen, von dem der kleine François noch nie etwas gehört hatte, erspähte den wie wild auf und ab hüpfenden Knaben. Allerdings dachte er sich nichts dabei, wie er abends seinem Tagebuch anvertraute.

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Kurz vor Ende seiner Studienzeit zog eine dunkle Wolke am bis dahin so blauen Lebenshimmel des François Hollande auf: Seine Zukunft, seine Karriere, alles sei grau, grau, grau, dachte der junge Elitestudent und floh für ein paar Tage in seine Heimatstadt Rouen. Als er am Abend schwermütig durch die Straßen streifte, strunkelte ihm ein Hund entgegen, der ihn durch seine grauen Zotteln hindurch erwartungsvoll anstarrte. Noch nie hatte der künftige Staatsmann einen „Barbet“ genannten Wasserhund gesehen, doch angesichts der grauen Strähnen wurde Hollande ganz leicht ums Herz und er beschloss, nie wieder die Zukunft zu fürchten. Seitdem nennt er sich in schweren Stunden gern „Barbet“. Der graue Wasserhund aber trollte sich schweigend.

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Als François Hollande zum ersten Mal den Eltern seiner späteren Gattin Ségolène Royal vorgestellt wurde, da wollte er selbstverständlich einen guten Eindruck machen. Er hatte den Abend auch schon beinahe überstanden, als er nach einem Gang auf die Toilette zurück in den Salon eilte – und dabei mit aller Wucht gegen die gläserne Tür krachte, die er zuvor geschlossen hatte. Noch viele Jahre später zog sein Schwiegervater ihn mit dieser peinlichen Begebenheit auf.

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Kaum jemand weiß, dass sich François Hollande in den Debattenpausen des Parlaments gern als Madame de Pompadour verkleidet. Das geht ja auch niemanden etwas an, und kein Mensch hätte sicher von dem pikanten Steckenpferd erfahren, wäre Hollande nicht eines Tages in seiner Verkleidung auf den Flur vor seinem Büro getreten und hätte dort Ludwig XV. getroffen. Tatsächlich stand dort plötzlich ein Mann vor ihm, im Gewand des französischen Monarchen. Verdutzt begrüßte „Madame“ ihren „Roi“ mit einem tiefen Knicks. Ludwig XV. aber eilte ohne jedes Grußwort davon, so dass François Hollande nie erfahren sollte, dass Nicolas Sarkozy ein ganz ähnliches Hobby pflegt wie er.

AUFGEZEICHNET VON MICHAEL RINGEL, CORINNA STEGEMANN, ARNO FRANK

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