Die Woche: Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?

David Cameron gehört nach China, Nicolas Sarkozy spart sich aus dem Amt, Rudi Heß wäre selig und Wendi Murdoch wird's richten.

taz: Herr Küppersbusch, was war schlecht letzte Woche?

Friedrich Küppersbusch: Die Werte der FDP

Was wird besser in dieser?

Ratingagenturen setzen Rösler auf "Risiko".

Mehrere Tote und zahllose Plünderungen in London. Wem müssen wir die Schuld geben?

Den Ausländern. Randalierende junge Griechen etwa zerlegen seit Jahren in diesem Stil die Innenstädte, heimtückischerweise bevorzugt in Griechenland. Ähnlich die Ausschreitungen in französischen Banlieus. So kann man es auf den Zusammenbruch der Sozialsysteme, die Jugendarbeitslosigkeit und die urbane Verarmung schieben. Konsequent haben dunkelhäutige Menschen in England eine 26fach höhere Chance, von der Polizei angehalten zu werden. In Tottenham hat die vorausschauende Regierung die höchste Arbeitslosigkeit Londons organisiert und alle Jugendclubs geschlossen, um Gewalttäter abzuschrecken. Und das ist nun der Dank dafür.

Die British National Party, die islamophobe English Defence League, die deutsche NPD und die Welt am Sonntag - wenn Heß das noch hätte erleben dürfen! - stimmen überein, die "Gewalttäter entsprächen allen Klischees: Ausländer, vorbestraft, arbeitslos." Nach dreißig Jahren Thatcherismus sind Englands Neoliberale aufgerufen, endlich die Samthandschuhe auszuziehen und Inländer zu verarmen. Ich schlage gern welche vor. Die 10 Prozent der reichsten Londoner besitzen 273mal so viel wie der Durchschnittsarme. Die können sich ihre Golfausrüstungen doch auch mal aus dem Schaufenster klauen.

Die Börse spielt verrückt. Merkel behauptet, Deutschland gehe es gut, Bild verlost derweil Goldbarren. Edelmetall horten oder cool bleiben?

Die Eurobonds, also Staatsanleihen, für die die ganze EU samt ihren reichsten Nationen haftet, sind die letzte Karte. Müßig nun, zu diskutieren, ob es ein Fehler war, die Gemeinschaftswährung nicht gleich gemeinschaftlich zu sichern - jetzt hat Merkel nur noch diesen Trumpf im Ärmel. Und wenn der nicht sticht, ist der Euro platt; und wenn der doch sticht, hört die deutsche Wirtschaft auf, sich dumm zu verdienen. Tolle Auswahl.

Also: Welchen Spielraum hat sie? Immerhin, der Springer Verlag hat noch Gold zu verschenken. Da geht noch was. Die erste deutsche Einheit ist nach 1848 jäh und folgenreich zusammengebrochen, Jahrzehnte später kartätschte Bismarck sie gewaltsam herbei. Da kann man für die europäische Einheit lernen.

ist Journalist und Fernsehproduzent. Jede Woche wird er von der taz zum Zustand der Welt befragt.

Der englische Premierminister David Cameron will nach den Ereignissen in London Onlinenetzwerke wie Facebook beschneiden. Spinnt der?

In China könnte er noch was werden. Das Upperclass-Spielzeug Blackberry erwies sich als das Mittel der Wahl, auch niedere Formen der Kriminalität zu organisieren. Selten fiel es so schwer, nicht "ätsch" zu sagen.

In Frankreich beginnt bald der Wahlkampf - dem Land droht die Herabstufung durch Ratingagenturen, weil die Wirtschaft nicht mehr wächst. Kann Sarkozy die Krise managen?

Er muss sparen, und wenn er spart, verliert er die Wahl. Das mag man ihm gönnen, und doch hat es langsam etwas von Murmeltier-Tag: Jeden Morgen nagen die Heuschrecken an einem anderen Land. Die Banken haben Kredite gestreut wie Dealer Gratisdosen, nun hängen alle an der Nadel und die Preise ziehen an.

Trotz des Abhörskandals will Rupert Murdoch seinen Konzern News Corp. weiter selbst leiten. Eine gute Idee?

Die stabilsten deutschen Medienkonzerne sind witwengemanagt: Springer und Bertelsmann. Es läuft alles auf Wendi zu.

Weil er von einer Nordseeflut träumte, baut ein Holländer seit Jahren eine Arche nach den Angaben der Bibel. Was ist denn mit dem los?

Der glaubt an Gott.

Deutschlands erfolgreichste Fußballerin Birgit Prinz hat ihre Karriere beendet. Überfällig?

"Fußball ist eine der größten Leidenschaften in meinem Leben", verabschiedete sie sich, und nun wünsche ich ihr, dass das stimmt, denn mit anderen Leidenschaften neben Fußball wird ihr Leben danach nicht leer.

Und was machen die Borussen?

Gerade nach dem Hoffenheim-Dämpfer ist es Zeit für das Jupp-Schmiedeskampf-Saison-Orakel! Und das geht so: Der BVB wurde stets rhythmisch Meister, und zwar in einen Jahrzehnt zweimal (56, 57 und dann 95, 96) und dazwischen je einzeln (63, 02). Nach diesem unwiderlegbaren, zwingenden zahlenmystischen Mirakel ist nach 2011 also 2012 dran, wir haben ein Dopppelmeisterschaftsjahrzehnt. Jupp sagt, ich könne das so schreiben, ein Platz unter den ersten fünf sei aber auch schön.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Das finden Sie gut? Bereits 5 Euro monatlich helfen, taz.de auch weiterhin frei zugänglich zu halten. Für alle.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.