Die Woche: Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?

Warum bekommen Personen mit dem Islamisten-Tourette ein Mikro? Hat die Linkspartei schon alle Mauerfans erreicht? Und wohin mit Christoph Daum?

taz: Herr Küppersbusch, was war schlecht vergangene Woche?

Friedrich Küppersbusch: Viele Verbrecher kündigen ihre Planungen immer noch nicht mit Klarnamen vorher per Mail bei der Polizei an.

Was wird besser in dieser?

Innenminister Friedrich will jetzt die "Anonymität im Internet abschaffen".

Am Samstag feiert Fidel Castro seinen 85. Geburtstag. Was kann der Kubaner sich noch wünschen?

Castro wurde, auch nach eigenen Angaben, wahlweise 1926, 1927 oder 1928 geboren. So kann er den 85ten drei Jahre durchfeiern, was seiner Neigung zum elaborierten Wortbeitrag entgegenkäme. Obama sei sein elfter und wohl letzter US-Präsident, kommentierte er dessen Amtsantritt. Ein vergleichbares Wunder wie ein schwarzer US-Präsident wäre ein demokratischer Übergang auf Kuba. Zusammen können sie es schaffen.

Ebenfalls am Samstag wird an den Mauerbau vor 50 Jahren erinnert. Eine Umfrage hat jetzt ergeben: 28 Prozent der Linkspartei-Anhänger glauben, dass der Mauerbau damals nötig und gerechtfertigt war, um die Abwanderung von Fachkräften aus der DDR zu stoppen. Was stimmt mit denen nicht?

Früher hieß diese Frage "Wer hat denn die Autobahnen gebaut?", heute also "Wer hat denn eine hochkant durch Deutschland gestellt?" Die Linkspartei scheint die sicherste Quarantäne für Todesschuss-Folkloristen zu sein; in der CDU hingegen konnte der verdiente Nazi-Funktionär Kiesinger 25 Jahre danach Kanzler werden. 35 Prozent aller Berliner finden laut Forsa die Mauer "ganz" oder "teilweise" richtig, da hat die Linkspartei mal wieder viele Fans noch nicht erreicht.

Warum kriegen die Deutschen immer weniger Kinder?

In den 80ern sagte der CDU-Familienpolitiker Heiner Geißler, Deutschland brauche mehr Migranten, weil sonst nach 2000 die Sozialsysteme zusammenbrächen. Doch seine Partei brauchte dann noch 20 Jahre, das böse Wort "Zuwanderungsland" in den Mund zu nehmen. Heute haben wir also einschließlich der teils paranoid begeiferten Zuwanderung die geringste Geburtenrate in Europa. Nicht die Deutschen, sondern in Summe: die in Deutschland Lebenden. In den oberen Gehaltsklassen fällt die Wahl schwer zwischen einem gebrauchten Porsche und einem neuen Thorben. Drunter fällt die Porsche-Alternative halt weg. Um das zu erklären reicht Marx und man braucht keine Rassisten.

ist Journalist und Fernsehproduzent. Jede Woche wird er von der taz zum Zustand der Welt befragt.

Kindsmörder Magnus Gäfgen hat eine Entschädigung von 3.000 Euro vom Land Hessen zugesprochen bekommen. Ein juristisch sauberes Urteil, ist es aber moralisch vertretbar?

Ja. Die Debatte darüber hingegen ist es weniger.

Erstmals wird einem arabischen Autokraten im eigenen Land der Prozess gemacht. Der ägyptische Expräsident Husni Mubarak muss sich nun verantworten. Ein historisches Ereignis oder eine erwartbare Inszenierung?

Mubaraks Satz "Ich bestreite alle Anschuldigungen" gibt es als Klingelton im Internet und die Menschen sehen, was manchen zu glauben noch schwer fallen mag: eine Entmachtung. Das mag Al-Dschasira-Zuschauer in bestehenden Diktaturen ermutigen. Und es ist ein Gegenentwurf zur Barbarei der Amerikaner im Irak.

S-21-Schlichter Heiner Geißler spricht von einem "totalen Krieg". Was ist bei dem schiefgelaufen?

Der hat einen Fehler gemacht, er weiß das, und er ist zu verliebt in seine Intelligenz, um das zugeben zu können. Es ist kein Altersstarrsinn, das konnte der jünger auch schon.

In Norwegen verschwinden Produkte aus Ladenregalen und Zeitungen aus der Kioskauslage, wenn Anders Behring Breiviks Gesicht darauf zu sehen ist. Richtig so?

In Deutschland bekommt jeder, der ordentlich Islamisten-Tourette hat, noch ein Mikro hingehalten. Auch nicht schöner. Nach dem Amoklauf in Winnenden 2009 nahm "Galeria Kaufhof" in Deutschland alle Ballerspiele aus dem Regal. Das ist also nicht neu, und als Geste auch nicht schlimm.

Exkokser Christoph Daum ist offenbar als Trainer der österreichischen Fußball-Nationalmannschaft im Gespräch. Auch Besiktas Istanbul und Chinas Nationalmannschaft sind an dem Extrainer von Eintracht Frankfurt interessiert. Wo soll Daum hin?

Ich hätte gesagt: Schalke. Doch die schaffen 0:3 auch ohne ihn. Also egal.

Und was machen die Borussen?

Beckenbauer stellt Götze mit Messi gleich. Oder aus dem Bayerischen ins Deutsche übersetzt: zwei Spieler, die Bayern nicht bekommt.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.