Die Woche: Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?

Marco Reus empfiehlt sich den Bayern, Sebastian Edathy hat keine Chance und Hartmut Mehdorn hüpft aus der stehenden Maschine.

Aus dem stehenden Flugzeug gesprungen: Hartmut Mehdorn Bild: dpa

taz: Herr Küppersbusch, was war schlecht in der vergangenen Woche?

Friedrich Küppersbusch: Von der Leyen hat herausgefunden, dass Kampfeinsätze gegen IS auch ohne Verteidigungscharakter, Nato, UN-Mandat und „System kollektiver Sicherheit“ vom Grundgesetz gedeckt seien.

Und was wird besser in dieser?

Die Verfassung erscheint in neuer Auflage als „ergänzte und kompetent ausgeleyerte Fassung“.

US-Senator Marco Rubio plädiert für NSA und Waffen, gegen Abtreibung und Homosexuelle. Nun kritisiert er Obama für seine Annäherung an Kuba und sagt, es stelle einen Rückschlag für alle unterdrückten Menschen der Welt dar. Wie ist das alles in einem Kopf zu vereinen?

Sind Sie sicher, dass solche Vorgänge in diesem Körperteil stattfinden? Die Haltung, wonach „regime change“ vor „Wandel durch Annäherung“ rangiere, ist uns aus dem aktuellen Konflikt mit Russland nicht ganz unbekannt. Wobei eben ein Eskalationskurs der USA gegenüber den Castros akut niemandem auf Kuba hülfe. Obama bekommt dafür von rechts halt die „appeasement“-Klatsche, auch das für Freunde des guten Gespräches mit Russland nicht so ganz flammneu. Kurz: Rubio mag bescheuert sein, für eine Mitgliedschaft im außenpolitischen Arbeitskreis der Grünen wäre das kein Hindernis.

AfD-Sprecher Konrad Adam schrieb in einer Pressemitteilung, die Geiselnahme in Sydney zeige, dass es keiner Masseneinwanderung bedürfe, um Menschen in Gefahr zu bringen, ein Einzelner genüge. Was genau will er uns damit sagen?

Dass Thilo Sarrazin wieder rausmuss. Der ist ja Spezialeinzelner. Die SPD könnte ihn jetzt mal rauswerfen, nachdem das Konzept, qua Duldungsstarre ein paar Rechtswähler zu binden, fehlgegangen ist. Die wählen AfD, und soweit die Peginesen nicht TV-Reporter oder vorbestrafte Nazis sind, wäre ihnen, wie Adam, dringend an einem islamistisch verbrämten Terroranschlag hier gelegen: Das sagt der Sydney-Vergleich.

Und so gesehen ist die Einzeltäterthese auch Quatsch: Salonrassisten gibt es reichlich, sie sind die Librettisten der Stampfmusik aus eitel Deppenstiefeln. Übrigens, wenn man bei den versendeten „Wir sind das Volk“-O-Tönen mal nur auf die Melodie hört, hat es was von „Vater Staat ist nett zu anderen, dabei müsste er uns viel lieber haben“. Da weht ein Hauch von Kindlichkeit mit.

Sebastian Edathy greift seine Parteikollegen Hartmann, Oppermann und Ziercke an. Trotzdem sagt er: „Mir geht es nicht um Rache.“ Worum denn dann?

Bin ich Therapeut? In der Berliner Charité machen sie lange Versuchsreihen, wie Menschen mit pädophilen Neigungen zu helfen sei und damit erst recht ihren möglichen Opfern: „Kein Täter werden“. Davon ist der Umgang mit Edathy weit entfernt. Er hat keine Chance und nutzt sie.

Hartmut Mehdorn will nicht mehr BER-Geschäftsführer sein. Es gebe dort zu viel Einmischung und zu viele Vorschriften. Stört das Volk bei großen Bauvorhaben?

Mehdorn las in der Presse, dass sein Nachfolger gesucht werde. Vulgo: Er war kurz davor, dass Merkel ihm ihr volles Vertrauen ausspricht, branchenüblich für „vertschüss dich zügig“. Bundesverkehrsminister Dobrindt hatte eine Finanzkontrolle angekündigt, Bürgermeister Müller mäkelte an Honoraren externer Berater. Die Bevölkerung kam gar nicht dazu, ihn zu nerven. Er hinterlässt einen abgesegneten Terminplan und hüpft aus der stehenden Maschine. Wenig Punkte auf der nach unten offenen Schettino-Skala.

In Niedersachsen ist die Vogelgrippe ausgebrochen. Was gibt es denn eigentlich bei Ihnen als Weihnachtsessen?

Volks- und Nudelauflauf. Fragen Sie nicht, wie es dazu kam. Wenn Sie den traditionellen Heiligabend-Nudelauflauf hiesiger Fertigung kosten dürften, wüssten Sie es. Dürfen Sie aber nicht, ist immer gleich ratzekahl weg.

Marco Reus muss eine halbe Million Euro Strafe zahlen, weil er jahrelang ohne Führerschein gefahren ist. BVB-Geschäftsführer Watzke beschwichtigt, als „unfassbar Prominenter“ habe Reus schlecht in einer Fahrschule den Lappen nachträglich erwerben können. Wir verstehen das Argument nicht, erklären Sie es uns bitte.

Na ja, das wär halt aufgeflogen, wenn so ziemlich jede Dortmunder Fahrschule ihm die Prüfung gern auch telefonisch abgenommen hätte. Verrückt, was die Jungs sich ausdenken, um ausreichend kriminelle Energie für einen Wechsel nach Bayern zu demonstrieren.

Und was machen die Borussen sonst so?

Wir wollen nicht vergessen, dass die Saison sehr gut anfing. Bis zur neunten Sekunde. (0:1 für Leverkusen durch Bellarabi).

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