Die Woche: Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?

Ein neues Bakterium frisst gern Plastik, Jenaer Polizisten fahren ein rechtes Magazin spazieren und von der Leyen darf ihren Doktortitel behalten.

Ursula von der Leyen zeigt mit beiden Händen nach rechts

Darf Doktor bleiben: Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen. Foto: dpa

taz: Herr Küppersbusch, was war schlecht in der vergangenen Woche?

Friedrich Küpperbusch: Bundestagswahl schon so lange her.

Und was wird besser in dieser?

Beginn des Bundestagswahlkampfes 2017.

Die EZB hat den Leitzins auf null gedrückt. Eine Egonummer von Draghi oder ein sinnvoller Schachzug gegen die Inflation?

Negativzins, quantitative easing, Langzeitkredite TLTRO – puh, das ist so kompliziert! Da sollte man als Verbraucher keinesfalls inkompetent dazwischenquatschen! Schließlich ist es Draghis erklärtes Ziel, die Inflation anzukurbeln, damit alles endlich teurer wird. Und wenn einer Drogen auf dem Schulhof gratis verteilt – so wie die EZB Kredite –, denkt man ja auch nichts Schlechtes. Also: Wir bekommen aufs Spargeld keine Zinsen mehr, damit wir im Laden mehr für die Einkäufe bezahlen müssen und später mal die zinsgestützte Lebensversicherung nichts taugt. Das ist ein Massaker. Die Deutschen wollten keine Eurobonds, weil das die Inflation ankurbeln würde. Draghi will Inflation, weil die Deutschen keine Eurobonds wollen. Schade, dass wir da alle mitmachen müssen bei dem Fight.

Donald Trump hat in der vergangenen Woche drei weitere Vorwahlen in den USA gewonnen. Wie können die Republikaner noch verhindern, dass er ihr Kandidat wird?

Indem er weitere verliert, wie soeben in Wyoming und Washington. Senator Ted Cruz ist so rechts, der könnte schon Beleidigungsklagen gewinnen wenn man ihn „vergleichsweise vernünftig“ nennen würde. Oder das Establishment zaubert bei einem Kampfparteitag einen Überraschungskompromiss aus dem Hut. Eminem? Schweinchen Doof?

Ein chinesisches Forscherteam hat ein Bakterium entdeckt, das Plastik frisst. Also: Ab ins Meer mit den Einwegflaschen?

Wenn da noch Platz ist. „Ich hätte gerne eine Tüte und natürlich dazu einen Eimer Ideonella sakaiensis 201-F6“ wird die Supermarktkassiererinnenansage der Zukunft. Den Forschern war das Bakterium so verdächtig neu, dass sie nun herausfinden wollen, ob es sich womöglich erst in den 70 Jahren seit Ausbruch des Plastiks in die Umwelt entwickelt hat. Was ja immerhin hieße: Eher erfindet die Schöpfung eine Reparatur, als dass wir von zu Hause eine Papiertüte mitbringen.

Die Polizei führte ab Dezember 2015 in ihren Statistiken „Flüchtlinge als Straftäter“ als Kategorie ein. „Flüchtlinge als Opfer“ soll es aber erst ab 2017 geben. Sind die noch zu retten?

Das ist doch Kuschelrock gegen das neuerdings sichere Drittland Marokko, wo ganz einfach Flucht strafbar ist.

Der Presserat bleibt bei seinem Grundsatz, die Nationalität oder die Religion eines Straftäters nur dann zu nennen, wenn „ein begründeter Sachbezug“ besteht. Hat er recht damit, oder sollte das Redaktionssache bleiben?

Ein bisschen unglücklich scheint die Sammlung von „Verdächtigen und Straftätern“ unter einem Passus. Ermittelt die Polizei zum Beispiel gegen Angehörige einer bestimmten Nationalität, heißt das nicht, dass die auch tatsächlich überführt werden. Sonst bräuchte die Polizei nicht zu ermitteln. Umgekehrt tut es bei unspezifischen kriminellen Taten wenig zur Sache, ob auch Nichtbiodeutsche, ohne zu bezahlen, tanken.

Das große Unwohlsein mit jeder Regelung entsteht, weil man leicht „Chinese“ in eine Meldung schreiben kann, hingegen für die Erklärung „Hartz-IV-Empfänger mit minderen Bildungschancen, langjährig arbeitslos trotz Verantwortung für große Familie und so weiter, und so fort“ jedes Mal eine Verlagsbeilage drucken müsste. Haben deutsche Christen ein Recht, unterschlagen zu werden in der Berichterstattung?

Polizisten aus Jena fuhren bei einer AfD-Demo die Ausgabe des rechten Magazins Compact mit Frauke Petry auf dem Titel spazieren. Die Beamten wurden jetzt versetzt. Problem gelöst?

Tittenbild des Stern wäre okay bei einer Frauendemo? Der Wirbel freut die Macher der Zeitschrift, das könnten die in Werbung nie bezahlen.

Trotz Plagiierens darf Ursula von der Leyen ihren Doktortitel behalten. Hat es überhaupt noch einen Wert, in Deutschland Akademiker zu sein?

Lese von Plagiaten „auf 27 von 62 Seiten“ der Doktorarbeit und erinnere dabei, dass man für ein schlichtes Diplom in Journalistik damals 120 Seiten liefern musste. Ich werd'Arzt.

Und was machen die Borussen?

Hallo Zocker! „Kartenvorverkauf Krause“ auf der Stockumer Straße/Parkhaus Barop hat seit circa 100 Jahren vor jedem Spiel einen Tipp auf einer Kreidetafel im Schaufenster. Der ist immer exakt zwei Tore zu hoch für den BVB. Dieser Hinweis ergeht vertraulich.

FRAGEN: MLK, JOB

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Jahrgang: gut. Deutscher Journalist, Autor und Fernsehproduzent. Seit 2003 schreibt Friedrich Küppersbusch die wöchentliche Interview-Kolumne der taz „Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?".

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.